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Leben Ist Jetzt

Titel: Leben Ist Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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sie sich auch einmal auf die
     Nerven gehen. Zuviel zusammen zu sein tut dem Menschen nicht gut. Jeder braucht immer beides: Gemeinschaft und Alleinsein, Nähe und Distanz, gemeinsame
     Unternehmungen und Dinge, die man gerne allein tut, in denen man sich vergessen kann und keinen Beobachter dabei hat.

    In seinen „Ufergedanken“, mit denen sich Jörg Zink von seinen Lesern verabschieden möchte, kommt er auf seine Ehe zu sprechen, die er
     seit fast sechzig Jahren mit seiner Frau Heidi führt. Und er nennt sieben Gründe für ein gelingendes Miteinander auch imAlter. Ich
     möchte nur die beiden ersten Gründe zitieren, die die Spannung zwischen Nähe und Distanz auf neue Weise aufgreifen. „Vielleicht ist das erste, das helfen
     kann, ein Gönnen. Dem anderen eigene Wege gönnen, eigene Zeit, einen eigenen Zeitrhythmus, eigene Entscheidungen, eigene Wünsche. Eigene
     Freundschaften. Überhaupt ihm gönnen, dass er ein eigener Mensch ist, der sein Leben mit seinen eigenen Augen sieht. Vielleicht ist es danach ein
     Lassen. Ein freilassender Respekt vor den Gedanken des anderen, die man nicht alle zu wissen braucht. Respekt vor seinen inneren Erfahrungen, die er nicht
     alle zu erzählen und die man selbst nicht zu wissen braucht. Ein Wissen auch, dass eine Frau und ein Mann kaum etwas gleich empfinden werden. Respekt auch
     vor dem Gebet, das verborgen im anderen geschieht, ohne dass es laut werden muss. Glaubensvorstellungen, die ganz die eigenen bleiben. Und vor allem,
     niemals verlangen, dass der eine den anderen zu imitieren habe.“
Eine Angst, die weh tut
    Viele Menschen, die in einer glücklichen Partnerschaft leben, haben Angst, dass der Partner früher stirbt. Diese Angst ist
     verständlich. Einer Frau, deren Mann an Krebs erkrankt war, habe ich gesagt: Sie werden sich allein fühlen, wenn Ihr Partner vor Ihnen stirbt. Und Sie
     wissen nicht, wie Sie allein das Leben schaffen. Ihr Mann hat sich um die Finanzen und um das Haus gekümmert. Sie fühlen sich mit diesen Dingen
     überfordert. Sie werden den Schmerz spüren, sich nicht mehr mit Ihrem Mann unterhalten zu können, ihn nicht mehr zu umarmen und zu küssen. Er wird Ihnen
     an Ihrer Seite fehlen. Wenn Sie etwas freut, können Sie es ihm nicht erzählen. Wenn Ihnen etwas schwer fällt, haben Sie niemanden, dem Sie es mitteilen
     können. Und die Stütze und Liebe, die Sie all diese Jahre erfahren haben, werden wegfallen. Das tut weh. Aber Sie sollen darauf vertrauen, dass Sie in
     sich neue Fähigkeiten entwickeln und dass Sie mit dem Segen Gottes Ihren Weg gut weiter gehen können und zum Segen werden für Ihre Kinder.

    Wir können die Angst vor dem Tod des Partners nicht vertreiben. Aber wir können sie Gott hinhalten und ihn bitten, dass er seine
     gnädige Hand über uns halten möge. Es möge so geschehen, wie es für beide gut ist. Wenn die Frau zuerst stirbt, wird esfür ihren Mann
     auch nicht leicht sein. Niemand kann im Voraus wissen, wer von den beiden Partnern es schwerer haben wird, wenn der andere stirbt. Wir können es nur Gott
     überlassen und versuchen, in unserer Angst um das Vertrauen zu bitten, dass wir bei allem Schmerz um den Verlust unser Leben trotzdem schaffen
     werden. Der, der zurückbleibt, hat die Kinder und Freunde. Und vor allem haben wir Gott, auf den wir uns stützen können. Und wenn der Partner gestorben
     ist, wird er uns vom Himmel her weiter begleiten. Er wird uns den Rücken stärken und uns manchmal den richtigen Gedanken eingeben, wie wir mit den
     konkreten Dingen des Lebens umgehen können. Und wir können darauf vertrauen, dass wir dann auch Neues in uns selbst entfalten werden, dass wir neue Kräfte
     in uns spüren werden, neue Möglichkeiten und neue Lebendigkeit. Und die Partner dürfen darauf hoffen, dass sie sich – ganz gleich, wer zuerst stirbt
     – in der Ewigkeit wiedersehen werden, dass ihre Liebe durch den Tod nicht zerbrochen werden kann. Denn die Liebe ist stärker als der Tod. Wir werden
     weder aus der Liebe Gottes, noch aus der Liebe des Partners herausfallen.
Auch Trauernde können den Blick in die Gegenwart und in die Zukunft richten
    Ein 65-jähriger, dessen Frau vor einem Jahr an Krebs gestorben war, schrieb mir: „Es ist, als ob ein Teil von mir gestorben ist und
     mir nun fehlt. Ich kann mich mit meinen 65 Jahren doch nicht noch einmal auf die Suche nach einem Partner machen?“ Viele ältere Menschen machen eine
     solche Erfahrung.

    Wir müssen unserer Trauer genügend

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