Lebe lieber innovativ

Angestelltenverhältnis arbeitete, das jederzeit von beiden Seiten kündbar war. Umstritten war aber, ob der Arbeitgeber den Zeitpunkt für seine Kündigung »richtig« gewählt hatte. Die Geschworenen berieten sich mehrere Tage lang. Im Nachhinein betrachtet, war die Beratung deswegen so schwierig, weil wir zwischen der »richtigen« und der »klugen« Entscheidung hin- und hergerissen waren. Letzten Endes entschieden wir zu Gunsten der Klägerin, aber wir gestanden ihr eine weit geringere Entschädigungssumme zu, als sie gefordert hatte. Später fand ich heraus, dass das Urteil angefochten worden war und ein Anschlussverfahren folgte.
    Sowohl die Geschichte über den Bauunternehmer als auch die über das Gerichtsverfahren zeigen, dass zwischen richtigem Handeln und der rein vernunftmäßigen Entscheidung, was das Beste für einen selbst ist, ein sehr großer Unterschied
besteht. Ihre Handlungen werden sich immer darauf auswirken, welches Bild sich andere von Ihnen machen und – wie schon vielfach erwähnt – begegnen Sie denselben Menschen meist mehrmals im Leben. Auf jeden Fall wird man sich sehr genau an Ihr Verhalten erinnern.
     
    Eines der größten Hindernisse, die man sich selbst in den Weg stellen kann, ist, zu viele Verpflichtungen auf einmal einzugehen. Früher oder später führt das zu Frustration – in jeder Hinsicht. Das Leben ist wie ein großes Buffet voller verlockender Speisen, doch wenn Sie sich zu viel davon auf den Teller laden, könnte Ihnen schlecht werden. Wie an einem echten Buffet kann man im wahren Leben zwar von allem nehmen, aber nicht gleichzeitig. Eine Möglichkeit, dieses Problem zu umgehen, ist, sich nicht mehr als drei Prioritäten auf einmal zu setzen und zu wissen, dass die sich – wie auch Ihr Leben insgesamt – stets verändern können. Dieses Konzept ist übrigens keineswegs neu. Die sogenannte »Dreier-Regel« dient nämlich der US Marineinfanterie und anderen Teilen der Streitkräfte schon lange als Grundprinzip. Durch jahrelange Erfahrung hat man herausgefunden, dass die meisten Menschen nur drei Dinge gleichzeitig gut bewältigen können. Dieses Prinzip spiegelt sich im gesamten Aufbau des Militärsystems wider. So ist bei der Marineinfanterie ein Gruppenführer für drei Truppführer verantwortlich, der Führer eines Schützenzuges für drei Gruppenführer und jede Schützenkompanie besteht wiederum aus drei Schützenzügen. Als man einst versuchte, die Armee einmal mit der »Vierer-Regel« zu führen, ließ ihre Leistungsfähigkeit schlagartig nach.
    Wenn wir uns auf drei wesentliche Prioritäten beschränken müssen, kann das frustrierend wirken. Doch dadurch kann
man der »Tyrannei des Oder « (der Notwendigkeit, zwischen dem einen oder dem anderen entscheiden zu müssen) sehr effektiv entgehen. Manche Dinge muss man einfach der Reihe nach erledigen. Wenn Sie zum Beispiel gerade ein Baby bekommen haben, müssen Sie als Eltern andere Dinge schleifen lassen. Steht ein wichtiger Abgabetermin an, müssen Sie ebenfalls anderes liegen lassen. Doch es gibt auch einige Möglichkeiten, um mehreren Bedürfnissen gleichzeitig nachkommen zu können. Wenn Sie zum Beispiel für Ihr Leben gern kochen und auch gern Zeit mit Freunden verbringen, können Sie einen Kochclub gründen. Vor einigen Jahren lernte ich eine Frau kennen, die eine Gruppe mit dem Namen »Schnippeln und Schwatzen« ins Leben gerufen hatte. Jeden Sonntag trafen sich sechs Frauen bei einer von ihnen zu Hause, um zusammen zu kochen. Jede brachte ausreichend Zutaten mit, damit jede für sich ein bestimmtes Gericht zubereiten konnte, das anschließend in sechs große Portionen aufgeteilt wurde. So konnte jedes Clubmitglied sechs Hauptgerichte für die ganze Woche mit nach Hause nehmen. »Schnippeln und Schwatzen« war eine einfallsreiche Möglichkeit für Frauen, um sich zu treffen, miteinander zu reden und zugleich Mahlzeiten für ihre Familien zuzubereiten.
    Auch Sie können innovative Wege finden, um Ihre Arbeit und Ihre Hobbys miteinander zu verbinden. Schauen wir uns beispielsweise die Risikokapitalistin Fern Mandelbaum an. Man sollte meinen, dass sie Geschäftstreffen, wie normalerweise üblich, in ihrem Büro abhält. Doch Fern ist nebenbei eine begeisterte Sportlerin. Wenn man also eine neue Geschäftsidee mit ihr diskutieren möchte, muss man sich auf eine anstrengende Wanderung mit ihr einstellen. Jeder, der Fern kennt, weiß, dass man zu einem Termin mit ihr in Wanderschuhen
erscheinen und eine Flasche