Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Zeit, da Sarah und ich unseren montäglichen Mädelsabend einläuten würden. Nachdem ich aber bereits Freitag, gestern und heute fortlaufend Dates gehabt hatte, störte mich ein männerloser Tag nicht im Geringsten. Wir plauderten noch eine Weile im Auto. Es war nett, aber ich ertappte mich die ganze Zeit dabei, mich zu fragen, ob ich mehr mit ihm wollte als diese unkomplizierte Freundschaft. Da ich unschlüssig war und keine falschen Signale streuen wollte, hatte ich auf Andeutungen aller Art verzichtet. Colin war warmherzig und ich wollte ihm keine Hoffnung und damit möglicherweise unnötige Schmerzen bereiten, falls es ein Uns nie gab.
Daher küsste ich ihn zum Abschied nur flüchtig auf die Wange und winkte ihm lächelnd, aber ohne sehnsuchtsvollen Blick, bevor ich ins Haus verschwand. So viele Gedanken wirbelten in meinem Kopf umher. Ich fand die Entscheidung gut, ihn nicht auf den Mund geküsst zu haben. Ich hatte vorgestern und gestern schon Tom geküsst, mein Gott, gleich zweimal! Und auch Wolf. Ich befand, dass drei Männer in drei Tagen keine Lösung wären, sondern nur katastrophale Konfusion in mir ausgelöst hätten. Nachdem ich ein Jahr ungeküsst war, schienen meine Lippen nicht mehr zu wissen, wie ihnen geschah. Sie waren völlig außer Rand und Band, denn sie prickelten bei Tom, der schließlich nicht infrage kam, und schalteten auf Stromsparen bei Wolf, der sich mehr als jeder andere geeignet hätte, mein neuer Freund zu werden. Welche Dummheiten mochten ihnen einfallen, wenn ich Colin berührte? Und bestimmt wäre es nicht clever, auch noch Robert vorschnell nahe zu kommen.
Ich beschloss, dass Gutding Weile haben wollte. Sehnsucht brauchte Zeit, sich zu entwickeln. Und Liebe auf den ersten Blick gab es doch eigentlich nicht. Vorwitzige, eilige Hormone vielleicht, aber Liebe schlich sich meist unbemerkt und leise an, wenn man sie am wenigsten erwartete. Wolf hatte Recht, wenn er sagte, dass wir uns nicht aussuchen konnten, wen wir liebten. Weder konnten wir uns aussuchen, wen wir wollten, noch konnten wir verhindern, dass es jemanden traf, der völlig unerreichbar für uns war. Ich würde mich nun erst einmal schlafen legen, denn so viele Dinge sahen im neuen Licht des nächsten Tages gleich ganz anders aus. Als ob mit dem Umblättern des Kalenders auch die Perspektive wechselte. Ich war ein großer Fan davon, Dinge zu überschlafen und auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich unternahm praktisch nichts, was ich nicht wollte und war bisher gut damit gefahren. Ich hatte noch bei niemandem erlebt, dass sich aus Bauchschmerzen Glück entwickelte. Meistens war man lediglich auf etwas äußerst Unangenehmes gestoßen.
Kapitel 4
Der nächste Tag begann mit dem geschäftigen Treiben arbeitender Menschen in Savannah. Ich lag in meinem Bett und räkelte mich wohlig, kostete aus, dass ich nicht ins Büro oder sonst wohin musste. Die Sonne streckte ihre Fühler in mein Zimmer aus und tauchte alles in ein herrliches Morgenlicht. Ich quiekte vergnügt.
„ Alles in Ordnung bei dir?“, hörte ich Tom von draußen fragen.
Seine Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. Was tat er eigentlich vor meiner Tür? Schob er Wache? Ich schwang meine Beine über die Bettkante und tapste auf nackten Sohlen über den Teppich. Dann zog ich mit einem fragenden Blick die Tür auf.
„Alles bestens. Was machst du hier draußen?“, fragte ich ihn.
„ Ich wohne hier.“ Er sah mich merkwürdig an.
„ Ich meine vor meiner Tür“, stellte ich klar.
„ Bin nur dran vorbei gelaufen und habe dich quieken hören. Ich dachte, du brauchst vielleicht Hilfe mit einem Insekt.“
Er zuckte mit den Schultern und stierte mich an.
„Oh.“
Ich kratzte mich am verstrubbelten Hinterkopf. Er hatte also nur hilfsbereit sein wollen. Das passte irgendwie zu ihm. Er bot mir Hilfe an, obwohl wir seit unserer Reiberei gestern Morgen noch kein Wort miteinander gewechselt hatten.
„Na dann scheint ja alles in Ordnung zu sein.“ Tom hüstelte, ehe er mit wieder festem Blick weiterwollte. „Schöne Unterwäsche“, bemerkte er noch.
Ich sah an mir herunter und wieder zu ihm rauf. Ich wusste nicht, was mich mehr irritierte: Dass ich meine Zimmertür in einem Hauch von Nichts aufgerissen hatte, oder dass Tom bei seinem Kompliment ein Gesicht wie zehn Tage Regenwetter auflegte. Da passten Worte und Mimik einfach nicht zusammen. Er schien sich daran erinnert zu haben, dass wir eigentlich Streit hatten. Ich sprang zurück in mein
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