Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)
„Auto“ braucht man 70 mal so viel an Ressourcen, also 70 Tonnen. Ähnlich ist es mit dem Energieverbrauch: 20 Prozent der Energie, die ein durchschnittliches Auto im Laufe seiner Lebensspanne schluckt, fallen auf seine Herstellung. Das Bauen von Autos ist das wirkliche Problem, weniger das Fahren selbst.
Dass neue Autos sparsamer und effizienter sind, ist eine Lüge. Sie sind schwerer, sie sind größer, sie sind stärker. Die meisten schlucken etwa so viel Treibstoff, wie Autos auch früher geschluckt haben. Ich besaß einmal einen alten Celica, Baujahr 1976. Das war ein kleiner Sportwagen, der auf 100 Kilometer im Schnitt sechseinhalb oder sieben Liter brauchte. Mein Hybridauto, das ich zur selben Zeit fuhr – ein Toyota Prius Hybrid – kam auf 5,8 Liter, und das trotz des zusätzlichen Elektroantriebs. Die Herstellung von Akkus ist ja wohl auch kein umweltschonender Prozess.
Es ist ein vollkommener Nonsens, wenn man uns einreden will, neue Autos seien so viel energieeffizienter. Dabei geht es nur um die Interessen der Wirtschaft.
Clemens G. Arvay: Wäre es für dich interessant, zum Beispiel deinen Dieselwagen umzurüsten und dann Pflanzenöl zu tanken? Grundsätzlich klappt das bei jedem Dieselfahrzeug und am besten eignen sich die älteren dazu. Man kann dann relativ einfach Altspeiseöl filtern und damit fahren. Mit Funktionsgarantie kostet der Umbau in einer Werkstatt allerdings etwa 2.000 Euro, manchmal auch weniger.
Roland Düringer: Es ist eine interessante Idee, beim Wirten altes Speiseöl abzuholen und daraus eigenen Treibstoff herzustellen. Mein Citroën kostete mich aber schlappe 600 Euro und hat 195.000 Kilometer Laufleistung hinter sich. Da rentiert es sich natürlich nicht mehr, einen Umbau um 2.000 Euro durchführen zu lassen.
Die Frage ist nur, ob man ein altes Dieselauto überhaupt umrüsten lassen muss, um es mit Pflanzenöl zu betreiben. Das könnte ich ja bei meinem BX einmal ausprobieren.
Wenn wir aber schon beim Thema „Kosten“ sind: Autofahren ist viel zu billig. Darum fahren ja ständig alle mit dem Auto, weil es so billig ist. Wir glauben natürlich, dass Autofahren zu teuer sei, und es wird ja auch immer teurer. Der Sprit kostet mehr und mehr, also sei der Autofahrer die „Melkkuh der Nation“, so tönt der Ruf durchs Land. Aber ist nicht das Gegenteil der Fall? Ist Autofahren in Wirklichkeit nicht viel zu billig?
Ich nehme wieder ein Beispiel vom Hermann Knoflacher zur Veranschaulichung: Wenn ich die Wegstrecke von Wien nach Linz hernehme – das sind über die Autobahn etwa 180 Kilometer – so kostet mich diese Fahrt mit dem Auto schätzungsweise 20 Euro.Per Automobil gelange ich also von Wien nach Linz, ohne mich zu bewegen. Das Auto ist daher eine Art Sänfte. Würde ich mich nun in einer echten Sänfte tragen lassen, dann bräuchte ich dazu einige Personen, die diese Arbeit leisten und denen ich Lohn bezahlen müsste. Sie würden Unterkunft sowie Verpflegung benötigen, da man die Strecke in einer Sänfte nicht an einem Tag zurücklegen könnte. In diesem Szenario wird deutlich, was es eigentlich wert ist, von Wien nach Linz zu gelangen, ohne dabei den Hintern zu bewegen. Alle billigeren Varianten, wozu das Autofahren definitiv zählt, sind subventioniert. In diesem Fall bedeutet es, dass das Autofahren durch die Allgemeinheit finanziert wird, daher auch durch diejenigen, die nicht fahren.
Obwohl ich durch meinen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel generell an Lebensqualität gewonnen habe, gibt es natürlich auch Momente, die ich weniger genieße. So kann es vorkommen, dass die U-Bahn vollgestopft mit Fahrgästen ist – und nicht jeder kommt frisch aus der Dusche. Manchmal hat man sogar das Gefühl, ein tibetanischer Yak habe sich in die U-Bahn verirrt. Es gab auch Situationen, in denen die Bahn extrem verspätet war, sodass ich meine Anschlusszüge nicht erreichte. Auch kann es vorkommen, dass ein Zug aus technischem Gebrechen ganz ausfällt. Solche Dinge passieren, das ist völlig klar. Aber auch mit dem PKW kann man im Stau stecken oder eine Panne haben.
Es kam ein paarmal vor, dass mir Menschen aus dem Publikum anboten, mich vom Theater nach Hause zu bringen. Ich nahm die Angebote meist an. Warum nicht?
Eines Nachts – ich war gerade nach meinem Auftritt in Wiener Neustadt am Weg zum Bahnhof – sprach mich ein Taxifahrer an. Er kannte mein Projekt aus dem Internet und bot mir an, mich gratis mit seinem Taxi nach Wien zu bringen. Das
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