Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
Richtung Ausgang hinunter gingen. „Wollen wir gleich irgendwo eine Kleinigkeit essen?“
Ich nickte und freute mich über den Vorschlag. Ich hatte schon gedacht, dass wir das Kino verlassen würden und Kevin sofort nach Hause wollte.
Wir kamen im Foyer an, wo ich den Popcorneimer entsorgte und zurück zu Kevin kehren wollte, welcher auf der anderen Seite des Ganges wartete. Plötzlich hörte ich meinen Namen und fühlte mich fälschlicherweise angesprochen. Der kurze Moment, in dem ich mich umwandte, reichte aus, um versehentlich in jemand anderen hinein zu laufen. Es war ein kräftiger und zudem großer Kerl mit aufgequollenem Gesicht inmitten von seinen Freunden, der mich sofort anblaffte: „Kannste nich aufpassn, oder was?“
Hilflos sah ich zu dem Fremden auf und fühlte mich ziemlich dämlich dabei, nicht zu antworten. Erst als Kevin dazu kam, fühlte ich mich etwas besser.
„Lasst ihn in Ruhe!“, befahl Kevin streng und schob sich vor mich.
„Scheiß Schwuchteln!“, murmelte einer aus der Gruppe und warf uns einen angewiderten Blick zu. Die Worte erschreckten mich, während Kevin wütend zurückblickte.
„Es ist sicherlich besser eine Schwuchtel zu sein, als nichts im Kopf zu haben!“, konterte er. In diesem Moment wollte der Dicke auf Kevin losgehen, als jedoch ein aufmerksames Kinopersonal dazwischen ging:
„Klärt das woanders!“, forderte er uns auf und stellte sich zwischen uns.
Die Gruppe von merkwürdigen Leuten blickte uns noch ein letztes Mal an, bevor sie sich weiter in Richtung Hauptausgang bewegte. Kevin sah ihnen noch eine ganze Weile wütend hinterher, bevor er sich fluchend zu mir drehte:
„Asozial so was …“, murmelte er und schnaubte wütend.
Ich nickte zustimmend und musste die letzten Minuten erst einmal verarbeiten. Es war unfassbar, dass aus einem versehentlichen Anrempeln solch eine Situation entstanden war.
„Erinnerst du dich noch an unseren ersten Chat?“
Ich schüttelte verwirrt den Kopf.
„Da hab ich dir doch gesagt, dass ich anders bin und eben nicht der Norm vieler Menschen entspreche. Erinnerst du dich?“ Er hatte sich langsam wieder beruhigt und wir schritten ebenfalls Richtung Ausgang.
Ich konnte mich tatsächlich an die Worte Kevins aus dem Chat erinnern und verbunden damit auch daran, dass ich ihn zu jenem Zeitpunkt noch für eine Frau gehalten hatte.
„Siehst du? Das war ein kleiner Einblick …“ Er schüttelte den Kopf und ich fragte mich, warum die Gruppe überhaupt wusste, dass wir schwul waren. Als könnte Kevin meine Gedanken lesen, fuhr er fort: „Zwei Männer im Kino und einer, der den anderen verteidigt … dann ist man sowieso gleich schwul.“
Ich atmete tief durch und zog an der schweren Glastür, um Kevin Durchlass zu gewähren.
„Ist ja auch egal jetzt“, sagte er dann. „Wo wollen wir denn was essen? Irgendwas Kleines auf die Hand?“
Die Tafel hielt ich in meiner linken Hand und blieb für kurze Zeit an der Seite des breiten Ganges, der vom Kino in den Hauptbahnhof führte, stehen und schrieb hastig etwas in einer kaum lesbaren Schrift: ‚Auf die Hand ist gut. Vielleicht ein Stück Pizza am Bahnhof?’
„Pizza ist eine gute Idee.“ Kevin lächelte und rückte sich den Träger der Tasche auf der Schulter zurecht.
Wir verließen das Vorgebäude des Zugbahnhofes und kamen schon bald an mehreren Imbissen an. Wir entschieden uns für einen, bei dem die Pizza ausgesprochen appetitlich aussah. Vorweg schrieb ich auf meine Tafel, dass ich gern Schinken als Belag hätte. Kevin trat einen Schritt vor und machte die Bestellung. Er selbst wählte Thunfisch mit Zwiebeln. Ich beschloss auch das Essen zu zahlen und kam Kevin zuvor, indem ich das Geld auf den dafür vorgesehenen Teller legte.
„Du nimmst das wohl ziemlich ernst, hm?“ Kevin grinste und ich sah ihn fragend an.
„Na ja, als ich meinte, dass du die nächsten Sachen bezahlen sollst, war das eigentlich mehr Spaß und nicht wirklich ernst gemeint, aber danke!“
Der türkische Verkäufer schob die beiden ausgewählten Stücke mit Hilfe eines großen Bleches in den Ofen und kassierte dann das Kleingeld, was ich ihm hingelegt hatte.
„Mochtest du den Film denn auch?“, fragte Kevin.
Am liebsten hätte ich einfach zugegeben, dass ich mich aufgrund seiner Anwesenheit kaum darauf hatte konzentrieren können. Stattdessen nickte ich bloß und lächelte. Im nächsten Moment war die Pizza fertig und wurde uns auf Pappunterlagen und Servietten übergeben. Wir
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