Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
stand mir ein freier Tag zu, aber ich bekam extra Geld, wenn ich darauf verzichtete, also tat ich es. Als das Jahr vorbei war, wusste ich, dass ich nie eigene Kinder haben möchte.“
„Und wenn Steffen mit dir eine Familie möchte?“
„Dann hat er Pech gehabt. Aber das glaube ich nicht. Er ist nicht strikt gegen Kinder wie ich, aber es ist ihm glaub ich egal. Wenn ich welche haben wollte, würde er auch nicht nein sagen.“
„Und wenn er in ein paar Jahren dann doch merkt, dass er ihm was fehlt ohne Kinder?“
„Dann muss er sich eben eine andere suchen. Aber er weiß das. Ich habe es ihm gesagt, um gleich die Fronten zu klären. Er ist noch jung, wenn er Familie will, dann müssen wir uns eben trennen. Auch wenn es mir das Herz brechen würde. Aber das macht er nicht.“
Dabei lächelte sie versonnen. Julia fand es erstaunlich, wie genau Gitte wusste was sie wollte. Ob es die fünf Jahre waren, die Gitte älter war und die das ausmachten? Würde sie in fünf Jahren auch so sicher sein?
Einen Tage später klingelte es unaufhörlich an Julias Tür. Schnell wurde sie wütend, drückte den Summer und riss die Tür auf. ‚Na, dem werd’ ich was erzählen‘, dachte sie und erschreckte sich, als sie Gitte mit verweinten Augen vor sich stehen sah.
„Was ist passiert?“, wollte Julia wissen, bekam jedoch keine Antwort. „Komm erst mal rein.“
Ein bisschen beunruhigte es Julia, dass sie kein Wort sagte. Zielstrebig ging Gitte ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Es war kurz nach vier am Nachmittag, was konnte jetzt so wichtig sein?
Augenblicklich stockte Julia der Atem und sie setzte sich in einen Sessel. Gitte hatte auf dem Sofa Platz genommen und sofort wieder angefangen zu weinen. Ungläubig sah Julia die Bilder im Fernsehen und glaubte , einen Ausschnitt eines neuen Kinofilms zu sehen.
Gute Special Effects, dachte sie für eine Millisekunde, wusste aber gleich, dass es die Realität war, die immer und immer wiederholt wurde. Sie schaltete kurz auf einen anderen Sender, aber überall gab es die gleichen Bilder zu sehen und entsetzte Nachrichtensprecher versuchten zu erklären, was da gerade passiert war. Was war denn passiert?
Julia begriff nicht und glaubte doch, dass nun das Leben, das sie bis dahin kannten endgültig vorbei war. Nichts würde wieder so sein wie vorher und wie lange sie noch normal Leben würde, war Julia in dem Moment nicht klar.
Wieder sah sie, wie ein Flugzeug in den Tower des World Trade Centers flog. Diese Bilder wurden fortwährend wiederholt. Dann das zweite Flugzeug. Sie sah, wie Menschen voller Panik aus dem Fenster in den Tot sprangen. Die Bilder konnten beide nicht fassen. Noch immer sagte Gitte nichts und weinte.
Julia selbst war viel zu geschockt, um zu weinen. Nach einigen Stunden klingelte es wieder an der Tür und ein ebenfalls ver störter Steffen stand vor ihr. Ohne mit ihm zu sprechen, ließ sie ihn in die Wohnung. Als Gitte Steffen ins Wohnzimmer kommen sah, musste sie noch mehr weinen. Er setzte sich neben sie auf das Sofa und versuchte sie zu trösten, dabei hatte er selbst seine Fassung schon lange verloren.
Stumm sahen sie sich die immer gleichen schrecklichen Bilder im Fernsehen an. Auf einmal passierte etwas, was keiner von ihnen je für möglich gehalten hätte und sie konnt en es ebenso wenig glauben, wie dass, was sie zuvor gesehen hatten.
Ein Tower stürzte in sich zusammen. Kurze Zeit später der andere. Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Das ist auf keinen Fall real, dachte Julia, obwohl sie wusste, dass es tatsächlich passiert war.
So saßen sie die ganze Nacht vor dem Fernseher. Gitte war in Steffens Armen auf dem Sofa zwischendurch eingenickt. Julia versuchte aus dem, was sie an Essbaren in ihrem Kühlschrank finden konnte, etwas zu kochen. Dabei nicht diese unfassbaren Bilder aus dem Kopf bekommend. Wann würde der dritte Weltkrieg ausbrechen? Wie lange würde sie noch am Leben sein?
So würde also ihr Leben enden. Ohne, dass sie jemand an ihrer Seite hatte. Aber das stimmte nicht, ihre beste Freundin und deren Freund waren bei ihr. Sie war erleichtert, dass sie in dieser schweren Zeit nicht allein sein musste. Dass so etwas überhaupt möglich sein konnte, sie begriff noch immer nicht, was das für ihr aller Leben bedeuten würde. Als sie George W. Bush im Fernsehen sah, wie ihm mitgeteilt wurde, was eben passiert sei, war ihr klar, dass es nicht mehr lange dauern würde und sie alle sterben mussten. Unglaubliche
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