Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Außerdem haben wir nur fünf Minuten.“
„ Verstehe. Und was machst du so in deinem neuen Leben?“
„ Ich bin Versicherungsvertreter. Hast du dich schon gegen Liebeskummer versichert?“
Oh Mann, igitt. Er war so schmalzig wie seine Haartolle. Er ging mir gehörig auf den Geist. Wann waren bloß die fünf Minuten um?
„Nein danke, ich kaufe nichts. Bin knapp bei Kasse. Kann ich mich bei dir auch gegen Geldnot versichern?“, fragte ich scheinheilig.
Er sah mich stirnrunzelnd an, was ihm überhaupt nicht stand, denn dadurch hing ihm seine Locke fast ins Auge. Ich tat innerlich drei Seufzer als der Gong mich von ihm erlöste. Aber sahen wir der grausamen Realität ins Auge: Einer wie Elvis verkaufte nach seinem Tod Versicherungen. Hätte er sich mal besser gegen das junge Sterben versichert.
Sarah tat mir total leid, denn sie würde immer meine abgelegten Typen bekommen, da sie in der Reihe nach mir kam, um schließlich am Ende auf Cäsar zu treffen und sich aus der Runde stehlen zu können.
Damit wäre Cäsar mein vorletztes Date. Ich linste neugierig hinüber, wer mein letzter Kandidat sein würde und jauchzte innerlich, als ich sah, dass es der Wolf war. Stimmt, den hatte Sarah ja gerade gehabt. Während die Jungs tauschten, lehnte ich mich zu ihr herüber.
„Hey, wie war das Tier im Mann?“, flüsterte ich neugierig.
Sie lächelte.
„Ein echter Wolf im Wolfspelz. Mit dem wirst du Spaß haben. Und wie war Elvis so?“
„ Ich halte es doppeldeutig für angezeigt, dir wegen des Toten zu kondolieren.“
„ Oh nein“, stöhnte sie, wandte sich dann aber mit professionellem Lächeln zu ihm.
Innerlich sammelte sie wohl schon Material für ihren Blog. Ich sah den Titel bereits vor mir: Warum es gut ist, die Finger von Toten zu lassen oder Warum man die Toten ruhen lassen sollte oder Wie man sich bettet, so liegt man. So was in der Art würde es gewiss ausschmücken. Ich überlegte, vielleicht könnte ich Sarah schon weiterhelfen, wenn ich jedem Date einfach eine Überschrift verpasste. So könnte ich es mir eventuell selbst besser merken.
Vor mir nahm eine gewisse hölzerne Marionette Platz. Der Gong ertönte und leitete die nächsten fünf Minuten ein.
„Hi, ich bin Robert“, stellte sich Pinocchio vor.
„ Hi, ich glaube dir kein Wort“, stellte ich grinsend klar.
„ Ach keine Angst, wenn ich lüge wird sofort meine Nase lang“, behauptete er.
„ Sie ist kaputt“, bemerkte ich ob der Lüge.
Er lachte.
„Kannst mich Bob nennen. Das machen alle. Und wie darf ich dich anreden, Schneewittchen?“
Er lehnte sich etwas vor und ich musste zugeben, er war irgendwie sympathisch.
„Lea.“
„ Schön, dich kennen zu lernen, Lea. Ich steh auf Brünette“, meinte er schmunzelt.
Ich kratzte an meiner Perücke. „Also eigentlich bin ich blond.“
„Wow, das gibt niemand so einfach zu.“
„ Ich habe mir das Haar nur dunkel gemacht, damit meine Stiefmutter mich nicht so schnell findet. Die sucht irgendwo hinter den Rocky Mountains nach einer Blondine.“
„ Ehrlich, ganz schön clever“, meinte Robert grinsend. Seine blauen Augen versprühten Charme und in seiner Stimme schwang Anerkennung.
„ Hey Bob, ich soll es ja eigentlich keinem sagen, aber ich bin im Zeugenschutzprogramm. Das FBI versteckt mich.“
„ Solltest nicht eigentlich du meine Nase tragen?“, fragte er kokett zwinkernd.
Na so was, wir waren gehirnverwandt. Ich hatte heute schon mindestens zweimal dasselbe gedacht. Ich lachte.
„Ich erzähl es dir auch nur, weil dir eh keiner glaubt, falls du es weitersagst“, informierte ich ihn.
„ Weitersagen? Bin ich blöd? Mich hält jetzt schon jeder für einen Schwindler. Wenn ich nun hingehe und erzähle, dass Schneewittchen eine scharfe Blondine ist, die vom FBI vor ihrer tobsüchtigen in den Rockys campenden Stiefmutter versteckt wird, dann schrauben sie mir eine Nase an, so lang wie eine Kleiderstange.“ Er kratzte sich gespielt am Hinterkopf und sein aschblondes Haar verstrubbelte. „Damit komme ich um keine Kurve mehr, würde ständig die Frontscheibe meines Wagens zerstochern und überall anecken. Ich müsste einen Anstandsabstand halten, der länger als nur eine Armeslänge ist, damit ich keinem mit meiner Nase versehentlich das Auge ausbohre. Am besten, ich hänge mir ein Schild um: Wenn sie das hier lesen können, sind sie zu dicht dran. Bitte halten sie eine Nasenlänge Abstand. “
Pinocchio war richtig unterhaltsam. Es war auch die Art wie er sprach,
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