Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
noch etwas brauchen, dann melden Sie sich doch bitte. Ich möchte morgen einkaufen gehen. Also, falls Sie noch etwas brauchen, dann melden Sie sich.“
Ich nickte und versuchte die häufigen Satzwiederholungen zu ignorieren.
„Schönen Tag dann noch!“
Sie strich ihre Kleidung glatt, drückte ihre Handtasche mit der linken Hand gegen ihre Brust und verließ meine Wohnung. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zog sie die Haustür hinter sich zu und ich konnte hören, wie Sie in ihrer winzigen Handtasche nach dem eigenen Haustürschlüssel suchte.
Ich nahm einen Schluck aus dem frisch befüllten Glas und entschied mich gegen das Kochen, um mich lieber eine Weile auf die Fensterbank zu setzen und das Straßengeschehen zu beobachten. Besonders hilfreich war die Unterhaltung mit meiner Nachbarin nicht gewesen. Dennoch fand ich es recht amüsant, dass ihr damaliger bester Freund jemand von der anderen Seite gewesen war. So etwas hätte ich der alten Dame niemals zugetraut.
Meine Entscheidung blieb trotzdem dieselbe. Ich war noch nicht bereit für ein neues Treffen oder für einen großen Kinobesuch.
Ich beschloss, meine Wohnung später etwas aufzuräumen und mich erst danach selbst zu bekochen, um nach langer Zeit wieder etwas Energie tanken zu können.
V
Eine unerwartete Überraschung
Immer noch in verzerrten Gedanken versunken, richtete ich mich von der kühlen Fensterbank auf, streckte mich ausgiebig und blickte mich in meiner Wohnung um. Ich hatte schon lange nicht mehr richtig sauber gemacht oder aufgeräumt. Anfangs war die Aufgabe, meine Wohnung in Ordnung zu halten, das Einzige gewesen, das Abwechslung in meinen Alltag gebracht hatte.
Irgendwann war jedoch selbst diese Aufgabe nichts mehr gewesen, das mich von meinem Kummer abgelenkt hatte.
Ich wusste nicht einmal, wo ich am besten anfangen sollte. Zunächst begann ich also damit, die kleine Wohnung aufzuräumen. Ich sortierte aus, rückte zurecht und schob die Couch in eine bessere Position. Auch in Küche und Bad brachte ich Ordnung und schaffte es, insgesamt drei Müllsäcke zu füllen. Als nächstes begann ich die Küche von angefallenem Staub zu befreien, wischte über die Arbeitsplatten und räumte den Einkauf des Vortages endlich ordentlich in die Schränke. Ich schnappte mir einen Glasreiniger und putzte die Fenster grob mit einem Tuch, um gleich daraufhin den Spiegel im Badezimmer zum Glänzen zu bringen.
Die Zeit verstrich immer schneller und als ich mir nach langem Putzen den Staubsauger schnappte, warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war bereits später Nachmittag eingetreten. Es kümmerte mich nicht. Ich entstaubte meine Wohnung und vor allem mein geliebtes Keyboard. Als letztes putzte ich noch die Toilette und feudelte die Wohnung gründlich. Dann schnappte ich mir den Müll und stellte ihn vor die Tür. Den Weg zum hauseigenen Mülleimer machte ich meist selbst, aber versuchte ihn auf das Seltenste zu beschränken.
Ich schloss die Tür hinter mir und blickte mich zufrieden in der glänzenden, gut riechenden Wohnung um. Die Sauberkeit fühlte sich zugleich wie eine innere Erneuerung an.
Die Uhr zeigte halb sieben. Mein Magen begann noch lauter als am Morgen zu knurren. Ich hatte nicht nur Hunger, sondern richtigen Appetit bekommen.
Ich holte einmal tief Luft, bevor ich mich von der Tür wegdrückte, gegen die ich mich gelehnt hatte, und müden Fußes Richtung Küche ging. Ich war stolz auf mich und wollte mich mit einer leckeren Portion Spaghetti belohnen.
Erst als ich Wasser in einen Kochtopf laufen ließ, spürte ich jeden Muskel in meinen Armen. Ich war in den letzten Tagen schwächer geworden. Da ich nicht weiter darüber nachdenken wollte, stellte ich den Herd an und legte Nudeln und Soße aus dem Glas bereit.
Während das Wasser sich erwärmte, schob ich den Laptop im Wohnzimmer zur Seite und deckte den Tisch für mich. In letzter Zeit hatte ich meist in der Küche gegessen und mir des Öfteren bloß eine Scheibe Brot belegt. Nach einer Weile begann das Wasser zu kochen und ich legte die Spaghettis vorsichtig in den Topf. Der aufsteigende Wasserdampf brachte mich zum Schwitzen. Ich trottete ins Wohnzimmer, um die Fenster zu öffnen, als es plötzlich für diesen Tag schon das zweite Mal an der Tür klingelte.
Ich war gespannt, was meiner Nachbarin dieses Mal auf dem Herzen lag. Vermutlich wollte sie meine Einkaufswünsche annehmen, um sich am nächsten Tag möglichst früh auf den Weg zu machen. Ich verstand sie nicht. Sie
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