Lea - Untermieterin bei einem Vampir
gemein zu mir, Officer!“, sagte ich, während ich meinen Finger in Sarahs Richtung bohrte. „Die erzählt gemeine Blondinenwitze.“
Die Jungs kicherten.
„Da kenne ich auch einen“, meinte Matthew beflissen und legte los: „Eine Blondine kommt in eine Verkehrskontrolle und soll ihren Führerschein herzeigen. Sie fragt ganz unglücklich, wie so ein Ding denn aussieht. Die Polizistin erklärt, dass es ein rechteckiges Kärtchen mit ihrem Bild darauf wäre. Die Blondine wühlt in ihrer Handtasche und zückt schließlich einen Handspiegel. Als sie reinschaut, sieht sie sich in dem Rechteck des Spiegels und reicht ihn freudig weiter an die blonde Polizistin. Die sieht sich den Spiegel an und meint: Ach, das hätten sie doch gleich sagen können, dass sie eine Kollegin sind.“
„ Frechheit!“, schimpfte ich.
Colin grinste und Sarah neben mir kringelte sich.
„Colin, du sollst sie verhaften und nicht mitlachen“, beschwerte ich mich heiter.
Ich gebe zu, es ist nicht sehr überzeugend, wenn man dabei kein ernstes Gesicht macht.
„Los Jungs, spielt weiter“, meinte Sarah und wischte sich eine Lachträne aus den Augenwinkeln. Die Vier nahmen ihr Match wieder auf und baggerten, pritschten und schmetterten mit dem Können beständiger Übung.
Sarah wurde wieder Ernst. „Aber es geht nicht nur um deine Witze, Lea. Das könnte er irgendwie verkraften. Wobei ich dir anvertrauen muss, dass mehr nicht immer besser ist. Doch du solltest vor allen Dingen aufhören Vampire als zahndeformierte Blutparasiten zu bezeichnen.“
„ Aber...“ Ich holte Luft und ließ es mir durch den Kopf gehen. „Also gut“, nickte ich.
„ Weißt du, Tom ist doch sehr rücksichtsvoll. Er macht überhaupt nichts Nichtmenschliches in eurer Wohnung. Ich glaube, es bekümmert ihn ziemlich, dass er es dir nie recht machen kann. Du gibst ihm gar keine Chance. Du bezichtigst ihn aller möglichen Dinge und egal wie sehr er versucht dir zu zeigen, wie er eigentlich ist, bist du völlig blind für alles, was du nicht sehen willst. Ich sage es dir nur ungern, aber was den Tellerrand und deine Vorurteile betrifft, hat er ziemlich Recht. Du kannst wirklich grausam sein. Dabei hat er dir absolut nichts getan. Mach ihn doch nicht fertig dafür, dass er ein Vampir ist. Du kannst doch auch nichts dafür, dass du zufällig ein Mensch bist oder hast du irgendwas dazu beigetragen? Nein. Du kannst Leuten einen schlechten Charakter vorwerfen, aber doch nicht schlechte Gene. Du bist ein echter Gen-Snob, Lea.“
„ Ich glaube nicht, dass es das gibt.“
„ Vergiss mal lange Zähne und sieh Tom einfach als Mann. Denn das ist er auch. Und er ist toll mit uns Menschen kompatibel. Eine Menge Frauen sahen mir gestern sehr danach aus, dass sie besonders gern kompatibel mit ihm wären.“
„ Das hat mich irgendwie gewundert“, gab ich zu.
„ Mich nicht. Tom sieht fantastisch aus und ist eine Seele von Mann. Ach und da fällt mir ein, dass ich irgendwo aus zuverlässiger Quelle gehört habe, dass er besonders toll küssen kann. Geradezu magisch prickelnd gut.“
„ Stimmt“, sagte ich zögerlich.
Sarah streckte sich zufrieden auf ihrem Handtuch aus. Ihre Beweisführung schien abgeschlossen. Ich warf einen nachdenklichen Blick auf die vier Volleyballer und tat es Sarah dann gleich.
„Wenn du dir einen Mann basteln könntest, wie müsste er unbedingt sein?“, wollte Sarah wissen.
„ Treu“, stellte ich unumwunden fest.
Sie nickte. „Ja, nicht wahr? Er kann so toll sein, wie er will. Aber wo bliebe das alles ohne Vertrauen? Übrigens“, sie lächelte, als heckte sie schon wieder etwas aus. „Tom würde immer treu sein.“
„Ach ja?“ Ich zog wenig überzeugt die Augenbrauen rauf. „Und was macht dich so sicher? Etwa weil er ein feiner Kerl ist?“
„ Auch“, stimmte sie zu. „Aber vor allem, weil er weiß, wie furchtbar es ist, betrogen zu werden. Das würde er niemandem antun.“
Ich setzte mich auf. „Was meinst du?“
„Ich habe auf der Feier mit Tom geplaudert als ich mit ihm getanzt habe. Da ich neugierig war – es war immerhin eine Dating-Party mit Singles – habe ich ihn gefragt, wie lange er schon solo ist und was aus seiner letzten Beziehung wurde.“
Sie setzte sich auf und wühlte umständlich in ihrer Tasche nach einem Getränk. Glückselig schraubte sie den Verschluss ab und nippte an ihrer Cola als sei es die pure Verheißung. Ich wusste aus derselben zuverlässigen Quelle, dass sie toll den Kreislauf in Gang
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