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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Lust sein mochte, ich war mir sicher, dass er sich dieses Mal keine Erleichterung verschaffte, sondern auf heute Abend wartete. Ich wusste nicht, wie wir seinen Eltern erklären wollten, dass wir wie die Minimäuse aßen und flugs verschwanden, lange bevor der Abend lang wurde.
    Ich würde jedenfalls keine Migräne vortäuschen. Wobei... Tom würde vermutlich halb panisch werden, wenn er dächte, dass Kopfschmerzen ihm Einhalt geboten. Aber, ob gelogen oder nicht, würde er als Arzt die medizinische Heilwirkung bestimmter Aktivitäten hinsichtlich der Linderung von Kopfschmerzen bekunden. Was heute Abend kam, ließ er sich nicht mehr nehmen.
    Vampir und Arzt! Ich fand das ganz schön verrückt. Entsprechend grinsend nahm ich das Thema auf, als wir uns nach dem Duschen trafen.
    „ Tom, darf ich dich etwas fragen?“
    Ich hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, aber er nickte und ließ mir den Vortritt.
    „Bitte nimm das nicht persönlich, ich bin nur neugierig. Aber wie machst du das als Vampir mit der Medizin?“ Er zog eine Augenbraue empor, also fügte ich an: „Wegen all dem Blut.“
    Er lächelte unsicher und rieb sich über den Nacken, als wüsste er nicht, wie er mir das in die richtigen Worte packen sollte.
    „Okay, also versteh du mich jetzt nicht falsch, aber es ist so am Leichtesten erklärbar, okay?“ Ich nickte als Antwort. „Ich will wirklich sagen, dass ich das nicht eins zu eins so meine; aber denk mal an einen Tierarzt. Er isst Kühe und Schweine sogar, aber heilt sie trotzdem, ohne dass er bei einer Operation das Steakmesser auspackt oder größere Überwindung bräuchte, es nicht zu tun. Das ist ein schlechter Vergleich zu Menschen. Ich meine nur, dass bloß, weil Blut mir schmeckt, ich trotzdem meinen Job machen kann.“
    Ich nickte langsam. Es klang wirklich merkwürdig, aber der Vergleich war anschaulich.
    „Du kannst auch von Vampiren trinken, oder?“
    „ Natürlich. Aber wenn Vampire immer nur von Vampiren trinken, das ist wie die Reise nach Jerusalem zu spielen; da gibt es immer einen Stuhl zu wenig, egal wie oft man im Kreis läuft. Irgendwie muss in diesen Kreislauf neues Blut eingeführt werden. Es hilft nichts, wenn wir uns sozusagen reihum einen Kredit geben. Am Ende bleibt immer jemand übrig, sprich hungrig, da die Gesamtmenge sich nicht erhöht. Wir sind auf menschliche Hilfe angewiesen.“
    Ich versuchte einen Scherz zu machen. „So wie Finanzhilfen in hungernde Drittweltländer?“
    Tom sah mich belustigt an, aber sein Blick machte mir deutlich, dass er sich nur darüber amüsierte, dass ich mit dem Gespräch von unserer brodelnden Anziehungskraft abzulenken suchte und nach unverfänglichen Themen strebte.
    Er sagte: „Wenn du glaubst, dass eine kalte Dusche irgendetwas an meinem inneren Feuer löschen konnte, sag ich dir gleich, dass ich kaum duschen konnte, weil das Wasser mehr oder weniger um mich herum verdampft ist.“ Ich lachte und Tom packte mich am Arm und zog mich an sich heran, presste seinen Mund an mein Ohr. „Ich werde dir nachher die Kleider vom Leib reißen, Lea, und kann es kaum erwarten, endlich in dir zu sein. Besonders nach letzter und vorletzter Nacht.“
    Augenblicklich bekam ich Atemnot. Ungläubig sah ich ihn an. Tom lächelte qualvoll süß. „Ach Lea, von Sarah bist du doch ganz andere Sätze gewöhnt. Ich will nur, dass dir klar ist, wie sehr ich dich will und was ich ganz unvermeidlich mit dir tun werde.“
    Ich blinzelte sprachlos. Es war keinesfalls unangenehm. Im Gegenteil, mich machte Toms derbe Art ziemlich an. Das Vorspiel, das er sich für uns mit dieser Schnipselspur aus Worten ausgedacht hatte, heizte mir schon jetzt ein. Und wir waren weit von einem Abschluss des Abends entfernt. Aber es war, als hätte ich mit meiner Zustimmung für Tom den Startschuss gegeben, mit Leidenschaft statt mit Wasser zu kochen. Ich war überrascht von dieser äußerst anzüglichen Seite an ihm. Tom redete sonst nicht so. Er war stets kultiviert, höflich und zuvorkommend. Nun, Letzteres mochte auch im Schlafzimmer gelten, aber die ersten beiden Punkte strich ich nach dieser neuen Erkenntnis.
    Tom hatte gesagt, er wollte mich in eine Höhle schleppen. Offensichtlich fand er, dass in Belangen jenes Urtriebs, Kultur nichts zu suchen hatte und Jahrmillionen alte Triebe einfach zügellos ausgelebt werden mussten. Damit rannte er bei mir offene Türen ein. Verwundert war ich dennoch. Es war gar nicht lange her, dass ich ihm meine Zuneigung signalisiert

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