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Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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zunächst einen sehr kleinen Schluck.
    Erst schmeckte ich den fruchtigen Orangensaft gefolgt von einem bitteren, leicht parfümiert schmeckendem Wodka. Ich musste mich bemühen, um mein Gesicht nicht zu verziehen und setzte vorsichtshalber gleich mehrere Male hintereinander an, damit ich das Glas schnellstmöglich leeren konnte.
    „Wieso hast du keine feste Freundin?“, fragte Kevin, während er sinnlos durch das Abendprogramm zappte.
    Ich griff zum Stift: ‚Ich habe niemanden mehr.’
    „Und deine Familie?“
    Erschrocken hustete ich auf, verschluckte mich an dem soeben eingenommenem Schluck des Mischgetränkes.
    Kevin nahm mir das Glas ab und klopfte mir vorsichtig auf den Rücken: „Hab ich was Falsches gesagt?“
    Meine Atmung beruhigte sich wieder. Das Kratzen in meinem Hals spülte ich mit dem Rest des Alkohols herunter, um gleich daraufhin abtuend den Kopf zu schütteln.
    „Willst du darüber reden?“
    Erneut verneinte ich mit Gesten und spürte Wärme in mir aufkommen. Ich hatte lange nichts mehr getrunken und spürte die Wirkung der geringen Menge bereits nach kurzer Zeit. Ungeordnete Gedanken begannen meinen Kopf zu füllen, während ich Kevin höflich andeutete, mein Glas wieder aufzufüllen. Ich wollte mit niemandem über den Unfall reden und ließ es nicht zu, den Schmerz meiner Vergangenheit mit jemandem zu teilen.
    „Übrigens …“, begann Kevin, sah mich dabei nur kurz von der Seite an, „… hast du an deiner linken Wange noch Tomatensauce von deiner Pizza.“
    Ich befeuchtete meine Finger und wischte über meinen Mundwinkel und über Teile meiner Wange. Dabei spürte ich, wie warm mein Gesicht von der Wirkung des Wodkas geworden war.
    „Nein …“, Kevin begann wieder einmal zu lachen. „Guck mich mal bitte an!“, forderte er mich auf.
    Mein Kopf wurde schwerer und mein Denken funktionierte ungewohnt langsam. Ohne zu zögern, wandte ich Kevin mein Gesicht zu und sah ihm das erste Mal tief in seine braun-grünen Augen. Ein ungewohntes Gefühl durchströmte meinen Körper, als ob mein Blut für nur wenige Sekunden unter elektrischer Spannung stehen würde. Ich wollte mehr trinken, doch hefteten unsere Blicke aneinander. Ich versuchte Klarheit in meinen Kopf zu bringen, scheiterte jedoch kläglich. Es gab etwas Vertrautes in seinen Augen, etwas, nach dem ich mich all die einsamen Wochen gesehnt hatte. Geborgenheit, Vertrauen und Ehrlichkeit füllten seine Augen und ließen mich nahezu in ihnen versinken. Immer wieder versuchte ich mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich jemanden anblickte, den ich kaum kannte und dass dieser fast Fremde männlich war und auf Gleichgeschlechtliche stand. Der Alkohol schien jegliche Vernunft ertränken zu wollen und ließ mich nicht weiter nach rationalen Gründen und Erklärungen suchen. Ein sanftes Gefühl von Schwindel hüllte mich ein, eh ich zurück in die Realität gerissen wurde.
    „Ähm ... da …“, Kevin deutete mir mit seinem Zeigefinger auf die Wange. Unsere Blicke klebten aneinander und ich musste eine kurze Weile über seine Geste nachdenken. Erst dann fiel mir der Tomatenklecks wieder ein. Binnen des nächsten Augenblickes befreite ich mich aus der merkwürdigen Situation. Ich wischte grob mit der flachen Hand über mein halbes Gesicht und begann meine Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher und meinem Getränk zu widmen.
    Sobald ich versuchte, über das soeben Geschehene nachzudenken, huschte mir ein kalter Schauer über den Rücken verbunden mit Erschrockenheit über mein eigenes Verhalten.
    „Dass abends immer so viel Müll läuft …“
    Ich spürte, dass auch Kevin abzulenken versuchte und von ähnlichen Gedanken und Gefühlen geprägt sein musste. Ich nickte, obwohl ich nicht einmal auf die im Fernsehen laufenden Sendungen achtete. Immer wieder nippte ich an meinem Glas und während ich es insgesamt viermal auffüllte, war Kevin noch mit seiner zweiten Mischung beschäftigt.
    Ich brachte es kaum mehr fertig, einen Blick auf die Uhr zu werfen und konnte daher nur ahnen, dass es spät geworden sein musste.
    „Vielleicht sollte ich langsam gehen. Zum Glück haben wir Wochenende.“
    Kevin setzte sich aufrecht an den Rand der Couch, streckte sich und gähnte beim Sprechen.
    ‚Du kannst gern noch bleiben“, schrieb ich und konnte durch meinen verschwommenen Blick nur vermuten, dass Kevin meine Worte entziffern konnte.
    „Aber nicht mehr lange. Ich geh kurz auf Klo und bleib dann noch eine Weile.“
    Seine Worte schallten in meinen Ohren,

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