Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
nicht erwarten, die großen Städte zu sehen“, sagte Timor.
Die Amazone sah zum bewölkten Himmel auf. Sie hatten endlich Mendarn erreicht, Leandra wusste, dass ein neues Leben sie erwartete, und hoffentlich würde dieses Land irgendwann ihr Zuhause werden.
Der Zorn der Kriegsgöttin
Ein ungeduldiges Klopfen riss Akrissa aus dem Schlaf, und sie blickte ärgerlich zur Tür. Einen Moment fragte sie sich, ob das nur ein seltsamer Traum war.
„Königin Akrissa, wacht bitte endlich auf!“
Wie konnte Atima es wagen, sie mitten in der Nacht zu wecken? Akrissa sprang aus dem Bett und öffnete die Tür.
„Was fällt dir ein?“
Atima verneigte sich tief.
„Meine Königin, es tut mir leid, die Hohepriesterin ist gerade eingetroffen und verlangt, Euch zu sprechen. Sie wartet im Thronsaal auf Euch.“
„Die Hohepriesterin?“ wiederholte Akrissa, und ihr Herz fing an zu rasen. Sie verließ den Tempel der Isen nie. Weshalb also war sie gekommen? Rasch kleidete die Königin sich an und eilte in den Thronsaal. Ciara war bleicher als sonst und schien sehr wütend zu sein.
„Hohe Ciara, was ist geschehen?“
„Der Heilige Schild der Isen ist gestohlen worden.“
„Was? Welche Amazone würde so einen Frevel begehen?“
„Keine, deshalb muss er sich in den Händen in der Mendarner befinden. Wir haben das Verschwinden des Heiligen Schildes erst heute Nacht bemerkt, weil er nur in wenigen Zeremonien verwendet wird.“
„Fürst Balark war während des gesamten Abendmahls nicht anwesend.“ Akrissa ballte die Hand zur Faust. Ihr erster Eindruck hatte sie also nicht getäuscht, nur dass seine Gier so weit ging, dass er Dinge, die er nicht kaufen konnte, einfach stahl.
Die Augen der Hohepriesterin wurden schmal.
„Wir müssen ihnen nach und den Heiligen Schild zurückholen.“
„Hohe Ciara, bestimmt sind sie bereits auf ihrem Schiff.“
„Ihr Schiff wird nicht weit kommen“, antwortete diese und lächelte kalt.
Akrissa hatte davon gehört, dass die Hohepriesterin über gewisse Kräfte verfügen sollte. Bislang hatte sie das für ein Gerücht gehalten, doch wäre sich Ciara dann so sicher?
Wenig später ritten sie los, und auf dem Weg nach Glannor schonten sie weder sich noch die Pferde, die sie in den Städten wechselten. Königin Akrissa war erstaunt, dass die Hohepriesterin so zäh war. Eigentlich hatte sie erwartet, dass Ciara sie aufhielt. Das Gegenteil war der Fall.
In Glannor angekommen, bestiegen sie das königliche Schiff, und am dritten Tag der Seereise befahl die Hohepriesterin den Amazonen, sich auszuruhen, da sie am nächsten Tag die Mendarner finden würden. Auch Akrissa gehorchte diesem Befehl. Nun würde es sich herausstellen, ob Ciaras Kräfte Legende waren oder nicht, und wenn nicht würde sie sich an Fürst Balark rächen können, der es gewagt hatte in der Nacht ihrer Krönung, den Heiligen Schild zu stehlen.
Akrissa erwachte in der Dämmerung und starrte eine Weile auf ihre Rüstung. Hoffentlich hatte Ciara recht, und sie konnten den Heiligen Schild zurückholen. Die Königin stand auf, zog ihre Rüstung an und gürtete ihr Schwert. Als sie das Deck betrat, entdeckte sie vor dem Schiff einen silbernen Nebel.
„Steuert hinein!“ erklang Ciaras Stimme vom Achterdeck, und die Amazonen nahmen Kurs auf den seltsamen Nebel. Akrissa hatte nicht erwartet, dass sie schon wachsein würde. In der Nähe dieser blassen Frau fühlte sie sich immer unwohl, und am schlimmsten war, dass die Macht der Hohepriesterin größer war als die der Königin. Sie kam an Ciaras Seite.
„Auf mich wirkt dieser Nebel unnatürlich.“
„Keine Sorge, er ist unser Verbündete und hält die Mendarner fest.“
„Auch uns wird der Nebel, wenn wir drin sind, behindern. Wollt Ihr ihn jetzt nicht fortnehmen?“
„Nein, ich will die Mendarner überraschen, und auf unserem Schiff wird die Sicht gut sein.“
In diesem Moment stieß der Bug des Schiffes in den Nebel, und wie Ciara gesagt hatte, verschwand zwar die Umgebung, aber sie konnten mühelos alles auf dem Deck erkennen. Jetzt verständigten sie sich nur noch mit Handzeichen.
Schließlich flüsterte die Hohepriesterin Akrissa zu: „Wir werden die Mendarner bald erreichen, stell unsere Kriegerinnen an der linken Reling auf.“
Die Königin nickte und ging zum Schiffsmast, wo sie die Amazonen heranwinkte und ihnen leise Befehle erteilte, danach verteilten sie sich auf der linken Schiffsseite und warteten.
Plötzlich erklang aus dem Nebel ein Lied:
„Daheim wartet auf mich ne
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