Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Materialien in Kontakt bringt, stärkt nur das Argument, dass die Umgebung alles entscheidend sein kann.)
Dieses einfache Experiment demonstriert den tief greifenden Effekt wechselnder Umwelteinflüsse; hier sind es Schwerkraft und Temperatur, die Chaos in Ordnung verwandeln. Genauso können auch im System unseres Körpers kleine Veränderungen dramatische Wirkungen auslösen. Aber oft denken wir gar nicht an all die kleinen Veränderungen, die unterhalb unseres Radars vor sich gehen und uns entweder krank machen oder gesund erhalten helfen.
Wenn wir versuchen, das in einen praktischen, menschlichen Zusammenhang zu bringen, müssen wir nur an die Studien denken, die zu den Auswirkungen der uterinen Umgebung, das heißt der Gebärmutter, auf das Wachstum des Fötus – also eines befruchteten, sich entwickelnden Eis – durchgeführt worden sind. Angesichts des Umfangs der Forschung zur pränatalen Entwicklung in den letzten Jahrzehnten würde niemand behaupten, dass dieses Stadium, in dem man so verwundbar ist, für Krankheit wie Gesundheit im späteren Leben ohne Bedeutung sei. Wir wissen inzwischen, dass Mütter, die zu stark zunehmen, damit möglicherweise das Diabetesrisiko ihres Kindes erhöhen, dass ein niedriges Geburtsgewicht zu erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt und dass chemische Stoffe – auch Alkohol –, denen das Ungeborene ausgesetzt ist, zu Missbildungen führen können. Kürzlich haben Forscher entdeckt, dass selbst die innere Umgebung, die eine Frau zwischen zwei Schwangerschaften unterhält, Auswirkungen haben kann.
Anfang 2011 fanden Forscher an der Columbia University heraus, dass das Risiko für Autismus bei zweitgeborenen Kindern um mehr als das Dreifache höher war, wenn sie innerhalb von zwölf Monaten nach der Geburt des ersten Kindes gezeugt worden waren. Zweitgeborene, die zwischen dem zwölften und dem dreiundzwanzigsten Monat nach der Geburt des ersten Kindes gezeugt worden waren, hatten ein doppelt so hohes Autismusrisiko wie Kinder, die erst drei Jahre nach der ersten Geburt gezeugt worden waren. Ob es jetzt an einem Nährstoffmangel oder einer veränderten Biochemie liegt, irgendetwas tut sich in der Gebärmutter nach einer Schwangerschaft, das die nächste beeinflussen kann. Diese Ergebnisse untermauern vorhergehende Forschungen über andere Hirnschädigungen, die mehrfach zu dem Ergebnis kamen, dass kürzere Schwangerschaftsintervalle mit psychischen Störungen wie Schizophrenie zusammenhängen können.
Für Autismus verantwortlich sind womöglich zahlreiche miteinander kollidierende Faktoren, darunter genetische und umweltbedingte. Diese neue Entdeckung der Columbia University belegt eindrucksvoll den Einfluss von Umweltbedingungen, die gar nichts mit den vorhandenen Genen zu tun haben müssen und die jene einmaligen Umstände bestimmen, die zu dieser für die meisten Eltern herzzerreißenden Diagnose führen können. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt einen Abstand von mindestens 24 Monaten zwischen einer Geburt und der Zeugung des nächsten Kindes, um möglichst gesunde Kinder zu gebären. Dieser Ratschlag wird allerdings selbst in vielen hoch entwickelten Ländern nicht beachtet.
Die vielleicht beste Demonstration der Wirkung bestimmter Umweltbedingungen auf ein lebendes Wesen findet sich in der Wirkungsweise mancher Medikamente. Nehmen wir als Beispiel eine der grundlegendsten klinischen Versuchsreihen in der Krebsmedizin, die im Februar 2009 im angesehenen New England Journal of Medicine publiziert wurde. Die Forscher, zum großen Teil von der Universität Wien, untersuchten prämenopausale Brustkrebspatientinnen. Sie litten an einem besonders bösartigen Typus, genannt hormonsensitiver Brustkrebs, der umso stärker wächst, je mehr das weibliche Sexualhormon Östrogen auf ihn einwirkt. Die Standardtherapie umfasst daher oft eine Antihormonbehandlung, um den Östrogenspiegel zu senken. Nach der chirurgischen Entfernung ihres Tumors teilten die Forscher die 1803 Versuchsteilnehmerinnen randomisiert in zwei Gruppen. Die Hälfte bekam zweimal jährlich ein Placebo injiziert und erhielt eine Antihormonbehandlung, während die andere Hälfte neben der Antihormonbehandlung einen Wirkstoff namens Zoledronsäure erhielt, der die Knochenbildung fördert. Es ist unter den Handelsnamen Aclasta und Zometa erhältlich und wird gegen Osteoporose verschrieben, eine Krankheit, die zum Knochenschwund führt. Das Ergebnis?
Bei den Patientinnen, die das
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