Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
entlang und spähte um die Ecke. Am Geländer war nur ein Pferd festgebunden, also suchten sie nicht zu Fuß nach ihm. Gut, er würde ihre Pferde hören. Leise entfernte er sich vom Haus, und als Timor sicher war, dass die zurückgebliebene Amazone ihn nicht mehr entdecken konnte, eilte er nach Westen. Timor durfte keine Zeit verlieren. Im Dorf würde Brianna sicher erfahren, dass sein Vater an einem See jagte, der etwa drei Tagesreisen entfernt war.
Hinter Nendil konnte Leandra schon das Asol-Gebirge erkennen, und die Prinzessin blieb stehen, um es zu bewundern. Von hier sah es majestätisch aus, aber sie glaubte, dass sich ihre Einstellung änderte, wenn sie sich einen Weg nach oben suchen musste. Die Pfade und Schluchten konnten sehr tückisch sein, und Leandra hatte von mehreren Männern gehört, die jahrzehntelang in den Bergen herumgeirrt waren. Ich werde es schon schaffen , dachte Leandra, doch zunächst wollte sie in Nendil einen Schmied finden. Die Prinzessin ging weiter und betrat die Stadt. Da sie Nendil nie besucht hatte, und es unwahrscheinlich war, dass jemand sie kannte, fühlte Leandra sich sicher und genoss es, wieder Menschen um sich zu haben.
Auf der Straße spielten einige Kinder, und Leandra grüßte sie.
Das Jüngste fragte neugierig: „Bist du neu hier?“
„Ja, ich bin auf der Durchreise. Wisst ihr, wo ich einen Schmied finden kann?“
„Sicher“, antwortete der rothaarige Junge und beschrieb ihr den Weg. Schon als Leandra in die Gasse einbog, hörte sie das gleichmäßige Hämmern. Hoffentlich hat er Interesse an einem Schwert , dachte Leandra und betrat das Geschäft.
Die Schmiedin arbeitete am Amboss und gab einer Schaufel den letzten Schliff. Da die meisten Handwerker ausgesprochen wütend werden konnten, wenn man sie störte, sah Leandra der Frau still zu. Sie war fast so groß wie Farina, hatte aber eine muskulösere Statue, und ihre starken Arme waren rußbedeckt. Schließlich war die Schmiedin fertig und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
„Was willst du?“, fragte sie, und Leandra legte ihr Schwert auf den Tisch.
„Ich möchte das verkaufen.“
Die Schmiedin begutachtete das Schwert und meinte: „Ich würde dir drei Silbermünzen dafür geben.“
Bestimmt war das Schwert fünf wert, dennoch stimmte Leandra zu und kaufte sich ein paar Pfeile und einen Kampfstab aus Eiche, den man auch sehr gut zum Wandern benutzen konnte. Nachdem die Prinzessin sich beim Krämerladen etwas zwiegebackenes Brot geholt hatte, machte sie sich wieder auf dem Weg.
Begegnungen in den Bergen
Timor war erleichtert, als er endlich Wasser zwischen den Bäumen glitzern sah. Vorsichtig schob er die Zweige beiseite und näherte sich dem Ufer. Da die Amazonen sich nicht im Asol-Gebirge auskannten, glaubte Timor nicht, dass sie schon hier waren, aber besser er ging kein Risiko ein. Friedlich lag der See da, und ein Schwarm Enten trieb auf dem Wasser, doch der junge Mann hatte kein Auge für diese Schönheit und beobachtete das gegenüberliegende Ufer. Keine Spur von seinem Vater. Timor blickte zum Himmel, bald war es Mittag. Eigentlich musste er nur abwarten, bis er Rauch sah.
Plötzlich packte ihn eine Hand an der Schulter, und Timor schrie auf.
„Ruhig, ich bin es nur.“ Timor erkannte die tiefe Stimme und hörte auf sich zu wehren. Erleichtert drehte er sich zu seinem Vater herum.
„Was ist denn los?“, fragte Adain. „Was machst du hier?“
„Akrissa will mich töten!“ stieß er hervor, und sein Vater erblasste.
„Wieso sollte sie das? Woher weißt du es?“
„Enos hat uns eine Botschaft geschickt, und kurze Zeit später tauchten vier Amazonen bei uns auf, aber ich bin ihnen entkommen.“
„Hast du die Botschaft noch?“
„Ja.“ Timor griff in seine linke Tasche und gab seinen Vater die zerknitterte Nachricht. Nachdem Adain sie gelesen hatte, schüttelte er Kopf.
„Das verstehe ich nicht. Warum sollte Akrissa - ach, das ist nun egal. Auf jeden Fall müssen wir Tehuna verlassen.“
„Vielleicht sind sie bereits in der Nähe.“
Der Jäger nickte und murmelte: „Alles, was wir uns in all den Jahren aufgebaut hatten, müssen wir zurücklassen. Verflucht soll diese Frau sein!“ Adain atmete tief durch. „Komm, lass uns gehen.“
„Wohin?“
„Übers Asol-Gebirge nach Mendarn.“
Timors Herz setzte einen Moment aus, dann schlug es vor Freude schneller. Sein Wunsch war auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung gegangen. Endlich würde er das Land sehen, in denen die Männer Krieger
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