Lea - Untermieterin bei einem Vampir
mir seine Hand und wir schlenderten zu unserem Zelt, verstauten die Waschsachen und gingen hinüber zum Liegeplatz seiner Eltern. Die beiden hatten ein Tischlein gedeckt und der Duft frischen Kaffees stieg mir in die Nase. Er vermischte sich mit der Frische der Natur. Hier gab es allerhand Baumwuchs und unzählige Wildblumen blühten. Der Boden hatte einen würzigen Duft wie auch der Fluss eine Brise von ungefiltertem Wasser hinterließ. Die Luft barg eine angenehm aromatische Note all der Pflanzen.
Ich wünschte, ich könnte die Blumen so sehr riechen, wie ein Bienchen, das sich in den bunten Kelchen niederließ und den Saugrüssel darin eingrub. Ich würde mit meinem gelbschwarz gestreiften Allerwertesten wackeln und mich am Nektar gütlich tun. Ich schmunzelte über meinen Gedanken und darüber, dass Tom wohl abermals feststellen würde, dass ich bisweilen seltsame Überlegungen anstellte.
Das letzte Mal war ihm diese Bemerkung über die Lippen gekommen, als ich mir vorgestellt hatte, ein Luftballon zu sein, der über die Lichtkrumen der Stadt gen Himmel schwebte, zu all den anderen Lichtpunkten, die so unerreichbar weit am Firmament flammten.
Dabei stellte ich im Grunde doch wohl kaum merkwürdigere Gedanken an, als andere Menschen auch. Mir konnte niemand weismachen, dass er stocknüchtern und rein bieder im Oberstübchen funktionierte. Arm sind die Menschen, die keine Fantasie haben. Lieber hielt man mich für wunderlich, als dass ich mir meinen Kopfspagat nehmen ließe.
„ Guten Morgen, das ist leider nur Instantkaffee“, empfing uns Jenny und ich versuchte gar nicht erst, mein Schmunzeln über die Begrüßung zu kaschieren.
„ Hallo, das macht nichts“, sagte ich nun.
Toms Willkommen fiel etwas herzlicher aus, er umarmte seine Eltern fröhlich. Er wirkte gelöst und rundum zufrieden. Wir hatten uns zum Frühstück getroffen, und ich wusste gleichzeitig, dass ein gewisser Hunger in Tom ungestillt schlummerte. Zwei Sorten von Hunger, wenn ich es genau bedachte. Der sorgenvollere würde heute Thema werden. Dem anderen konnte ich nicht mehr lange widerstehen, denn er war auch in mir. Ich hatte immerhin dieselben beiden Nächte hinter mir wie Tom. Anders als er, hatte ich mir vorgestern keine Abhilfe verschafft.
Was echten Sex betraf – also mit einem Mann und nicht mit mir selbst – war es schier unendlich lang her. Ich war vierundzwanzig und meine Hormone in voller Blüte. Ich wusste nicht, ob es sich überhaupt jemals mit dem Alter änderte, dass unsere Körper wussten, wie sehr sie doch alle nur von der Natur gestellt waren. Mir schien, als würde Mutter Natur allen Lebewesen nicht nur Gestalt, sondern auch Fortpflanzungswillen verleihen. Es ging mir nicht darum, mit Tom Babys zu machen, aber das wusste mein Körper nicht. Der empfand sich als fraulich, funktionsfähig und äußerst paarungswillig. Besonders in der Nähe eines männlichen Exemplars wie Tom. Möglicherweise hätten wir das Kleingedruckte im biologischen Vertrag lesen sollen.
Ich brauchte keine Frühlingsstimmung, um nicht allein sein zu wollen. Ich drückte mich nicht so unverklemmt aus wie Sarah, aber das hieß nicht, dass ich etwas anderes dachte und wollte .
Daher fühlte ich mich gut mit meiner Hand in Toms. Ich genoss es, neben ihm auf der Bank zu sitzen und hatte keine Mühe, wie eine feste Freundin auszusehen. Ich fühlte, dass ich nicht mehr weit von diesem Schritt entfernt stand, denn ich war verliebt.
Verliebt in einen Vampir!
Ich hatte keine Ahnung, wie das passiert war, wie das mir passiert war. Wichtiger als die Ursachenforschung mit rückgerichtetem Blick schienen mir aber die Zukunftsprognose und der gegenwärtige Moment. Ich verspürte kein Bedürfnis, in eine Parallelwelt zu tauchen. Alles war bestens und ich langte ordentlich zu, als wir mit dem Frühstück begannen.
„ Was wollen wir heute machen?“, erkundigte sich Jenny und ich merkte, wie Tom neben mir unbehaglich auf seinem Hintern herumrutschte.
„ Wärt ihr sehr enttäuscht, wenn ich den Tag allein mit Lea verbringe?“, fragte er.
„ Aber nein“, versicherte Jenny ihm erfreut. „Wir können ja heute Abend zusammen grillen. Wie wäre das?“
„ Klingt lecker“, stimmte ich zu und Tom lächelte und nickte.
„ Bestens“, meinte Dave. „Dann kann ich Grillkönig spielen. Wir besorgen ein paar Dinge in Elberton. Lea, du magst doch Spareribs, oder?“, fragte er mich und Tom grinste.
„ Ja sehr“, erklärte ich schmunzelnd, während ich
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