Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
Magengegend wurde wieder einmal geweckt.
„Was darf’s sein, bitte?“, ich wechselte mit meiner Aufmerksamkeit zurück zum Popcornverkäufer.
„Was möchtest du denn haben?“, fragte Kevin. „Popcorn?“
Ich nickte und war ihm dankbar für die Hilfe.
„Ein großes Popcorn“, bestellte er für mich, während ich das Geld auf den Tresen legte und den riesigen Becher entgegennahm.
Wir schritten weiter in Richtung des Kinosaals und Kevin fuhr sofort mit seinen Erzählungen fort: „Ich kann dir das ja gleich im Kino geben.“
Ich versuchte Portemonnaie, Wechselgeld, Jacke und Popcorn irgendwie festzuhalten und folgte ihm ohne weitere Reaktion. Ich war gespannt darauf, was Kevin mir mitgebracht haben könnte. Glücklicherweise waren wir pünktlich. Der Kinosaal war noch beleuchtet, dafür aber bereits sehr gut besetzt. Wir suchten ein ruhiges Plätzchen in dem oberen Teil der Loge und ließen uns dort nieder. Fürs Erste stellte ich den Popcorneimer beiseite und stopfte das Portemonnaie samt Geld zurück in meine Hosentasche. Meine Jacke legte ich auf den freien Platz neben mir. Kevin hatte wieder die Tasche dabei, die er sich immer über die Schultern hängte und öffnete diese vorsichtig.
„Ich hab mir gedacht, dass das einfacher sein könnte“, er lächelte mich kurz an, bevor er eine kleine Schultafel herausholte, an der ein Kreidestift mit einem Band befestigt war.
Ich brauchte eine Weile, bevor ich das Geschenk annahm und sich ein ehrliches Lächeln über meine Lippen zog. Ich fand es irgendwie niedlich, dass er mir ein derartiges Geschenk machte.
„Findest du’s doof?“, fragte er gekränkt.
Sofort schüttelte ich den Kopf und legte die Tafel auf meinen Schoß. Ich schrieb ein ‚Danke’ darauf. Im selben Moment, in dem ich darüber nachdachte, wie ich eine vollgeschriebene Tafel wieder sauber bekommen könnte, hielt Kevin mir einen kleinen Schwamm hin.
„Hätte ich fast vergessen“, fügte er meinen Gedanken hinzu und lächelte erneut.
Ich griff zur Kreide und wollte zurück auf das Thema seines Mitbewohners kommen: ‚Du willst doch was von Kai. Wieso bist du nicht bei ihm geblieben?’
Kevin las die Worte, bevor er antwortete. „Weil wir verabredet waren.“
‚Das ist doch kein Grund.’
„Für mich schon. Außerdem …“, er stockte. „Ich bin mir gar nicht so sicher, ob ich noch was von ihm will. Du hattest ja recht in deiner Mail letztens. Er hat doch selbst Schuld, weil er nie auf mich gehört hat. Ich wusste, was Phil für ein Arsch ist.“
Ich überlegte kurz, bevor ich weiter nachhakte: ‚Du warst vorhin die ganze Zeit selbst ziemlich fertig. Du willst noch was von ihm?’
Kevin dachte vermutlich genau über seine Antwort nach, bevor er knapp erwiderte: „Kann sein.“
Ich hatte eine andere Antwort erhofft und das gleiche Gefühl, dass ich bereits am Strand gehabt hatte, schlich sich durch mein Inneres. In diesem Moment war mir allerdings klar, dass das unangenehme Gefühl pure Eifersucht war. Ich nahm mir das kleine Schwämmchen und wischte die Tafel wieder sauber.
Kevin schien darauf zu warten, dass ich etwas schrieb, doch starrte ich selbst nur nachdenklich auf das Dunkelgrün des kleinen Gegenstandes.
„Ich hab doch eh keine Chance bei ihm“, fuhr Kevin unaufgefordert fort. „Die waren ziemlich lange zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich gleich darauf in was Neues stürzen würde.“
Ich seufzte auf: ‚Also stehst du doch noch auf ihn!’
„Ich hab doch gesagt, dass das sein kann“, wehrte er sich und legte seine Tasche zu meiner Jacke auf den freien Platz. Er beugte sich dabei leicht über mich, wodurch ich sein Parfüm ein weiteres Mal wahrnehmen konnte und mir leicht schwindelig wurde.
Ursprünglich hatte ich mich sehr auf den Kinobesuch gefreut. Mittlerweile war ich mir nicht sicher, ob ich meine Entscheidung bereuen sollte. Ich fühlte mich unwohl in meiner Haut. Das gut riechende Popcorn hatte ebenfalls an Bedeutung verloren, wodurch der Eimer verloren auf dem klebrigen Boden stand. Nach allem hatte ich innerlich gehofft, dass Kevin sich mehr für mich als für Kai interessieren würde. Mein Leben hatte ich innerhalb kurzer Zeit geändert, mein Äußeres war wieder akzeptabel. Ich hatte mir eingestanden, dass ich womöglich auf Männer stand und mich ebenfalls damit auseinandergesetzt, mich vermutlich in Kevin verliebt zu haben. Ich war mit eben dieser Person im Kino und er saß neben mir. Der Abend war von meiner Seite aus
Weitere Kostenlose Bücher