Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
während ich durch das sich hebende Couchpolster spürte, dass er aufgestanden war.
Als sich Sexwerbungen bunt über dem Bildschirm verteilten und einem verschiedene Nummern entgegen stöhnten, wollte ich zur Fernbedienung greifen, um den Sender zu wechseln.
Mittlerweile war ich in der Couch versunken, streckte meinen Arm aus und schmiss dabei eine der Pizzaschachteln herunter. Ich hatte vergessen, wonach ich greifen wollte und streckte meine Hand nach meinem Glas aus, um den letzten Schluck herunterzuwürgen. Das Getränk hatte bereits die Zimmertemperatur angenommen und schmeckte mehr nach Alkohol als nach allem anderen. Der letzte Schluck war der fatalste gewesen. Ich schaffte es noch gerade, das Glas wieder abzustellen, als mich eine ungeheure Übelkeit überkam. Ich drückte meinen Kopf gegen die Couch und kniff Augen und Lippen zusammen. Mir wurde schwindelig und meine Augen brannten, sobald ich sie öffnen wollte.
Ich hörte, wie sich die Badezimmertür wieder öffnete und Kevin sich zurück auf die Couch setzte.
„Alles okay?“, fragte er leise.
Ich öffnete meine Augen zu einem Spalt, wonach sämtliche Bilder vor mir verschwommen und den Grad des Schwindels in meinem Inneren nur erhöhten.
„Yannek?“
Ich wusste nicht, ob Kevin sich Sorgen machte oder sich bloß über mich amüsierte. So betrunken ich auch war, wusste ich schon jetzt, dass die Situation peinlich für mich war. Ich fürchtete mich davor, Kevin das nächste Mal in einem nüchternen Zustand begegnen zu müssen.
Plötzlich nahm ich nur noch wahr, dass eine warme Decke über mich gelegt wurde. Ich hätte mich am liebsten bedankt, doch versuchte ich meine körperlichen Funktionen auf ein Minimum zu reduzieren. Ich verdrängte die Gedanken an die nächsten Tage und versuchte, das Karussell meiner Gedanken anzuhalten, indem ich meinen Kopf immer fester in die weiche Couch drückte.
In diesem Moment versuchte ich alle Probleme und Sorgen der Gleichgültigkeit unterzuordnen. Immer wirrere Bilder entstanden in meinem Kopf, die sich aus den letzten Wochen zusammentaten und mich letztendlich in einer tiefen Traumwelt versinken ließen.
Am nächsten Morgen rissen mich pochende Kopfschmerzen aus meinem Schlaf. Mein Mund war gefüllt mit einem alkoholischen Geschmack, der die vergessene Übelkeit erneut durch meinen Körper jagte. Ich blinzelte vorsichtig und strich mir ein paar vereinzelte Haarsträhnen aus der Stirn. Das Tageslicht erschien mir zu hell für diesen ungewohnt frühen Morgen. Sofort warf ich einen kurzen Blick auf meinen Wecker, dessen Zeiger mir halb sieben Uhr morgens anzeigten. Leise seufzte ich auf und wollte mich ausgiebig strecken, als ich mit meinen Füßen niemand anderen als Kevin berührte, der am anderen Ende der Couch zusammengekauert schlief. Sofort schossen Erinnerungen des gestrigen Abends in mein Gedächtnis. Ich hatte zu viel getrunken und musste mitten in der Nacht vor Erschöpfung eingeschlafen sein. Gleichzeitig erinnerte ich mich daran, dass Kevin und ich uns sehr lange in die Augen gesehen hatten und mich die in der Situation aufkommenden Gefühle noch immer beunruhigten.
Um mich selbst von dieser Sorge abzulenken, beschloss ich, unter der Decke hervorzuschlüpfen und mich unter eine warme Dusche zu begeben. Ich fühlte mich in der dreckigen Kleidung unwohl und wusste, dass ich unter warmem Wasser am besten entspannen konnte.
Vorsichtig befreite ich mich aus der verwühlten Decke und achtete darauf, Kevin nicht zu wecken. Als ich tief Luft holte, nahm ich den würzigen Pizzageruch wahr und ignorierte die verschmutzte Wohnung, die ich am Vortag frisch aufgeräumt und geputzt hatte.
Ich war froh, dass noch beide Fenster geöffnet waren und die Luft in der Wohnung somit jedenfalls etwas erträglich war.
Leise öffnete ich eine Kommode und suchte Kleidung für mich zusammen, um gleich daraufhin im Badezimmer zu verschwinden und die Tür hinter mir abzuschließen.
Ich legte die frische Kleidung auf den Waschbeckenrand, da mein Bad nicht sonderlich geräumig war, und atmete zunächst einmal tief durch. Ich merkte selbst, dass ich weder akzeptieren noch mir eingestehen wollte, was innerhalb der letzten beiden Tage geschehen war.
Ich erkannte mich kaum wieder und ein schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Es kam mir vor, als ob ich den Unfall mit einem Mal vergessen wollte und Schmerz und Kummer dabei waren, in Vergessenheit zu geraten. Wenn ich dies jedoch zuließ, fühlte es sich an, als ob ich
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