Lea - Untermieterin bei einem Vampir
meine roten Riemchensandaletten aus dem Schuhkarton. Schmuck , ich bräuchte Schmuck. Ich fühlte mich schließlich bestens und wollte funkeln. Ich hatte ein Date mit einem schnuckeligen Cop, der in mir etwas Schärferes als seine Knarre sehen sollte, und würde anschließend am Strand sein. Ich band meine Kette mit den unzähligen kleinen Karneolsteinen um und machte mich auf den Weg.
Die meiste Strecke legte ich mit dem Bus zurück. Die restlichen Meter lief ich. Schließlich spazierte ich völlig unverhofft zur Mittagsstunde ins Krispy Kreme.
„ Hey, das nenne ich Zufall. Du auch hier?“, begrüßte mich Colin grinsend.
Ich strahlte ihn an. „Mensch Colin, mit dir hätte ich ja im Leben nicht gerechnet.“
„Schon wundersam, welche Wege man so nimmt. Die Welt ist klein. Sag mal, Lea, wie lang ist das jetzt her?“, scherzte er weiter.
Ich legte mir gespielt den Finger an den Mund und tat, als grübelte ich nach.
„Eine ganze Weile würde ich tippen.“
Colin nickte. „Unzählige, grausam lange Stunden“, behauptete er. „Komm, lass dich von einem unbescholtenen Gesetzeshüter zu einem sonntäglichen Donut einladen.“
„Das wäre wunderbar. Danke.“
Wir stellten uns an und suchten uns mit hungrigen Augen die leckersten Donuts aus. Schließlich türmte sich ein kleiner Berg süßer Teigkringel mit fettigzuckrigen Glasuren und zwei Becher Kaffee auf unserem Tisch. Wir hatten Platz in einer gemütlichen Ecke bezogen.
„Du siehst toll aus“, meinte Colin. „Mein armes Polizistenherz weiß gar nicht, wie ihm geschieht, von etwas noch Tollerem als Donuts heimgesucht zu werden.“
Ich lächelte und schnappte mir ein Gebäckstück mit viel Schokolade.
„Es ist sehr umsichtig von dir, dass du heute keine Uniform trägst“, bemerkte ich.
„ Ach? Wie das?“, fragte er und angelte nach einem Vanilledonut.
„ Na ja, sonst wüsste ich gar nicht, wohin ich schauen soll“, gestand ich grinsend.
Colin fasste sich gespielt tragisch ans Herz.
„Oh nein, ich Narr! Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht in zivil aufgetaucht. Uniformen gefallen dir also, ja?“, fragte er neugierig.
Ich nickte kichernd. „Nicht nur mir. Sarah bekommt einen ganz verklärten Blick bei der Vorstellung.“
Er lachte. „Ich hatte ja keine Ahnung. Aber Sarah ist Ronnys Mädchen. Ich werde ihm flüstern, dass er seine Berufswahl überdenken sollte. Es darf ruhig mehr Glückspilze als nur mich geben.“ Seine braunen Augen funkelten herzlich. Colin konnte mit diesem Blick Glasuren zum Schmelzen bringen, da würde ich jede Wette eingehen. „Also erzähl“, lud er mich ein. „Was ist an meiner Uniform genau so toll?“
Ich verschluckte mich fast und lächelte verlegen.
„Also... das ist ja nicht irgendeine Uniform. Es funktioniert zum Beispiel nicht mit Baumarktkleidung.“
„ Also nicht jede x-beliebige Uniform?“, hakte er schmunzelnd nach.
„ Nein. Es ist ziemlich attraktiv, dass du so ein Beschützertyp bist. Einer, der mit einer Waffe umgehen kann, vermutlich etwas Kampfsport beherrscht, jemand, der Recht und Ordnung verteidigt. Mit dir kann man sich sicher fühlen.“
„ Das geht runter wie Öl. Aber wann genau kommt die Uniform ins Spiel? Ich passe auch auf dich auf, wenn ich keine trage, Lea. Großes Ehrenwort.“
Puh, also das war heiß! Definitiv knisterte da etwas mehr zwischen Colin und mir als gestern mit Wolf. Vielleicht würde es mit ihm prickeln. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Colin den Vanilledonut an seinem Mund mit meinen Lippen austauschte. Definitiv eine anregende Vorstellung. Er würde nach feinherber Vanille schmecken und ich nach köstlich schwerer Schokolade. Klang das nicht nach purer Verführung? Nach mehr als nur schwelgerischen Aromen für die Geschmacksknospen unserer Zungen? Ich malte mir aus, wie Colin seine Lippen über meine rieb und mit seiner Zunge in meinen Mund tauchte. Ich merkte, dass ich schwerer atmete und mein Puls in die Gänge kam. Seit Freitagabend, als mein Leben unter einem Mistelzweig aus der Bahn geraten war, hatte ich kontinuierlich Herzrhythmusstörungen zu verzeichnen. Als ich mir bewusst wurde, dass ich mindestens fünf Sekunden Colins Mund angestarrt hatte ohne mich zu rühren, räusperte ich mich verlegen. Er lächelte mich zwar an, aber er wurde eindeutig rot. Ich glaube, für uns beide war die Raumtemperatur von kühl klimatisiert zu drückend schwül umgeschlagen.
Ich biss in meinen Donut. Der herrliche Geschmack zerging in meinem Mund.
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