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Leben Ist Jetzt

Titel: Leben Ist Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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Zukunft beschäftigen.
     “ So geht es im Denken an den Tod darum, täglich dankbar zu sein für die Zeit, die uns geschenkt ist, und jeden Tag neu als Geschenk zu leben, das Gott
     uns gewährt, aber auch als Gelegenheit, selbst zum Geschenk für andere zu werden. Heute.
Alt werden wollen alle, sterben will keiner
    Die generelle Angst vor dem Alter ist unbegründet. Schließlich leben wir alle, um alt zu werden. Aber mit dem Alter verbunden ist
     notwendigerweise auch das Sterben, das ebenfalls zum Leben gehört. Der Tod kann zwar auch Kinder und junge Menschen treffen und ebenso Menschen in der
     Lebensmitte, in der Blüte ihrer Jahre. Aber älteren Menschen ist der Gedanke an das eigene Sterben oft in besonderer Weise gewärtig. Wir alle werden
     sterben, ob wir es wollen oder nicht. Aber wir hängen auch am Leben. Das ist eine gesunde Lebenseinstellung. Denn sie zeigt, dass wir das Leben lieben,
     selbst wenn es uns manchmal schwer fällt. Wir sollen, solange wir leben, auch gerne leben und die Zeit, die uns geschenkt ist, in guter Weise leben. Es
     ist unsere Aufgabe, das Leben so zu leben, dass wir ein Gespür für seine Endlichkeit haben. Dann sind wir bereit zu sterben, aber wir leben auch
     gerne.

    Wenn ein alter Mensch sagt, „ich möchte sterben“, dann hat er mit dem Leben abgeschlossen. Er lebt nicht mehr gerne, weil sein Leben
     beschwerlich geworden ist. Er fühlt sich vielleicht zu sehr auf die Hilfe anderer angewiesen. Er möchte anderen nicht zur Last fallen. Solange wir am
     Leben hängen, müssen wir nicht sterben wollen. Wenn aber der Wunsch hochkommt, sterben zu können, dürfen wir ihmdurchaus Raum geben. Es
     ist dann die Einladung, sich noch intensiver auf das Sterben vorzubereiten und langsam und bewusst von allem Abschied nehmen, woran wir noch hängen. Vor
     allem sollten wir von den Menschen Abschied nehmen, die uns am Herzen liegen. Wir dürfen uns den Wunsch zu sterben aber nicht aktiv erfüllen, indem wir
     dem Leben selbst ein Ende setzen. Vielmehr gilt es, darauf zu vertrauen, dass dieser Wunsch, zu sterben, das Sterben einläutet. Wie lange wir noch leben,
     das hängt dann nicht allein an uns. Indem wir den Wunsch zulassen, werden wir die uns geschenkte Zeit intensiv erleben. Auf keinen Fall darf der Wunsch zu
     sterben zu einem bloßen Jammern werden, in dem wir nur um uns kreisen und unser schlechtes Leben beklagen. In den Schriften des Alten Testaments heißt es
     von den Patriarchen gelegentlich, dass sie lebenssatt waren. Sie haben das Leben gelebt. Sie sind satt geworden vom Leben. Nun können sie auch gut
     gehen.
„Leben bis zuletzt“
    „Leben bis zuletzt“, ist das Motto der Hospizbewegung. Die Hospizbewegung möchte gerade denen, die in der letzten Phase ihres Lebens
     stehen, noch ermöglichen, dass sie wirklich bis zuletzt leben. Sie versteht darunter, dass sie die Sterbenden begleitet. Wenn jemand sich nicht allein
     fühlt, wenn er über sein Leben sprechen kann, wenn er vor dem Ende noch einmal Bilanz ziehen und über all das reden kann, was ihn bewegt und was er erlebt
     hat, dann lebt er wirklich. Er vegetiert nicht einfach dahin. Er dämmert nicht weg. Er erlebt die letzten Wochen bewusst, weil ein Mensch sich um ihn
     kümmert, weil ein Mensch Achtung hat vor dem Geheimnis seiner Person und seines Lebens. Schon allein diese Achtung gibt dem Sterbenden eine Würde, die
     sein Leben lebenswert macht.

    Es gibt Phasen, in denen der Sterbende allein sein möchte, weil er allein dem Geheimnis des Todes ins Auge schauen will. Das müssen
     wir respektieren. Es ist aber auch eine intensive Form des Lebens. C. G. Jung spricht von solchen Phasen, in denen er sich schon in einer anderen Welt
     befindet und sich schwer damit tut, sich der alltäglichen Realität zu stellen. Aber er hat dann doch ein Bedürfnis, darüber zu sprechen oder einen Brief
     zu schreiben. Er zieht sich zurück, um das Geheimnis des Todes zumeditieren. Aber er möchte auch darüber kommunizieren. Sterbende, die
     das Gefühl haben, alle würden nur auf ihren Tod warten, damit sie sich nicht mehr um sie kümmern müssen, leben nicht mehr wirklich. Für sie wird das Leben
     zur Qual. Sie entschuldigen sich, dass sie noch am Leben sind. So verlieren sie ihre Würde. Wenn der Sterbende aber erfährt, dass sich jemand für ihn
     interessiert, dann lebt er – bis zuletzt. Er spürt, dass der Prozess des Sterbens etwas Geheimnisvolles ist, vor dem andere Menschen sich verneigen,
     weil sie etwas

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