Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst
reingekommen und hast dich auf meine Badematte gestellt! Teile von dem Wurm würden dran hängen bleiben und dann würde ich aus der Dusche kommen und mit nackten Füßen auf Wurmeingeweide treten. Willst du das vielleicht? Ja?«
Ich ziehe mich langsam in den Flur zurück. Wenn sie in einer solchen Stimmung ist, antwortet man am besten gar nicht.
»Beeil dich ein bisschen«, dränge ich. »James wartet draußen. Ich hab keine Lust, gleich an unserem zweiten Tag zu spät zu kommen.«
Sie stößt einen lauten Seufzer aus und legt das Handtuch weg. »Sieht es richtig schlimm aus?«
Ich schüttle den Kopf, obwohl es tatsächlich ziemlich übel aussieht. »Das bemerkt man nicht mal.«
Lizzy schaut skeptisch, aber nach einem letzten Blick in den Spiegel verlässt sie hinter mir das Bad. Während sie ihre Schuhe anzieht, renne ich die Treppe runter und berichte James, was passiert ist.
»Frauen und Make-up!«, sagt er wissend und schüttelt den Kopf. »Glauben sie denn, Männer merken es, ob sie die Augen geschminkt oder Rouge auf den Wangen haben?«
»Lizzy trägt kein Make-up«, informiere ich ihn.
»Doch, jetzt schon«, sagt eine Mädchenstimme hinter mir. Es ist Samantha, das neue Mädchen.
»Woher willst du das wissen?«, erkundige ich mich.
Sie ist zu sehr damit beschäftigt, ihr Gesicht an die Seitenscheibe der Limousine zu drücken, um mir eine Antwort zu geben. Ich schaue mich um, sehe aber keine Spur von ihrem fiesen Zwillingsbruder.
Die Haustür fliegt auf und Lizzy kommt die Treppe heruntergestürzt. Sie ignoriert mich und James und zieht sich rasch die Haare vor das rote Auge, als Samantha sich zu ihr umdreht.
Samantha schaut von mir zu Lizzy und wieder zurück. »Ist dieses Auto für euch?« , fragt sie ungläubig. »Seid ihr irgendwie reich oder so?«
Lizzy öffnet den Mund, aber ich antworte schnell: »Reicher
Onkel.« Ohne diesmal auf James zu warten, reiße ich die hintere Wagentür auf. Lizzy springt vor mir hinein, immer noch mit den Haaren vor dem Gesicht. Als James die Tür hinter uns schließt, höre ich Samantha rufen: »Wartet mal! Wessen Onkel?«
»Das war knapp«, sagt Lizzy, greift in den Kühlschrank und holt eine Dose Orangensaft heraus.
»Würdest du mir vielleicht erzählen, was hier los ist?«, frage ich und packe mein Frühstückssandwich aus.
»Ach, nichts«, sagt sie achselzuckend. »Samantha ist gestern Abend für ein Weilchen rübergekommen, das ist alles.«
Ich stocke mitten im Hineinbeißen und lege das Sandwich in meinen Schoß. »Tatsächlich?«, frage ich und versuche dabei, nicht überrascht oder, was noch schlimmer wäre, eifersüchtig zu klingen.
»Ja, tatsächlich«, sagt sie. »Was ist daran so schwer zu glauben?«
Rasch beiße ich von meinem Sandwich ab. Wer erwartet schon Antworten von einem, wenn man den Mund voll Erdnussbutter hat? »Und was habt ihr beiden so gemacht?«, frage ich, als ich mit Kauen fertig bin.
Sie zuckt wieder die Achseln. »Weiberkram. Das hätte dich nicht interessiert.«
Wir bewegen uns jetzt auf unbekanntem Terrain. Ich wechsle das Thema. »Hast du den Brief von Mrs Billingsly gelesen?«
Sie bestätigt mit einem Kopfnicken und sagt: »Wer, bitte, nennt sein Kind Oswald Oswald?«
»Ich weiß es!«, rufe ich, und wir lachen beide. Die Spannung im Wagen löst sich. Als wir schließlich vor Mr Oswalds Haus vorfahren, ist alles wieder wie sonst. Ich will die Stimmung
nicht verderben, indem ich Lizzy erzähle, was ich über Bitsy Solomon in Erfahrung gebracht habe.
»Wie sieht mein Auge jetzt aus?«, will Lizzy wissen, während wir aussteigen.
»Man merkt überhaupt nichts mehr«, versichere ich ihr. Weitgehend stimmt das auch.
»Gut«, sagt sie energisch. »Weil ich nämlich nicht will, dass Mr Oswald von irgendwas abgelenkt wird, wenn ich ihm ordentlich meine Meinung geige.« Sie rennt an James vorbei, marschiert direkt zu Mr Oswalds Haustür und ist im Begriff, mit erhobener Faust dagegenzuhämmern, als Mr Oswald die Tür öffnet. Um ein Haar hätte Lizzy auf ihn eingeschlagen.
»Immer langsam, junges Fräulein«, sagt er und tritt einen Schritt zurück. »Anscheinend haben Sie es ja außerordentlich eilig, zu beginnen.«
Lizzy stemmt die Hände in die Hüften und setzt ihren empörtesten Blick auf. »Sie haben eine ganze Menge zu erklären, Mister.«
»Oh je«, antwortet er und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. »Gehen wir also in mein Arbeitszimmer und reden über alles, was Sie an diesem wunderschönen Sommertag auf
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