Lebe wohl, Erde!
drehte mich unter ihren Armen und zielte sorgfältig auf das Verfolgerschiff. Ich zog die Sehne zurück, so weit ich konnte, und ließ sie los.
Aber Clory bewegte sich ausgerechnet im falschen Moment! Die Sehne schnellte gegen ihren Arm, der Pfeil schoß weit ab von der Zielrichtung. Sie schrie vor Schmerz auf und mußte wohl unwillkürlich an den Kontrollen gezerrt haben, denn der Segler tauchte plötzlich steil in die Tiefe und trudelte wie verrückt. Ich klammerte mich an das Nächstbeste, was sich ausgerechnet als der Kontrollknüppel herausstellte, und raubte uns so die letzte Chance, in der Luft zu bleiben. Das Schiff legte sich zur Seite und stürzte geradewegs auf einen Baumriesen – den massiven Stamm diesmal. Ehe mein Gesicht gegen das harte Holz prallte, sah ich noch, daß die kleine Clory aus dem Segler flog. Und dann schlug ich auf.
Ich weiß nicht, wie lange ich bewußtlos war. Als ich zu mir kam, lag ich blutend und mit zerschundenem Gesicht lang ausgestreckt auf einem grasüberwucherten kleinen Hügel. Ich betastete mich. Glücklicherweise schien ich keine Knochen gebrochen zu haben. Ich rief nach Clory. Wenn wir nur irgendwo Unterschlupf finden konnten! Der fremde Segler würde es nicht wagen, zu landen, um nach uns zu suchen. Wir konnten vielleicht immer noch entkommen.
Clory antwortete nicht. Ich rannte wild herum, spähte in das Unterholz und Buschwerk, schaute hinter jeden Strauch. Und dann entdeckte ich ihre kleine, weiße Gestalt reglos im Gras. Ich raste zu ihr, warf mich neben ihr auf die Knie und schüttelte sie.
Sie war bewußtlos – nicht tot. Ich setzte sie auf …
Da zog ein Schatten über uns hinweg. Es war der andere Segler. Man hatte uns erspäht. Es hatte keinen Sinn, Clory wach rütteln zu wollen, trotzdem versuchte ich es. Ich konnte nur eines tun, sie hierzulassen und zu hoffen, der Seglerpilot würde sie für tot halten. Wenn ich mich lange genug verstecken konnte, um ihm die Hoffnung zu nehmen, daß er mich aus der Luft erschießen konnte …
Der Segler kam in einem weiten Bogen zurück. Ich wartete nicht länger, sondern lief in Deckung.
Ich glaube, ich bin nie schneller gelaufen. Aber es kam mir unheimlich langsam vor, denn die Zeit schien nicht zu vergehen, wenn man darauf wartete, einen fünf Fuß langen gefiederten Pfeil in den Rücken zu bekommen.
Aber ich erreichte die Deckung, ein langgedehntes Dickicht aus blühenden Farnen, deren breite Blätter ein idealer Sichtschutz waren.
Ich kniete mich nieder und spähte zu dem Segler hoch, der immer noch herumkurvte. Die Sonne stand jetzt hoch und brannte in meine Augen, daß ich Schwierigkeiten hatte, durch die Lücken in meinem Blätterdach zu schauen. Aber ich sah doch genug, um zu erkennen, daß dieses Luftschiff ungewöhnlich war. Es war mir riesig vorgekommen, als wir vor ihm flohen, viel größer, als ich je einen Segler gesehen hatte. Und jetzt, während ich es genauer betrachten konnte, stellte ich fest, daß ich nie zuvor von dergleichen überhaupt auch nur gehört hatte. Es war also keinesfalls einer unserer Segler. Es war viel größer und ganz anders gebaut. Zwar waren die Flügel nicht viel größer als unsere, hatten jedoch einen niedrigeren Rumpf darunter, der bestimmt doppelt so lang wie der eines üblichen Seglers war. Es war aus etwas hergestellt, das in der Sonne glänzte und glitzerte. Und an jedem Flügel hatte es ein seltsames, wirbelndes Ding, wie ich ähnliches noch nie gesehen hatte und dessen Zweck ich auch nicht verstand. Es flog sehr tief, und so konnte ich das Gesicht des Piloten genau sehen. Er gehörte nicht unserem Stamm an. Außerdem trug er eine Kopfbedeckung, wie sie ebenfalls fremd bei uns war.
Ich kauerte mich etwas bequemer auf den Boden, um über das Ganze nachzudenken und …
… sprang wie von der Sehne geschnellt hoch. Ich wirbelte herum, um festzustellen, was mich gestochen hatte. Es war einer meiner eigenen Pfeile, in die ich mich fast gesetzt hätte. Und mein Bogen lag verlockend in Reichweite, gerade außerhalb des Dickichts.
Ich griff danach und untersuchte ihn. Der Sturz hatte ihm nicht geschadet. Ich legte einen Pfeil an und wartete. Der fremde Segler kam gerade in einem Bogen zurück, aber er flog zu schnell. Es würde schwierig sein, ihn zu treffen. Doch eine bessere Gelegenheit kam bestimmt nicht mehr. Ich zog den Pfeil an der Sehne so weit wie nur möglich zurück – und schoß.
Ich sah, wie das ungewöhnliche Luftschiff vom geraden Kurs abwich. Ich hatte es
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