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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Hebelwirkung bedeutete.
    Ich weiß nicht, was mich ritt, als ich ihn spontan in die Schulter biss. Ich bekam kaum noch Luft vor Lachen. Meine Hände waren gepackt, meine Beine verschlungen, mein Oberkörper unter seinem breiten Torso begraben. Ich hatte schlicht nur noch meinen Kopf und meine Zehen zum Wackeln frei. Ich biss ihn nicht blutig, es reichte nicht einmal für einen blauen Fleck. Aber es fühlte sich so bewusst absurd an, dass ausgerechnet ich den Vampir biss. War das nicht schräg?
    Tom drückte meine Hände rechts und links von meinem Kopf zu Boden, verwob seine Finger mit meinen. Er lag in voller Länge auf meinem Körper und hatte meine Beine eingekesselt. Ich konnte mich nicht einmal im Beckenbereich winden, denn seine Hüfte lag auf mir und fixierte mich stählern. Ich bekam nur schwer Luft, weil ich mich so unendlich anstrengte und gleichzeitig lachte und von seinem Brustkorb niedergedrückt wurde.
    „ Lea“, hörte ich Tom an meinem Ohr und hielt im Biss inne.
    Er flüsterte mit rauchig dunklem Versprechen: „Wenn du mich beißt, beiße ich dich.“
    Oh Gott. Meine Gedanken und Gefühle rotierten. Ich war gefangen in einer irren Mischung aus Lachen und Entsetzen. War ich entsetzt? Ich meine, knabberte er nur oder biss er mich? Es war so absurd. Er beißt mich, er beißt mich nicht, er beißt mich… Doch nirgendwo war eine Margeritenblume zum Zupfen, um zu wissen, was geschehen würde. Ich wusste nicht, ob er mir drohte oder mich spöttisch aufzog. Vermutlich wussten wir beide nicht, was los war.
    Mein Kopf sackte zurück auf den Boden und ich sah sein Gesicht unmittelbar über meinem aufragen. Seine Hüfte lag auf meiner und da er größer war, wölbte er seinen Rücken, um mir Auge in Auge gegenüberzuliegen. Ich sah die mokkabraune Iris, die vorwitzigen goldenen Sprenkeln um seine Pupille und vor allem sah ich seinen Blick auf mir. Er sah aus wie ich mich fühlte. Eine Mischung aus Belustigung, Schalk und glühendem Feuer.
    Ich wurde mir seines Körpers bewusst, seines Gewichts, seiner Wärme, seiner Hände, meiner nackten Beine und seiner Verwirrtheit. Es fühlte sich viel zu gut an, einen Mann auf mir zu haben. Tom . Aber er war ein Vampir!
    „ Woran denkst du?“, fragte er mich mit heiserer Stimme.
    „ Dass meine Lippen kribbeln, wenn du mich küsst“, flüsterte ich.
    Sein Gesicht kam mir noch näher. Seine Nasenspitze strich über meine Wange hinauf zu meiner Nase und er sog tief die Luft ein, als atmete er meinen Duft, als wäre ich köstlich. Ein irres, flatterndes Gefühl stürmte durch meinen Bauch.
    Seine braunen Augen nahmen mich gefangen. Er betrachtete mich nachdenklich und so unglaublich intensiv, dass alle Zeit stillstand. Wieder gab es nur Tom und mich; kein Zimmer, keinen Boden, nichts sonst. Er war warm, er war hart und er duftete gut. Und einmal mehr war mir schwindlig.
    Seine Lippen waren ein Flüstern an meinem Mund, ein so zarter Hauch, dass ich mir die Berührung auch wie einen Schatten seiner Wärme hätte einbilden können, als würden nur die vibrierenden Moleküle der Luft meine Sinne kitzeln.
    „ Hast du Angst?“, fragte er mich.
    Ich schluckte. Ich wusste es nicht. Ich verzehrte mich nach seinen Küssen, meine Welt stand Kopf, denn Tom konnte nicht der Richtige für mich sein. Wohin sollte all dies führen, wenn nicht katapultartig zu Komplikationen? Mein Herz hämmerte bang und mein ganzer Körper prickelte als würde Brausepulver auf meiner Haut tanzen.
    „Ich weiß es nicht“, gab ich zu.
    Als Tom schließlich nickte und sich von mir zurückzog, folgte mein Mund seinem für einen kurzen Moment. Doch der Kuss blieb unerfüllt, passierte nicht. Nur wenige Sekunden, nur wenige Millimeter trennten die Realität von unseren Lippen, teilten unsere gegenwärtige Welt von einer alternativen. Ich fragte mich taumelig, ob es ein paralleles Universum gab, in dem eine Lea anders geantwortet hatte und nun küssend unter Tom lag. Gab es eine Doppelgängerin von mir, die sich zitternd hingab? Und vor allen Dingen: War diese glücklicher als ich?
    Tom kam auf die Beine und zog mich hoch.
    „ Alles klar bei dir?“, fragte er mich.
    „ Ich weiß nicht. Doch. Ja, irgendwie schon.“
    Woher sollte ich das bloß wissen!
    Er nickte und atmete schwer ein.
    „ Soll ich dann doch besser lernen gehen?“, erkundigte er sich leise.
    Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte ich und taumelte zu seinem Bett, um das Telefon zu nehmen.
    Ich würde Sarah

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