Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
gierig.
„Besteck!“, sagte er noch, bevor er wieder einmal wie selbstverständlich in die Küche flitzte. Ich hörte, wie einige Schubladen geöffnet und wieder geschlossen wurden, bevor er mit zwei Messern und Gabeln zurückkam und sich neben mir nieder ließ.
„Na, dann mal guten Hunger!“, war das letzte, was er sagte, bevor er mit dem Schneiden seiner Pizza begann.
VI
Unsicherheit
Für eine Zeit, die mir wie die Ewigkeit vorkam, saßen wir ruhig nebeneinander und schoben die klein geschnittenen Pizzateilchen in unsere Münder. Erst nach weiteren Minuten griff ich zur Fernbedienung, um mit am Abend laufenden Dokusoaps die unangenehme Stille zu durchbrechen.
Es dauerte nicht mehr lange, bis Kevin mit dem Essen fertig war und das übrige Viertel seiner großen Pizza zur Seite schob: „Ich glaub, ich platze …“, nuschelte er, hielt sich den Bauch und ließ sich zurück in die Couch fallen.
In meinem Magen war noch genügend Platz, doch wollte ich unter keinen Umständen allein weiter essen und nickte zustimmend.
Während ich auf den Bildschirm des Fernsehers starrte, sah ich in meinen Augenwinkel, dass Kevin mich immer wieder von der Seite musterte. Dennoch wagte ich es nicht, zurückzublicken oder zu meinem Stift zu greifen.
„Eigentlich hab ich noch mehr mit …“, sagte er plötzlich und nahm die Richtung meines Blickes an. Meine Stirn legte sich in Falten. Ich wollte gerade zum Stift greifen und genauer nachhaken, als er mir diese kleine Aufgabe abnahm.
„Noch mehr Hochprozentiges“, fügte er knapp hinzu.
In diesem Moment griff ich doch zu meinem Block: ‚Willst du mich abfüllen?’
„Zu welchem Zweck?“, fragte er und grinste schief.
Erneut schoss Blut in meine Wangen, obwohl ich nicht wusste, woher meine Verlegenheit stammte.
‚Um mich ins Bett zu kriegen’, schrieb ich und wartete auf eine Reaktion. Die Buchstaben hatte ich zu schnell geschrieben, als dass ich genauer über ihre Bedeutung hätte nachdenken können. Im Normalfall hätte ich solch eine Aussage niemals gewagt.
„Du hast es noch immer nicht begriffen, hm?“ Kevin nahm einen Schluck von seinem Bier.
Verwirrt zuckte ich mit den Schultern und wartete gespannt auf die Forstsetzung seiner Aussage.
„Yannek, ich will nichts von dir. Ehrlich nicht. Ich kenne dich doch erst wenige Stunden.“
Verlegen zupfte ich an einem Ziehfaden meiner Hose. Obwohl ich die Antwort gewusst und keine andere erwartet hatte, löste sie ein unbehagliches Gefühl in mir aus. Es glich fast Enttäuschung und nicht erfüllter Hoffnung und ähnelte dem Stechen im Magen, das man vor Antreten einer wichtigen Prüfung in sich spürte. Mit diesem Gefühl konnte ich nichts anfangen und es in jenem Moment nicht unterordnen.
„Ist irgendetwas?“ Kevin lachte. „Oder hast du dich bereits so unsterblich in mich verliebt, dass ich dir gerade jegliche Hoffnung genommen habe?“
Er grinste, was bedeutet, dass er scherzte und mich zum Mitscherzen animieren wollte. Bevor ich weiter über das sich in mir befindliche Chaos nachdenken konnte, setzte ich einen ‚Bitte was?’ - Blick auf und schüttelte abwertend den Kopf.
„Also, was sagst du?“, fragte Kevin dann, griff in seine Tasche und zog eine Flasche Wodka sowie einen Tetrapack Orangensaft hervor.
Meine Antwort setzte sich aus einem Nicken verbunden mit gleichzeitigem Schulterzucken zusammen.
„Na, dann werde ich mal zwei Gläser holen.“
Mittlerweile fühlte ich mich fast so, als ob ich mich in Kevins und nicht in meiner Wohnung befinden würde. Zielstrebig richtete er sich auf, nahm seine leere Bierflasche mit und verschwand in der Küche. Die Zeit nutzte ich, um auch mein Bier mit einigen großen Schlücken zu leeren. Es dauerte nicht lange, da kehrte er bereits mit zwei großen Gläsern in der Hand zurück. Es waren die Gläser, aus denen ich vor langer Zeit fast jedes Wochenende mit meinem besten Freund die verschiedensten und zum Teil sehr extravaganten Mischungen getrunken hatte.
Kevin setzte sich zurück neben mich, griff nach der Wodkaflasche und füllte die Gläser etwa drei Finger breit mit dem klaren Alkohol. Zögerlich nahm ich den Orangensaft und füllte den Inhalt damit auf. Ich drückte den Verschluss zu, nahm mein Glas in die rechte Hand und wartete darauf, dass Kevin den Wodka wieder sicher verstaute.
„Auf dein ab heute neu beginnendes Leben!“, sagte er mit erhobenem Kinn und klang dabei fast ein wenig stolz. Wir erhoben unsere Gläser, stießen an und nahmen
Weitere Kostenlose Bücher