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Lebe wohl, Erde!

Lebe wohl, Erde!

Titel: Lebe wohl, Erde! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl
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Hang hochstiegen, konnte ich allerdings nur ihre Rücken sehen. Jeder trug etwas wie einen Bogen quer über die Schultern geschlungen. Und da waren auch noch überkreuzte Gürtel oder Riemen auf ihren Rücken, von denen kleinere Gegenstände hingen, deren Zweck mir nicht klar wurde.
    Clorys Nägel krallten sich in meine Hand. »Keefe!« flüsterte sie. »Im Wald – dort drüben! Schau!«
    Ich tat es, und meine Schulterblätter kribbelten. Etwas Riesiges, Dunkles bewegte sich zwischen den Bäumen schwerfällig auf das Feuer zu. Es war ein Fresser – ein wahres Ungeheuer. Er war bestimmt gut seine zwanzig Fuß oder mehr lang.
    Die Männer bemerkten die herangleitende Bestie nicht. Sie starrten eingehend auf das Feuer. Einer zog etwas aus einer Tasche und warf es in die Flammen. Sofort schienen sie zurückzuweichen – und zu erlöschen.
    Der Fresser war nun auf die Lichtung gekommen, doch hinter den Männern. Sie konnten ihn nicht sehen. Sollte ich sie warnen und so auf mich aufmerksam machen? Aber was, wenn sie Feinde waren? Oder sollte ich mich still verhalten und sie so dem Tod überantworten?
    Clory traf die Entscheidung. Impulsiv hob sie den Kopf und rief eine Warnung hinüber.
    Die beiden Männer wirbelten herum – und sahen den Fresser. Ich mußte ihre schnelle Reaktion bewundern. Sie schritten, ohne zu zögern, auf den Fresser zu – diese beiden im Vergleich zu ihm winzigen Männer, die, soviel ich sehen konnte, auch noch unbewaffnet waren.
    Doch wenn ihre Waffen von einem so hohen Standard waren wie ihre Segler und Boote, dann befanden sie sich vielleicht überhaupt nicht in Gefahr.
    Es war ein wahres Vergnügen, ihnen zuzusehen. Gleichzeitig nahmen sie die kurzen Stäbe, die ich für Bogen gehalten hatte, von den Schultern und hielten sie ähnlich wie Lanzen. Sie waren bestimmt nicht länger als vier Fuß. Hofften die Männer denn wirklich, damit nahe genug an das riesige Tier heranzukommen, so daß sie sie in seinen Leib stoßen konnten?
    Offenbar taten sie es, denn sie rannten auf das Ungeheuer zu, trennten sich, als hätten sie es oftmals geübt, und liefen um den schwerfälligen Fresser herum. Er drehte den Schädel, um nach einem der beiden zu schnappen – den auf der uns abgewandten Seite. Ich konnte nicht sehen, was geschah, aber der Schmerzensschrei des Mannes war beredt genug. Doch der andere Mann erreichte die gewünschte Stelle. Er stieß dem Fresser seinen lanzenähnlichen Stab in die Seite. Diesmal war es das Ungeheuer, das vor Schmerzen brüllte. Dicke Funken sprühten aus dem Stab, wo er in das Fleisch des Untiers drang. Ein Reißen war selbst aus dieser Entfernung zu hören, und ich empfand fast Mitleid mit dem Fresser – der Stab war tödlich!
    Das Brüllen des verwundeten Ungeheuers übertönte alle anderen Geräusche, aber auch der Mann mußte geschrien haben, denn das vor Schmerz rasende Tier peitschte mit dem Schwanz umher. Nur die Spitze traf den Mann, aber es genügte, ihn in den immer noch leicht brennenden Segler zu schleudern.
    Ich glaube, der Mann war tot, ehe die Flammen nach ihm griffen. Ich hoffe es jedenfalls für ihn.
    Auch der Fresser war seinem Ende nahe. Während Clory und ich zusahen, schwankte er schwerfällig in die Dunkelheit hinein, aber er schaffte es nicht einmal bis zum Rand der Lichtung. Er plumpste auf den Boden, zuckte noch einmal, dann blieb er reglos liegen.
    Wir beobachteten weiter, doch nichts tat sich mehr. Die beiden Männer hatten ihre Mission nicht erfüllen können. Sie waren so tot wie der Mann, den sie zu retten gekommen waren.
    Clory und ich beschlossen, über den Fluß zu schwimmen und nachzusehen, ob nicht vielleicht doch noch Leben in den beiden Männern war. Nach dem Tod des Fressers gab es dort keine weitere Gefahr mehr, außer ein anderer Artgenosse war von den Kampfgeräuschen angelockt worden. Aber das schien mir unwahrscheinlich zu sein, denn ein Fresser von der Größe des getöteten hätte zweifellos alle anderen kleineren aus seinem Revier verjagt.
    Klatschnaß stiegen wir den leichten Hang hoch. Die Männer waren so tot, wie sie nur sein konnten. Ich erreichte die Leichen vor Clory und bedeutete ihr, nicht näher zu kommen. Jedes Stammesmädchen hatte Tote gesehen, auch Clory, aber keiner Siebenjährigen sollte sich ein so grauenvoller Anblick bieten wie die Leiche des einen, der von den mächtigen Kiefern des Fressers in zwei Teile gerissen worden war.
    Der Feuerschein ließ immer mehr nach. Der kleine Gegenstand, den der eine Mann

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