Lea - Untermieterin bei einem Vampir
beleidigen, da ich das schließlich andauernd täte. Ich solle endlich mal über meinen Tellerrand gucken. Und dann ist er gegangen. Außerdem meinte er noch, unser Kuss sei nicht so wild gewesen.“
„ Autsch.“ Sarah sah mich mitfühlend an. „Deswegen war er so frustriert, als er wieder rein kam“, grübelte sie.
„ Und deswegen bin ich auch zu Wolf gegangen. Ich wollte eigentlich nur mit ihm tanzen. Aber dann hat es sich verselbständigt. Ich wollte wissen, ob es nicht auch mit anderen prickelt, wenn sie mich küssen.“
„ Und?“, fragte Sarah neugierig.
Ich schüttelte den Kopf. „Zumindest nicht mit Wolf. Wir haben uns darauf verständigt, einfach nur befreundet zu sein.“
„Also hat sich das mit Wolf erledigt?“
Ich nickte. „Ja.“
„Hast du mit Tom gestern Abend nach eurer Auseinandersetzung noch mal gesprochen?“
„ Nein. Ich habe einen tödlichen Blick von ihm eingefangen und bin lieber in Deckung geblieben.“
„ Oh, jetzt wird mir einiges klar. Tom hat den Kuss mit Wolf gesehen. Kaum dass er selbst dich geküsst hatte, hast du ihn schon ausgewechselt. Kein Wunder, wenn er heute Morgen nicht so gut drauf war. Lea, denk doch mal nach. Glaubst du, Tom küsst dich einfach so ohne etwas dabei zu empfinden?“
Ich zuckte mit den Achseln.
„Keine Ahnung. Ich glaube aber, dass er sich nicht halb so viele blöde Gedanken macht wie ich mir. Mal ehrlich, welcher Mann setzt sich stundenlang mit seinem Kumpel hin und konjugiert den Abend mit einer Frau durch?“
„ Umso schlimmer. Du kannst wenigstens Trost einholen. Tom schleppt seinen Kummer mit sich herum.“
„ Haha, Kummer. Von wegen. Dass ich nicht lache. Er hat behauptet, unser Kuss war nicht so wild.“
Sarah verzog ironisch den Mund.
„In Mexiko soll neulich ein fliegendes Schwein gesichtet worden sein.“ Das war ihre Art zu sagen, dass sie ihm das nicht abkaufte.
„ Was hat das damit zu tun?“, wollte ich wissen.
„ Mensch Lea, wenn du so langweilig küsst; wieso macht er es dann überhaupt ein zweites Mal, wenn er doch schon unter dem Mistelzweig hätte merken müssen, dass es mit dir so spannend wie eine Gebissreinigung ist?“
„ Hey!“, protestierte ich.
„ Dummchen. Du küsst bestimmt ganz fabelhaft für ihn. Wenn es nicht so wäre, hätte Tom so viel Lust auf eine Wiederholung wie du mit Wolf.“
Sie sah mich erwartungsvoll an und tatsächlich: Es machte klick.
„ Du meinst, er mag es auch?“
Sie grinste mich an und nickte.
„Aber hallo! Vielleicht seid ihr heute früh aneinander geraten, aber ich wette mit dir, dass Tom dasselbe irrwitzige Kribbeln beim Küssen mit dir hat wie du mit ihm. Und was seine Behauptung betrifft, dass es nicht so besonders gewesen wäre: Na ja, was soll er in dem Moment sagen? War das vor oder nach eurem Konflikt?“
Ich dachte nach.
„Oh“, meinte ich. „Es war nach unserem zweiten Missverständnis. Er dachte, ich wollte den zweiten Kuss rückgängig machen, als ich mich entschuldigte.“
„ Okay. Dann zählt seine Aussage definitiv nicht. Ich würde sagen, du hast ihn mit diesem Missverständnis ziemlich getroffen. So wie es dich getroffen hat, dass er behauptete, es wäre nicht so toll.“
„ Hm… macht Sinn“, attestierte ich.
„ Vielleicht solltet ihr beide euch mal zusammensetzen und reden“, schlug Sarah vor.
„ Oh nein, als ich das letzte Mal etwas mit ihm klären wollte, gab es nur ein weiteres Missverständnis. Außerdem bin ich gerade in meiner Tellerrandphase. Das war nicht gerade nett, was Tom mir da gestern an den Kopf geworfen hat. Ich kam mir richtig schäbig vor.“
„ Dann hör auf, Vampirwitze zu machen. Tom erzählt auch nie Blondinenwitze, oder?“
„ Was für Blondinenwitze?“, fragte ich scheinheilig, als ob ich davon noch nie gehört hätte. Mein sonniges Haar konnte doch wohl kaum Objekt von perfiden Witzen sein. Niemals.
„ Na ja, du gehst doch gern joggen. Hat Tom etwa je zu dir als joggende Blondine gesagt: dumm gelaufen? “
„ Hey!“, empörte ich mich.
„ Hat er dir je eine Taschenlampe ans Ohr gehalten und behauptet, er könne damit deine Augen zum Leuchten bringen?“
„ Sarah Jones, du hörst jetzt aber sofort auf!“, forderte ich grinsend.
„ Und hat er dir je erklärt, dass man Brezeln nicht aufknoten braucht?“
„ Aaaaah!“, rief ich fuchsig. „Aufhören!“
Die Jungs drehten sich in unsere Richtung und unterbrachen ihr Spiel.
„Was ist denn los, Lea?“, fragte mich Colin.
„ Die da ist
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