Lea - Untermieterin bei einem Vampir
wusste, dass er eigentlich zu Rotkäppchen statt zu Schneewittchen gehörte? Ich hoffte, dass er charmant war und sich als wenig bewandert in Märchenkunde herausstellte.
Das Speed-Dating würde mich diesbezüglich sicher etwas erhellen.
„ Liebe Bürger Roms“, eröffnete Miles seine Ansprache. „Ich bitte um Ruhe. Euer Cäsar hat etwas zu sagen.“
Das Stimmengemurmel verstummte und alle sahen erwartungsvoll und fröhlich zu Miles. Er war ein echter Sunnyboy mit jeder Menge Charme. Ich grinste, als ich daran dachte, dass ich Speed-Dating auch mit Miles hätte. Irgendwie war das ziemlich absurd und witzig. Die anderen Gäste dachten wohl dasselbe.
„Schön, dass ihr hierher gefunden habt“, setzte Miles seine Ansprache fort. „Wie es der Zufall will, sind wir je fünfzehn Mädels und Jungs. Womit wir schon zum Thema kommen. Das hier ist eine Singleparty. Ihr kennt euch nicht alle, aber so viel sei gesagt: Keiner von uns hat eine feste Beziehung. Daher wünsche ich uns allen nun viel Vergnügen beim Speed-Dating. Jeder hat fünf Minuten, die ganze Sache wird also etwas mehr als eine Stunde dauern. Da wir Gentlemen sind, dürfen die Damen an den Tischen sitzen bleiben, während die Herren nach jedem Läuten einen Stuhl weiterwandern. Am Ende hat sich jeder mal beschnuppern können. Ich werde es so machen, dass mein letztes Date meine wunderbare Schwester Sarah wäre. Dann haben wir beide schon eine Runde eher Schluss und können uns darum kümmern, dass die Häppchen nicht ausgehen und frische Sektgläser bereitstehen. Viel Vergnügen. Ich bitte die Damen nun, sich ein Plätzchen zu suchen.“
Miles kletterte von seiner Kiste und Sarah schob mich Richtung Tische. Sie platzierte mich auf einem Sitz neben sich.
„Dann kann ich bei dir rein lauschen, falls mich einer langweilt“, erklärte sie. „Und denk dran, dass wir hier auch für Recherche zu meinem neuen Blog sind.“
„ Lesen denn Leute deine Internetartikel?“, wollte ich wissen.
„ Na hör mal! Das läuft brummt richtig. Die Leute schauen ja auch Reality Shows. Also lesen sie meine tagebuchartigen Blogs über lustige Alltagsstudien selbstverständlich auch.“
„ Selbstverständlich.“
Ich setzte mich gemütlich hin und war schon gespannt, wer mein erstes Date sein würde. Wie sollte ich mir fünfzehn Typen einprägen? Ich hatte ein furchtbares Kurzzeitgedächtnis. Mir brauchte niemand auf den Kopf zu hauen, damit ich Dinge vergaß. Sie purzelten von allein aus einem großen Sieb. Sarahs Blog würde entsprechend unvollständig sein. Aber was machte das schon? Ich hatte hierfür auf den Strand verzichtet, weil ich mich nachmittags im Kostümverleih herumgetrieben hatte.
Ich wollte Spaß. Also würde ich einfach alle pflaumigen Typen vergessen und mich auf die Netten konzentrieren. Natürlich gäben lausige Dates mehr her für Artikel. Die Menschen lachten gern über Missgeschicke, rückwirkend betrachtet würde ich das wohl auch können. Aber während man schlechte Erfahrungen machte, konnte man sich nicht vorstellen, dass es einmal für einen guten Witz nützlich sein würde.
Ich hoffte, dass Miles’ Gäste ein gewisses Kriterium von Sympathie erfüllten. Altersmäßig waren wir alle zwischen Mitte Zwanzig bis Anfang Dreißig, was schon ganz gut passte. Ich vergegenwärtigte mir außerdem, dass ich schließlich und vor allem Single war und mich tatsächlich auf der Suche nach einem netten Mann befand. Vielleicht hatte ich Glück.
Als wir alle saßen, verstreuten sich die männlichen Gäste auf die Tische und vor mir nahm Elvis Platz.
„ Okay, es geht los“, verkündete Gaius Julius Cäsar und es ertönte ein Gong.
„ Hey“, meinte Elvis lächelnd.
Seine Pomadenlocke hing ihm kess in die Stirn und er hatte tatsächlich blaue Augen.
„Hey“, sagte ich. „Ich dachte, du bist tot. Wie geht’s dir so?“
Er grinste.
„Ach, ganz gut. Bin damals wegen der Mafia abgetaucht. Hat gut geklappt, oder?“
„ Ja, ganz prächtig. Deine Alben verkaufen sich weiter toll.“
„ Ich bin recht zufrieden.“
„ Und was machst du hier auf dieser Party?“
„ Ich bin vielleicht der King , aber um es mit meinem besten Song zu sagen: I can’t help falling in love with you.“
„ Huh wow. Du steigst ganz schön in die Eisen, oder?“ Würg.
„ Na ja“, er zuckte mit den Achseln und sah sich nach links und rechts um. „Ich kann hier nirgends einen deiner Zwerge entdecken. Da dachte ich: Junge, nutz die Chance. Schmeiß dich ran.
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