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Leben und Schicksal

Leben und Schicksal

Titel: Leben und Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wassili Grossman
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ich eine sichere Vorahnung: Andrejew wird Nachrichten über Serjoscha bringen.«
    Doch sie hatte sich geirrt.
    Das, was Andrejew zu berichten hatte, war wichtig, unabhängig davon, ob ihm ein glücklicher oder unglücklicher Mensch zuhörte. Die Arbeiter hatten Andrejew erzählt, dass die Versorgung schlecht sei, die Löhne würden nicht gezahlt, in den Kellern und Erdhütten sei es kalt und nass. Der Direktor habe sich auch verändert: Als die Deutschen Stalingrad bedrängten, sei er mit jedem im Werk gut Freund gewesen, jetzt aber wolle er mit niemandem mehr reden. Man habe ihm ein Haus bauen lassen und einen Pkw aus Saratow gebracht.
    »Im ›Stalgres‹ ist es auch nicht leicht, aber niemand ist auf Stepan Fjodorowitsch böse, die Leute spüren, dass er mit ihnen leidet.«
    »Man hat nichts zu lachen«, sagte Alexandra Wladimirowna. »Wie haben Sie sich entschieden, Pawel Andrejewitsch?«
    »Ich möchte mich verabschieden; ich kehre nach Hause zurück, obwohl es kein Zuhause mehr gibt. Ich habe mir im Wohnheim einen Platz gesucht, im Keller.«
    »Das machen Sie richtig«, sagte Alexandra Wladimirowna. »Ihr Leben ist dort, wie schlimm es auch sein mag.«
    »Das hier habe ich ausgegraben«, sagte er und holte einen verrosteten Fingerhut aus der Tasche.
    »Ich werde auch bald in die Stadt fahren, in die Gogolstraße, zu mir nach Hause, um Scherben auszugraben. Es zieht mich nach Hause«, sagte Alexandra Wladimirowna.
    »Sind Sie nicht zu früh aufgestanden? Sie sind noch sehr blass.«
    »Ihre Erzählung hat mich traurig gemacht. Man möchte, dass auf dieser heiligen Erde alles anders würde.«
    Er hustete.
    »Erinnern Sie sich noch, was Stalin im vorletzten Jahr gesagt hat: ›Brüder und Schwestern …‹ Und jetzt, wo die Deutschen geschlagen sind, kommt man nicht einmal ohne Voranmeldung zum Direktor ins Zimmer, er kriegt eine Villa, und die Brüder und Schwestern hausen in Erdhütten.«
    »Ja, das ist wirklich nicht schön«, sagte Alexandra Wladimirowna. »Und von Serjoscha hört man immer noch nichts, er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    Am Abend kam Stepan Fjodorowitsch aus der Stadt zurück. Als er in der Früh nach Stalingrad gefahren war, hatte er niemandem gesagt, dass seine Angelegenheit im Büro des Gebietskomitees verhandelt werden würde.
    »Ist Andrejew zurück?«, fragte er in zackigem Befehlston. »Hat er was von Serjoscha gehört?«
    Alexandra Wladimirowna schüttelte den Kopf.
    Vera merkte sofort, dass der Vater stark getrunken hatte. Man merkte es an seinen angeheitert glänzenden, unglücklichen Augen und daran, wie er die Tür öffnete, die aus der Stadt mitgebrachten Geschenke auf dem Tisch ausbreitete, den Mantel auszog, Fragen stellte.
    Er ging zu Mitja, der in einem Wäschekorb schlief, und beugte sich über ihn.
    »Hauch ihn ja nicht an!«, warnte Vera.
    »Macht nichts, soll sich dran gewöhnen«, sagte Spiridonow fröhlich.
    »Setz dich und iss, du hast wahrscheinlich getrunken, ohne etwas zu essen. Großmutter ist heute zum ersten Mal aufgestanden.«
    »Das ist wirklich toll, prima«, freute sich Stepan Fjodorowitsch, ließ den Löffel in den Teller fallen und bespritzte sich die Jacke mit Suppe.
    »Sie haben aber ordentlich einen zur Brust genommen, Stepotschka«, sagte Alexandra Wladimirowna. »Was gab es denn zu feiern?«
    Er schob den Teller zur Seite.
    »Iss doch«, forderte ihn Vera auf.
    »Also, meine Lieben«, sagte Stepan Fjodorowitsch leise. »Ich habe eine Neuigkeit für euch. Mein Fall ist entschieden. Ich habe einen strengen Verweis von der Partei bekommen, und vom Volkskommissariat wurde ich ins Swerdlowsker Gebiet versetzt, an ein kleines Kraftwerk, das mit Torf betrieben wird, ländlicher Typ. Mit einem Wort: Man hat mich degradiert. Wohnraum wird gestellt. Umzugsgeld in Höhe von zwei Monatsgehältern zahlen sie auch. Morgen werde ich die Geschäfte übergeben. Wir bekommen Lebensmittelkarten für die Reise.«
    Alexandra Wladimirowna und Vera wechselten einen Blick, dann sagte die alte Frau: »Ein guter Grund, sich zu besaufen, nichts dagegen einzuwenden.«
    »Sie, Mama, begleiten uns in den Ural. Sie bekommen ein eigenes Zimmer, das schönste«, sagte Stepan Fjodorowitsch.
    »Sie werden bestimmt nur ein einziges Zimmer haben«, erwiderte Alexandra Wladimirowna.
    »Ist egal, Sie bekommen es, Mama.«
    Zum ersten Mal im Leben nannte Spiridonow sie »Mama«. Der Suff trieb ihm Tränen in die Augen.
    Natalja kam herein, Stepan Fjodorowitsch wechselte das Thema und

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