Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
Vom Netzwerk:
getroffen! Ich hörte den wütenden Schrei des Piloten, sah, wie er sich erhob und aus dem Schiff zu springen versuchte, das sich seitwärts legte und aus meiner Sicht verschwand. Ich hörte ein krachendes Splittern berstender Äste und einen weiteren Schrei.
     
3. DIE BEIDEN AUS DEM BOOT
     
    Selbst nachdem Clory wieder zu sich gekommen war, blieben wir in der Nähe der Absturzstelle des sonderbaren Seglers. Irgendwie war durch seinen Fall ein Feuer ausgelöst worden. Wie, konnte ich mir nicht vorstellen. Jedenfalls stiegen weißglühende Flammen hoch in den Himmel. Clory und ich beobachteten sie eine Weile schweigend. Wir hätten uns ihnen gern genähert, aber die Hitze, die davon ausging, war unerträglich. Also setzten wir uns ans Ufer eines nahen Flusses und warteten ab.
    »Was ist das, Keefe?« flüsterte Clory. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wußte es ja selbst nicht.
    Das Schiff bewegte und wand sich in der schrecklichen Hitze. Sonderbare Geräusche gingen davon aus. Sie klangen fast wie aus einer Menschenkehle, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie von dem Piloten kamen, denn der hatte in den Flammen bestimmt längst seinen Geist aufgegeben.
    Die Sonne ging unter, während wir still am Ufer saßen. Glücklicherweise war das Schiff in einer Lichtung abgestürzt, wo sich die Flammen nicht ausbreiten konnten. Das ungewöhnlich lange brennende Feuer gab seine Hitze, ohne Schaden anzurichten, in die Luft ab. Aber es konnte gefährlich sein, daß man die gut hundert Fuß hohe Flammensäule meilenweit sah.
    Ich bedeutete Clory, mir zu folgen. Wir schwammen an die andere Seite des Flusses. Unter den Bäumen dort breitete ich Tannenzweige und Gras auf den Moosboden und legte meine Jacke darauf, die ich, damit sie trocken blieb, über den Kopf gewickelt hatte. Wir würden die Nacht hier verbringen.
    Alles, was ich aus dem Segler gerettet hatte, von meinem herausgefallenen Bogen und dem Köcher abgesehen, war ein kurzes Jagdmesser. Da mir nur drei Pfeile geblieben waren, beschloß ich, selbst ein paar zurechtzuschnitzen.
    Clory schlief ein, während ich Blätter und Rinde von ein paar geraden, dünnen Ästen schälte. Die Schäfte fertigzustellen war kein Problem, aber wie sollte ich sie federn? Und woher die richtige Stein- oder Knochenspitze nehmen?
    Ich hielt im Schnitzen inne und spitzte die Ohren. Ganz deutlich hörte ich ein leises Surren.
    Ohne Clory aufzuwecken, schlich ich lautlos zu einem kleinen Erdbuckel am Ufer, wo ich mich besser umsehen konnte und gleichzeitig Deckung hatte. Mit dem Prasseln der Flammen am anderen Ufer war es besonders schwierig festzustellen, woher das Surren kam. Schließlich gewann ich den Eindruck, daß es im Wasser, irgendwo flußabwärts von mir, verursacht wurde. Der Fluß war nicht sehr breit und lief gerade wie eine Lanze, als wäre sein Bett von Menschenhand geschaffen. Ich konnte mindestens eine Meile sowohl flußab- als auch flußaufwärts sehen. Aber so weit war es gar nicht notwendig. Höchstens eine Fünftelmeile entfernt, entdeckte ich eine Gruppe sich bewegender Lichter, die mit ziemlicher Geschwindigkeit in meine Richtung kamen, und gleich darauf bemerkte ich eine dunkle Hülle von Schiffsform. Das Surren wurde lauter.
    Aber wie bewegte sich dieses komische Wasserfahrzeug? Es hatte weder Segel noch Paddel, genausowenig wie ein Tau, das es mit irgend etwas am Ufer verband, das es zog. Außerdem war seine Geschwindigkeit viel zu hoch für eine dieser drei Fortbewegungsarten.
    Die Folgerung war beunruhigend. Wer immer sich in dem fremdartigen Segler befunden hatte, hatte hier Freunde, die sofort herbeieilten, als sie die Flammensäule bemerkt hatten.
    Vielleicht waren sie uns gar nicht feindlich gesinnt, doch ich konnte es mir nicht leisten, ein Risiko einzugehen. Ich mußte mit Clory von hier verschwinden. Aber konnte es schaden, noch eine Weile hierzubleiben und zu beobachten? Wir befanden uns ja schließlich auf der anderen Flußseite in Sicherheit.
    Clory war aufgewacht und zu mir geschlichen. Sie legte eine Hand in meine. Gemeinsam sahen wir zu, wie das fremdartige Boot dem anderen Ufer, in der Nähe der Feuersäule, zufuhr.
    Kurz flammte auf der uns entgegengesetzten Schiffsseite Licht auf, als eine Tür sich öffnete. Bald darauf hoben sich zwei Gestalten von den Flammen ab.
    Im Feuerschein wirkten sie kaum menschlich, diese beiden Männer. Ganz sicherlich gab es keinen Stamm, den ich kannte, in dem Kleidung wie die ihre üblich war. Während sie den

Weitere Kostenlose Bücher