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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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spendete mir mehr Wärme, als die Sonne es vermochte. Hoch und aufrecht stand er neben mir und ich kuschelte mich in die Kuhle unter seinem Arm. Er zog mich fest an sich und sah mich verliebt an. Ich schlang meine Arme um seine Taille und lehnte unbeschwert meinen Kopf an seine Brust. Erst dann fing ich Jennys Blick auf, wie sie uns beobachtete und offensichtlich beinahe Tränen in den Augen hatte vor Rührung.
    Ich war erstaunt. Sie wusste doch, dass wir zusammen waren. Anscheinend war sie hoffnungslos romantisch. Toms Lippen strichen durch mein Haar und küssten meinen Scheitel. Er war so sanft, dass ich seufzte und mit meinen Fingern kleine Kreise auf seinen Rücken zeichnete. Dann hielt ich inne und sah ihn an. Er schaute direkt in meine Augen zurück. Langsam begann ich mit meinem Zeigefinger eine Linie auf seinem Rücken zu beschreiben. Deutlich und unmissverständlich. Er schluckte und schloss kurz und glücklich die Augen. Als er sie wieder öffnete sah ich, wie sein Mund die stummen Worte „Ich dich auch“ formten.
    Ich hatte ihm ein Herz auf den Rücken gemalt.
    „Küss mich“, bat ich ihn flüsternd.
    Seine Hand huschte über meine Wange. Behutsam hob er meinen Kopf und legte all seine Liebe in einen zarten Kuss, der kaum länger als eine Handvoll Sekunden dauerte, da wir nicht allein waren. Aber ich spürte, was ich brauchte, bekam von ihm wieder, was ich selbst empfand.
    Ich weiß nicht, wie viele Momente es im Leben gibt, die so rein sind, dass Glück wie ein geschliffener Kristall um alles herum strahlt. Aber meine Entscheidung für Tom war solch ein Diamant. Ich begriff, dass die Diamanten, die von Herzen kamen, wertvoller waren als alle Steine in Ringfassungen. Und sie waren tatsächlich die besten Freunde eines Mädchens.
    Die Sonne wärmte uns, das Licht war perfekt, Toms Lippen köstlich weich und ich fühlte mich unsäglich geborgen in seinen Armen. Als wir den Kuss lösten, schlug ich lächelnd die Augen auf. Ich hatte eine Erinnerung für die Ewigkeit von diesem Moment und stupste Toms Nasenspitze neckend mit meiner an.
    Er grinste. „Gibt es nach dem Daumenrangeln nun den Nasenringkampf?“, fragte er amüsiert.
    Ich lächelte und stupste noch einmal nach.
    „Na warte“, meinte er und gab mir einen Knuff zurück.
    Ich kam mir vor wie ein Inuit, als wir unsere Nasenspitzen aneinander rieben.
    „Ihr seht aus wie Robbenbabys“, lachte seine Mom.
    Na ja, Eskimos und Robben wohnten in derselben Ecke. Ich glitt mit meinem Kopf zurück in die Senke von Toms Schulter und malte unablässig kleine Herzchen um jeden seiner Rückenwirbel. Ich spürte, wie Tom erschauerte unter der Berührung. Ich wusste, er hatte einen perfekten Kristall aus Glück gefunden.
    „Wir waren spazieren“, beantwortete ich mit reichlicher Verzögerung Jennys Frage. „Ich wusste gar nicht, dass hier wie ein kleines Atlantis eine ganze Stadt unter dem Wasser liegt.“
    Jenny nickte. „Tom saugt Geschichte in sich auf, wo er sie findet.“
    Sie hatte Recht. Mit ihm bekam jeder Ort und jeder Name eine Vergangenheit, als würde alles wie Geister noch immer den Dingen innewohnen. Aber schließlich hatte Tom die Kraft gefunden, meine Mauer aus Ängsten und Vorurteilen einzureißen. Konnte es mich da wundern, dass an ihm alles wie pure Magie war? Selbst wenn er sich nur auf die Zauberei verstand, allem eine vollständige Sicht zu verleihen. Meine Sicht auf seine Vampirwelt, der Blick auf Petersburg, es spielte keine Rolle. Seine Augen sahen die Dinge auf eine andere Weise. Es war, als fügte meine Betrachtung sich erst durch seine in ein dreidimensionales Bild, so als würde man statt mit einem Auge plötzlich mit zweien schauen.
    Wir setzten uns auf eine Bank und sahen dem selbsternannten Grillkönig Dave bei seiner Arbeit zu. Der würzige Rauch der Grillglut durchtränkte die Luft und ich wusste, dass Tom und ich die ganze Nacht danach riechen würden. Es störte mich nicht. Die herbe Note hatte etwas so urtümliches, das es Toms Höhlenmetapher nur verstärkte. Denn brannte bei Höhlenmenschen nicht auch ein Feuer?
    Ich kuschelte mich auf der Bank an ihn und knabberte mit meinen Zähnen sanft an seinem Kieferknochen und Hals entlang. Ich liebte es, seine Gänsehaut auf meinen Lippen zu spüren.
    „ Lea“, raunte er sanft, schluckte und schloss wieder verträumt die Augen.
    Meine Finger neckten seine Wange. Ich koste ihn völlig ungeniert vor seinen Eltern. Es schien keinen zu stören, am allerwenigsten Tom, der

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