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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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bezahlen.«
    »Den Typ kenne ich«, sagt Lizzy und deutet mit dem Daumen auf mich.
    »Hey«, sage ich gekränkt. »Es gibt ja wohl einen Unterschied zwischen sparsam und knauserig.«
    Lizzy durchstöbert bereits die anderen Körbe auf dem Tisch. »Nehmen Sie’s mir nicht übel«, sagt sie zu der Frau, »aber aus welchem Grund sollte irgendwer Knöpfe oder alte Türdrücker oder sonst was von dem Kram hier kaufen?«

    Die Frau zuckt die Schultern. »Aus allen möglichen Gründen. Manchmal wollen die Leute etwas in Ordnung bringen, was sie bereits besitzen, und suchen nach einem speziellen Teil. Manche wollen eine Sammlung vervollständigen. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Sachen die Leute sammeln.«
    »Zum Beispiel Fehlproduktionen von Süßigkeiten?«, fragt Lizzy unschuldig.
    Die Lady schaut verwirrt. »Davon hab ich eigentlich noch nie gehört.«
    Ich ramme Lizzy meinen Ellbogen in die Rippen und sage zu der Frau: »Wir suchen ein paar alte Schlüssel. Haben Sie welche?«
    »Na sicher«, sagt sie und schnipst mit den Fingern. »Irgendwo hier hab ich welche.« Sie lässt uns stehen und macht sich daran, ihren auf dem Boden ausgebreiteten Kram zu durchsuchen. Lizzy und ich geben uns High-Five. Die Frau gräbt hinter einem Berg einzelner Schuhe einen ausgebleichten metallenen Abfallkübel aus und winkt uns zu sich. Wir flitzen um den Tisch und knien uns auf die alte, fadenscheinige Decke. Gierig vergraben wir unsere Hände in dem Kübel und holen Hände voll von dem heraus, was wir für Schlüssel halten. Dann sehen wir uns gegenseitig an und legen die Stirn in Falten.
    Die Lady ist damit beschäftigt, einem jungen Mann Wechselgeld herauszugeben, der soeben ein paar alte Steppschuhe für einen Dollar fünfzig erstanden hat, wir müssen also warten, bis sie wieder frei ist. Ich kippe den Abfallkübel nach vorn, sodass sie hineinsehen kann, und sage: »Ähm, das ist nicht wirklich das, was uns vorschwebte.«

    »Hä? Wieso nicht?«, will sie wissen.
    »Also, zunächst mal«, sagt Lizzy, »sind das keine Schlüssel. Das sind Türschlösser.«
    »Ach, tatsächlich?«, meint die Lady und wirft einen Blick in den Kübel. »Ups, tut mir leid. Schlüssel, Schlösser, das gehört doch alles zusammen, oder nicht?« Sie lacht ein bisschen und wendet sich dann einer jungen Mutter zu, um ihr zu versichern, dass Sesamstraßen-Ernie als singende und schnarchende Puppe noch funktioniert, wenn sie neue Batterien einsetzt und das Ohr wieder annäht. Mit einem Seufzer lassen wir die Schlösser in den Kübel zurückfallen.
    Nach einem schnellen Abstecher für ein Stück Pizza entdecken wir einen bärtigen Mann, bei dem ein Schälchen mit verschiedenen Schlüsseln mitten zwischen lauter Glasmurmeln und Plastikkämmen steht. Nicht einmal Mom würde gebrauchte Kämme kaufen. Ich frage mich unwillkürlich, ob der Mann seinen Zottelbart mit diesen Kämmen bearbeitet hat. Lizzy will schnell nach den Schlüsseln greifen, aber der Mann streckt seine Hand aus und hindert sie daran. »Was kaputtgeht, wird bezahlt«, sagt er schroff.
    »Wie sollen wir wohl einen Schlüssel kaputtmachen?«, erkundigt sich Lizzy, und ihre Hände bewegen sich ganz von allein zu ihren Hüften.
    »Kinder haben ein Talent, Sachen kaputt zu machen«, erwidert er. »Du würdest dich wundern.«
    »Wir sind keine Kinder mehr«, fühle ich mich genötigt zu erläutern. »Im Prinzip sind wir fast schon Jugendliche.«
    »Umso schlimmer«, sagt er.
    »Hören Sie«, sagt Lizzy, »wir möchten nur wissen, ob Ihre Schlüssel eine Kassette, die wir haben, öffnen können.«

    »Ah ja? Was ist das für eine Kassette?«
    »Zeig sie ihm, Jeremy«, sagt Lizzy.
    Ich will schon meinen Rucksack öffnen, als mir klar wird, dass ich die dreckigen Pranken von diesem Kerl nicht überall auf der Kassette meines Dads haben will. Ich schüttle den Kopf. Lizzy macht den Mund auf und will etwas einwenden, klappt ihn aber wieder zu, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht.
    »Ihr wollt die Schlüssel?«, fragt der Mann. »Dann müsst ihr sie kaufen wie jeder andere auch.«
    »In Ordnung«, sage ich und greife in meine Hosentasche. Die oberste Regel auf Flohmärkten lautet, nur ein paar Dollar plus Kleingeld in die Tasche zu stecken, damit der Verkäufer denkt, das wäre alles, was du dabeihast. Wenn er mehr Geld sieht, wird er einen höheren Preis verlangen. Ich bringe fünfzig Cent zum Vorschein. »Reicht das?«
    Der Mann schüttelt den Kopf. »Zwei Dollar«, sagt er.
    »Zwei Dollar!«,

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