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Leben im Käfig (German Edition)

Leben im Käfig (German Edition)

Titel: Leben im Käfig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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und der Pfarrer bemühten sich in Sachen Augenwischerei, sein Vater kam auf ihn zu, Katja kämpfte wie eine Löwenmutter für ihn und alles war irgendwie verdreht.
    Vor seiner Abreise hatte sein Vater tagelang kaum ein Wort mit ihm gesprochen. Sie hatten sich beim Essen über den Tisch hinweg angehasst und seine Mutter hatte versucht zu vermitteln. Alles anders. Neu. Aber nicht besser. Er wollte nicht hier sein. Zäh wie Haferschleim lag das restliche Wochenende vor ihm. Suchend tastete er nach seinem Handy in der Hosentasche. Andreas. So weit weg.
    Mit steifen Schultern wanderte Sascha tiefer in den Garten hinein und setzte sich auf die Bruchsteinmauer, die das alte Kräuterbeet umrandete. Ihm wurde kalt am Hintern, aber das war ihm egal. Hier hinten konnte er wenigstens in Ruhe telefonieren.
    Er wählte Andreas' Nummer und fragte sich, wer den Anruf wohl entgegen nehmen würde. Die von Winterfelds waren um diese Zeit vermutlich nicht daheim. Vielleicht Ivana, ihre heimliche Verbündete?
    Aber es war sein Freund selbst, der sich meldete. Genau ein einziges Mal hatte es geklingelt.
    „Hey“, sagte Sascha ein wenig nervös. Ihm fiel auf, dass das erste Mal war, dass er mit Andreas telefonierte. Vorher hatte sich diese Notwendigkeit nie ergeben.
    „Oh, hey!“, gab sein frischgebackener Freund zurück. „Alles fit?“
    Falsche Frage. Zu früh. Aber eigentlich nur eine Floskel, die man ignorieren konnte: „Ist halt der Arsch der Welt hier. Wie kommt es, dass du so schnell am Telefon warst? Hast du schon gelauert?“
    „Ich hab es mit hoch genommen. Es ist ja eh keiner da.“
    „Stimmt“, nickte Sascha, obwohl Andreas ihn nicht sehen konnte. Er atmete tief durch. Warum hatte er angerufen? So aufgewühlt und durcheinander? Hatte er reden wollen? Über das, was gerade passiert war? Eigentlich nicht. Oder doch?
    „Was macht dein Zahn?“
    „Nichts mehr, er ist ja draußen“, erwiderte Andreas belustigt. „Aber ich habe heute zum ersten Mal feste Nahrung zu mir genommen. Ich fühle mich schon fast wieder wie ein Mensch. Und was ist bei dir so los? Stressig?“
    „Kann man wohl sagen“, stöhnte Sascha und wirbelte mit der Schuhspitze ein paar Blätter in die Luft.
    „Erzähl.“
    „Ne, lass mal. Ich habe hier nicht so recht Ruhe. Ich wollte nur mal hören, was bei dir so abgeht.“ Sascha fühlte sich feige und fragte sich ein weiteres Mal, warum er angerufen hatte.
    Andreas schwieg einen Moment, bevor er verhalten antwortete: „Naja, nicht viel halt.“ Es hörte sich an, als hätte er mehr zu sagen. Vermutlich spürte er die unsichtbare Barriere, die sich zwischen ihnen erhob. Komisch. Sonst hatten sie nie Probleme, miteinander zu reden. Aber Sascha wollte ja gar nicht reden. Er wollte Andreas sehen.
    „Okay, ich gehe dann mal wieder rein. Katja braucht mich bei den Vorbereitungen.“
    „Mach das.“
    „Wir sehen uns.“ Nur leider viel zu spät.
    „Ja.“
    „Bis morgen.“
    „Ja, bis morgen.“
    Nach diesem verunglückten Gespräch ging es Sascha noch schlechter.
     
    * * *
     
    Warum hatte Katja das getan?
    Sascha lehnte an der Wand im Partykeller und klammerte sich an seiner Bierflasche fest.
    Seine kleine Schwester hatte Ernst gemacht. Sie hatte das halbe Dorf eingeladen und mit ihm all seine alten Freunde. Seine Klassenkameraden. Anscheinend jeden, der in oder zwischen ihren beiden Jahrgängen war. Ganze Heerscharen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen tummelten sich in dem verwinkelten Keller. Der Alkohol floss in Strömen, während die Musik die Tische und Bänke zum Beben brachte. Es roch nach Käsesuppe, frischem Brot und verschüttetem Bier.
    Was für ein Glück, dass ihre Eltern nicht daheim waren.
    In Saschas Ohren dröhnte es, als er eilig seine Flasche leer trank und sich bemühte, dem Gespräch seiner alten Freunde zu folgen.
    Anfangs war es eine tolle Überraschung gewesen. Sie hatten ihn umarmt und überschwänglich begrüßt. Die Mädchen hatten ihn angesprungen, die Jungen hatten ihm beinahe das Rückgrat gebrochen mit ihren gut gemeinten Klapsen. Sie hatten wissen wollen, was er in Hamburg erlebt hatte, nach seiner neuen Schule gefragt und den Partys, die er besucht hatte.
    Tausend Fragen, die er gar nicht so schnell beantworten konnte, wie sie gestellt wurden.
    Dann war das Gespräch in eine andere Richtung gekippt.
    Diana und Mehmet waren mittlerweile zusammen, dafür hatten Kathrin und Michael sich mit Pauken und Trompeten getrennt. Seine ehemalige Klassenlehrerin hatte

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