Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
einzureihen und mit ihr zu tanzen. Die Personenschützer von Scotland Yard waren wenig erbaut gewesen, und da sie keine Neuauflage wollten, sollte bei der Veranstaltung in Washington unbedingt verhindert werden, dass sich Fremde in die Schlange schmuggelten. Ich wurde gebeten, den Tanz mit ihr zu eröffnen, und Oscar de la Renta und ein weiterer New Yorker Modedesigner sollten mich ablösen. Keine leichte Aufgabe, aber irgendjemand musste es tun.
Beim Mittagessen an diesem Tag in der britischen Botschaft saß ich neben Diana, und eines der Themen, über die wir sprachen, war die Tanz-Gala am Abend. Nach dem Essen schlug sie vor, ein wenig zu üben. Das erschien mir vernünftig, also tanzten wir ohne Musik in einem Raum neben dem Speisezimmer. Als ich fragte, was für Musik am Abend gespielt werde, sagte sie, dass ihr jede recht sei, warnte mich aber in einem Punkt: Ihr Abendkleid sei rückenfrei, und ich müsste mir überlegen, wo ich meine Hand hinlegen wolle. Ich traute mir zu, eine praktikable Lösung zu finden, und düste los, um mir neue Schuhe zu kaufen. Der Abend wurde ein Riesenerfolg, und Männer verfolgten mich mit neidvollen Blicken.
In den folgenden Jahren schrieben wir uns Weihnachtskarten und hin und wieder auch einen Brief bis zu jener schrecklichen Nacht, als sie in Paris tödlich verunglückte.
Ihre Prominenz als Prinzessin des Volkes schuf die Bedingungen, die zu ihrem Tod führten. Paparazzi, Boulevardblätter, die Ausweitung des Internet, die Explosion der sozialen Netzwerke und der Einbau von Kameras in Handys und noch kleinere Gehäuse machen jede in der Öffentlichkeit stehende Person immer verwundbarer. Verletzungen der Privatsphäre durch die Medien sind keine gelegentlichen Entgleisungen mehr, sondern ein Dauerzustand. Sie befriedigen ein unersättliches, häufig krankhaftes Bedürfnis unserer nach Starkult lechzenden Gesellschaft. Je unerhörter, menschenverachtender und narzisstischer das Verhalten, desto besser verkauft es sich. Wir nehmen alles klaglos hin. Nachrichten und Klatsch zirkulieren heute so schnell, dass eine Lüge mit Lichtgeschwindigkeit um die Welt geht und sich in Millionen Interneteinträgen wiederfindet. Die Richtigstellung findet selten eine solche Verbreitung. Na und? Es gibt ja schon wieder eine andere Geschichte, die die rastlose Neugier der Menschen fesselt.
Beim Besuch eines Empfangs mit dreihundert Gästen setzte man sich dreihundert Kameras aus, die augenblicklich Fotos und Videos mit Ton in die Cloud schicken können, komplett mit Begleittext und Bildbearbeitungsanweisungen. Und es wird immer verrückter. Mich selbst haben mit Kameras bewaffnete Idioten, die auf einen einträglichen Schnappschuss hofften, schon bis auf Flughafentoiletten verfolgt. Ich ziehe mittlerweile eine verschließbare Kabine vor.
Wer im öffentlichen Leben steht, muss versuchen, Ruhe zu bewahren. Die meisten Menschen sind anständig und wollen einem nichts Böses. Sei freundlich zu jedem, der freundlich und höflich zu dir ist. Ignoriere die Quälgeister, Kletten und Schmarotzer. Denk immer daran, dass Prominenz von der Öffentlichkeit verliehen wird. Nutze den Einfluss, den sie dir verschafft, für sinnvolle Zwecke und nicht nur dazu, dein Ego aufzublasen. Mit anderen Worten, nutze deine Stellung für etwas Gutes, aber lass sie dir nicht zu Kopf steigen. Glaube nicht alles, was du über dich hörst und liest, Gutes wie Schlechtes. Mache dein öffentliches Leben nicht zur Vollzeitbeschäftigung und verstecke dich öfter mal vor der rasenden Menge.
Reden ist mein Beruf
Fast mein ganzes Erwachsenenleben lang war ich professioneller Redner. Als Army-Offizier musste ich in meiner ersten Einheit vom ersten Tag an Soldaten unterrichten und zu ihnen sprechen. Mit der Zeit lernte ich, wie ich sie erreichen, wie ich das Thema interessant gestalten und sie davon überzeugen konnte, dass es in ihrem Interesse war, den Unterrichtsstoff zu lernen. Da sie sich schnell langweilten, waren einige Tricks, die sie bei der Stange hielten, unerlässlich. Man brauchte einen Fundus an Witzen, und in diesen rauen Zeiten, in denen die Infanterie noch eine reine Männerdomäne war, konnten sie gar nicht schmutzig genug sein.
1966 wurde ich Ausbilder an der Infanterieschule in Fort Benning. Bevor man in einem Unterrichtsraum zweihundert Offiziersanwärter unterrichten durfte, musste man einen mehrwöchigen Lehrgang für Ausbilder absolvieren. Dort wurde einem beigebracht, wie man den Stoff didaktisch
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