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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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Bio-Tiere am Fließband getötet werden, fallen Unmengen von Fleischanteilen an, die zum Teil entsorgt und zum Teil in andere Kontinente exportiert werden.
    In Afrika wird das Fleisch aus Europas Industrie dann – oft verseucht durch die langen Transportwege – zu Billigpreisen am Markt verkauft. Die lokalen Landwirte können nicht mithalten und afrikanische Geflügelbauern verlieren ihre Existenzgrundlage. In Südamerika und Asien geschieht Ähnliches.
    Gleichzeitig stammen aus solchen Regionen aber oft die Futtermittel, mit denen die Tiere in europäischen Mastanlagen gefüttert wurden. Das macht die Sache so richtig anstößig.
    Wir haben also eine völlig außer Rand und Band geratene Lebensmittelindustrie, die in ihrem Profit- und Wachstumswahn dieganze Welt auf den Kopf stellt. Obwohl wir die Zusammenhänge zwischen unserem Überfluss und dem Mangel in den Ländern des Südens kennen, unternehmen die Konzerne durch ihre Werbemaßnahmen weiterhin alles, um den Geflügelkonsum in Europa noch mehr anzukurbeln.
    Roland Düringer: So geht es immer weiter: Mehr, mehr und noch mehr. Maßlosigkeit und Gier sind groß geworden, und zwar nicht deswegen, weil die Menschen jetzt schlechter sind als früher, sondern weil sie die Möglichkeit zum maßlosen Konsum haben.
    Früher war es so: Wenn ich ein Tier essen wollte, musste ich es töten. Die Fleischindustrie hat das geändert. Wir können den Akt des Tötens nun aus dem Fleischkonsum ausblenden. Ich war als Kind bei Schweineschlachtungen dabei – meine Verwandten sind Bauern – und das waren keine schönen Erlebnisse. Es ist aber das, was es ist. Ich selbst setze mich für einen anderen Umgang mit Tieren ein. Ich finde es einfach widerwärtig, wie mit anderen Lebewesen umgegangen wird. Es ist beschämend. Das bedeutet aber in meinem Fall nicht, dass ich Vegetarier bin oder mich vegan ernähre. Wenn ein befreundeter Jäger bei der Jagd erfolgreich war und mir hin und wieder ein Stück vom wunderbaren Wildschinken zukommen lässt, ist das jedes Mal ein kleines Fest. Vielleicht liege ich ganz falsch, aber ich glaube, dass wir in unserer Klimazone – wenn das Schlaraffenland vorbei ist – Tiere essen werden müssen, um zu überleben. Nur muss man dann auch den Mut haben, Tiere zu töten. Ich denke, dass der Mensch ein Recht hat, Tiere zu töten, um zu überleben. Wir haben aber kein Recht zur Massentierhaltung oder gar für Tierversuche. Vegan zu leben ist wohl auch eine Form von Luxus. Alle, die heute vegan leben, sind fremdversorgt und sind darauf angewiesen, dass sie im Winter von irgendwoher Lebensmittel bekommen.
    Clemens G. Arvay: Dasselbe betrifft aber auch diejenigen, die Fleisch essen. Auch sie sind derzeit fremdversorgt. Wenn nicht das Fleisch selbst von weit her kommt, dann in den meisten Fällen zumindest die Futtermittel. Man darf auch nicht vergessen, dass in der Tiermast noch mehr pflanzliche Produktion notwendig wird als beim Anbau für den menschlichen Verzehr.
    Der Fleischkonsum in Europa ist viel zu hoch. Wir hätten weltweit ausreichend Agrarflächen zur Verfügung, um elf oder zwölf Milliarden Menschen zu ernähren. Wir sind aber nur sieben Milliarden und dennoch hungert eine Milliarde permanent.
    Dies liegt am hohen Fleischkonsum im „Westen“. Durch die Tiermast geht zehnmal so viel Nahrungsenergie verloren wie bei vegetarischer Ernährungsweise. Das liegt daran, dass die Tiere im Laufe ihres Lebens durch ihren eigenen Stoffwechsel sehr viel verbrauchen. Sie müssen ja mit pflanzlichen Erzeugnissen gefüttert werden, die auch irgendwo angebaut werden müssen.
    Roland Düringer: Ja, aber du könntest – wenn du einen kleinen Gemüsehof betreiben würdest – hier in unserer Klimazone von dem, was du selbst anbaust, nicht überleben.
    Clemens G. Arvay: Wie gesagt: Auch die Futtermittel für die Tiermast müssen irgendwo angebaut werden. Nur Wiederkäuer – also bei uns vor allem die Rinder – können im Idealfall das Grünland direkt nutzen.
    Ich kenne übrigens Bauern, die sich auch im Winter aus eigener Produktion ernähren. In der kalten Jahreszeit konsumieren sie Lagerobst, Lagergemüse, stattliche Kürbisse, Getreide und Hülsenfrüchte sowie Haltbargemachtes. Ich möchte damit nur sagen, dass es in unseren Breitengraden grundsätzlich möglich ist, auch im Winter regionale Lebensmittel zu konsumieren.
    Roland Düringer: Das steht außer Zweifel. Die Frage ist aber, ob das auch vegan funktioniert, also gänzlich ohne

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