Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
über einige dieser angeblich gesundheitsfördernden Mittel durchgeführt worden sind, möchte ich zuerst den Advocatus Diaboli spielen und eine Studie vorstellen, die der Sache eine neue Wendung gab, indem sie zeigte, dass nicht alle Antioxidantien so ungeheuer nützlich sind, wie man immer glaubt. Sie können die Oxidation auf durchaus schädliche Weise behindern und alles andere als gesund sein.
Forscher der University of Cardiff in Wales haben 2009 gezeigt, dass Vitamin C ein »prooxidatives« Alter Ego hat, das durch die Anregung der Produktion von Freien Radikalen den Zustand von Arterien verbessert. Die in Cardiovascular Research veröffentlichte Studie ergab eine überraschende Antwort auf die Frage, warum Vitamin C Patienten mit Herzproblemen hilft. Wie Sam Wong von der British Heart Foundation in einem Artikel für The Guardian im selben Jahr zusammenfasste (und der dem Vitamin C ein »Alter Ego« zuschrieb), kann sich die Schicht glatter Muskulatur um unsere Arterien bei Patienten mit Bluthochdruck, hohem Cholesterinwert, Diabetes und Herzinsuffizienz oft nicht mehr entspannen, sodass die Arterien ständig kontrahiert bleiben und das Herz gegen entsprechend vergrößerten Widerstand pumpen muss. Vitamin-C-Injektionen können den Arterien helfen, sich zu entspannen. Dieser Effekt wird auf eine gesteigerte Produktion von Stickoxid zurückgeführt, ein wichtiges Signalmolekül für die Entspannung der Arterienmuskulatur.
Aber das Team aus Cardiff entdeckte noch einen weiteren Prozess, der sich unabhängig von der Stickoxiderzeugung abspielte. Vitamin C reagiert mit gelöstem Sauerstoff und bildet dabei Wasserstoffperoxid (H 2 O 2 ), eine nicht ganz ungefährliche, instabile Chemikalie. Wasserstoffperoxid kann allerdings auch die elektrische Signalstärke in den Aderwänden erhöhen und der umgebenden Muskelhülle so verstärkte Entspannungssignale geben. Die Forscher fanden also Hinweise darauf, dass Oxidantien für das normale physiologische Funktionieren unseres Körpers notwendig sein könnten. Es kommt natürlich darauf an, ein Gleichgewicht zu finden, worauf das Team aus Cardiff ausdrücklich hinwies: Zu viele oxidative Moleküle können genauso schaden wie zu wenige. Zukünftige Therapieformen werden sich um ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen der Förderung und der Unterdrückung von oxidativem Stress bemühen müssen.
Wenn Sie glauben, dass Sie mit zusätzlichem Vitamin C etwas für Ihre Arterien tun, bedenken Sie, dass in großen klinischen Studien bewiesen wurde, dass Vitamin-C-Präparate völlig nutzlos zur Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hohe Vitamin-C-Konzentrationen im Blut durch die Nieren schnell ausgefiltert werden.
Aber damit ist die Angelegenheit noch nicht erledigt. Tetrahydrobiopterin, ein anderes Prooxidans, das das Team aus Cardiff untersuchte, hat sich als vielversprechendes oral einzunehmendes Mittel zur Blutdrucksenkung gezeigt. In der Zukunft könnten Ärzte Prooxidantien gegen Erkrankungen der Blutgefäße verschreiben. Aber es gibt, das sei noch einmal gesagt, keinen Zweifel, dass die Überschussproduktion instabiler Chemikalien schädlich sein kann. Oxidativer Stress kann außerdem die Arterienmuskulatur zusammenziehen, ein weiterer Grund, sich um Ausgewogenheit zu bemühen. Viele Variablen sind zu berücksichtigen, und noch verstehen wir nicht alle.
Im Lauf der Jahre sind viele Studien durchgeführt worden, um die Rolle von Antioxidantien bei Herzerkrankungen aufzuklären, insbesondere den möglichen Zusammenhang zwischen der Oxidation von schlechtem (LDL-)Cholesterin und Antioxidantien. Diese Art Oxidation trägt zur Ablagerung sogenannter Plaques aus Blutfetten und anderen Stoffen an den Arterienwänden (Arteriosklerose) bei, die den Blutfluss zum Herzen behindern oder sogar ganz blockieren können.
Aber in diesen Studien hat es nur geringe Fortschritte gegeben, und zwar erstens, weil der Versuchsaufbau die Ergebnisse infrage stellte. So waren an einigen Studien zu wenige Probanden beteiligt, um verlässliche Resultate zu erzielen, bei einigen wurden die gegebenen Vitamindosen später als zu gering eingeschätzt, bei manchen war die Behandlungsdauer zu kurz, und wieder anderen konnte man nicht entnehmen, ob die erzielten Gesundheitsverbesserungen durch die Antioxidantien oder durch andere Faktoren des Lebensstils verursacht worden waren.
Trotz solcher Experimente, die den Nutzen einer spezifischen
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