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Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Titel: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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bekämpfte. Der Blick richtete sich auf die Flüchtlinge aus Deutschland. Wer bleiben und arbeiten wollte, dem legten die niederländischen Gesetze bis Ende 1934 nichts in den Weg. Auch wenn der Strom der Flüchtlinge seit Ende 1933 stark nachgelassen hatte, kam immer noch eine kleine Zahl von Menschen jenseits der Grenzen, die in ihrer Heimat diskriminiert und verfolgt wurden, oder nicht mehr unter dem NS -Regime leben wollten. Ab 1. Januar 1935 benötigten Ausländer in den Niederlanden eine Arbeitserlaubnis, ausgenommen die beliebten deutschen Dienstmädchen, deren Arbeit nachweislich von holländischen Frauen verweigert wurde.
    In Amsterdam griff die Stadtverwaltung durch, um den einheimischen Unterhaltungskünstlern vor den Ausländern Arbeitsplätze zu sichern. Ab 1936 sollte selbst Rudolf Nelson mit seiner Revue-Truppe für drei Monate pro Jahr ins Ausland gehen und stets von Neuem um eine Auftrittserlaubnis anhalten. Als die Einschränkungen zum Jahresende 1935 bekannt wurden, stürmten die Besucher demonstrativ die Nelson-Abende im La Gaîté, hunderte Fans mussten draußen bleiben. Die Presse von links bis rechts warb einheitlich dafür, dass die Amsterdamer ganzjährig »ihren Nelson« behalten durften – »in seinem Fach ist er der beste, wie Toscanini«. Es half nichts, am 31. Dezember 1935 stieg die große Abschiedsparty für die Nelson-Truppe.
    Jordaanviertel dreißiger Jahre: immer mehr Menschen stehen um Arbeitslosengeld an
    Im März 1936 feierten die Amsterdamer triumphal die Rückkehr. Rudolf Nelson dankte mit der neuen Revue »Hallo Amsterdam« und ließ mehr Texte denn je auf Niederländisch vortragen. Im Juni ging die Truppe wie vorgeschrieben außer Landes, nach Wien und London; am 1. September folgte wieder die stürmisch bejubelte Rückkehr in Amsterdam. Diesmal durften die Lieblinge des Amsterdamer Publikums bis Februar 1937 an einem Stück im La Gaîté auftreten.
    Im April 1936 kam Erika Mann mit ihrem Kabarett »Die Pfeffermühle« zum dritten Mal an die Amstel, diesmal ins Rika Hopper-Theater und feierte den eintausendsten Auftritt. Das Publikum war begeistert, auch die niederländische Regierung wünschte sich weitere Gastspiele. Doch das Kabarett, so ihre schriftliche Vorgabe, müsse in Zukunft auf jede, auch die »indirekteste politische Wirkung« verzichten. Damit sah Erika Mann die finanzielle Existenz der »Pfeffermühle« insgesamt gefährdet, denn bei ihren Tourneen waren die Niederlande »das ertragreichste Jagdrevier«. Im September 1936 fährt Erika Mann mit ihrem Bruder Klaus Mann auf einem holländischen Dampfer in Richtung Neue Welt.
    Im gleichen Monat kommen Hans Keilson und seine Verlobte Gertrud Manz als Emigranten nach Amsterdam. Der studierte Mediziner, Jahrgang 1909, hatte im Frühjahr 1933 erfolgreich seinen ersten Roman im S. Fischer Verlag veröffentlicht, aber als Jude für seine beiden Talente keine Zukunft in Deutschland. Gertrud Manz, Katholikin, drängt auf Emigration; Hitler, davon ist die Grafologin überzeugt, »zündet die Welt an«. In Amsterdam haben sich die Zeiten drastisch geändert für »Fremdlinge«, so der niederländische Terminus. Immer seltener wird mit Blick auf die eigenen Arbeitslosen Arbeitserlaubnis erteilt.
    Über ihre Zeit an der Amstel schreibt Hans Keilson ein »Amsterdamer Lied«: »Zu Amsterdam im vierten Stock / mit einer Laus im Haar, / da lebten wir, mein Schatz und ich, / dreiviertel und ein Jahr. // Wir liebten uns am Schwanenteich / des Nachts im Vondelpark. / Der Himmel glühte Leuchtmetall, / die Erde roch so stark. // Die Freiheit saß uns im Genick, / zuvor die Polizei. / In Amsterdam war es noch kalt / im Tulpenmonat Mai … Es lebt sich in der schönsten Stadt / selbst mit der liebsten Frau, / wenn man dort keine Arbeit hat, / am Ende ungenau … Kind, pack die Koffer wieder ein! / Zu Ende ist die Jagd. / Noch einmal über’n Rembrandtplein, dann schmeiß dich in die Gracht!« Das taten die beiden dann doch nicht, sondern zogen in das nahe gelegene Bussum. Gertrud Manz fand Arbeit als Grafologin, Hans Keilson betreute Kinder psychotherapeutisch innerhalb der Grenzen niederländischer Gesetze. Seine deutschen Examen als Mediziner wurden nicht anerkannt. (Am 31. Mai 2011 ist Hans Keilson, in den Niederlanden ein anerkannter Therapeut, hierzulande als deutscher Schriftsteller wiederentdeckt, in Bussum gestorben.)
    Die immer rigorosere Flüchtlingspolitik soll den Zustrom an Flüchtlingen austrocknen und

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