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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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vergangenen Stunden in einem
Zustand der Unzurechnungsfähigkeit zugebracht haben, aus dem er nur zögernd
erwachte. Was hätte er denn getan, wenn er hier unten tatsächlich Vampire
angetroffen hätte?
Tut mir wirklich leid, dass ich mitgeholfen habe, ein paar von euch
umzubringen, aber jetzt müsst ihr dafür sorgen, dass meiner ehemaligen
Schülerin nichts passiert.
Er sollte sich vielleicht besser selbst einweisen, bevor er noch mehr
irrsinniges Zeug anstellte.
Vincente fühlte die Schuld wie Felsbrocken auf seinen Schultern. Antonia lag,
in diesem Augenblick, womöglich bereits auf Walsers Folterbank.
    Jäger zeigte mit
dem Strahl seiner Taschenlampe den Weg an und Vincente tappte voraus, in die
enge Abzweigung. Der Priester spürte die Blicke des Mannes in seinem Rücken.
Während er im Schein der Taschenlampe dem Tunnel folgte, überkam ihn das
überwältigende Bedürfnis, sich ihm anzuvertrauen. Er war hier herunter gekommen,
um Hilfe zu finden. Vielleicht war Jäger genau das, wonach er gesucht hatte.
Ein Vampir!?
Vincente schüttelte sich. Es war Tatsache, er verlor den Verstand!
    „Verstehen sie
mich nicht falsch, Vater“, begann Jäger, als der Gang breiter wurde und sie nebeneinander
gehen konnten. „Ich habe großes Verständnis für jeden, der sich für die
Geschichte dieser Stadt interessiert.“
Johann führte Vincente eine breite Rampe hinauf, die immer wieder von Stufen
unterbrochen wurde. Der Priester bemerkte, dass der Mann sich Zeit ließ, damit
er Schritt halten konnte. Dennoch fehlte Vincente die Puste zu einer Antwort.
    Endlich
erreichten sie eine massive Stahltür, deutlich neuer als der steinerne
Durchgang, in den sie eingelassen war. Ein elektronisches Schloss sicherte den
Ausgang. Jäger tippte eine Zahlenfolge ein, bevor die Tür sich öffnete und er
Vincente mit einer Geste aufforderte hindurchzugehen.
Während sein Begleiter den Zugang sorgfältig verschloss, fand Vincente sich in
einem Ausstellungsraum des Heimatmuseums wieder. An den Wänden hingen Plakate
und gerahmte Dokumente. In einer Glasvitrine waren Münzen und Tonscherben
arrangiert. Durch ein Sprossenfenster konnte er auf eine Straße der Altstadt
hinaus sehen. Sie befanden sich nur ein paar Hundert Meter von der Elisabethenkirche
entfernt.
„Wenn sie die Tunnel näher erforschen möchten, können wir gerne einen
Besichtigungstermin vereinbaren“, meinte Jäger. „Ich beschäftige mich, wie
gesagt, schon seit vielen Jahren damit. Deshalb weiß ich, welche Bereiche man
gefahrlos betreten kann. Für den Laien ist das nicht sofort zu erkennen.“
„Äh, ja, das ist wirklich sehr großzügig. Aber ich möchte ihre Zeit nicht
verschwenden“, entgegnete Vincente geistesabwesend. Er musste einfach eine
Möglichkeit finden, Walser das Handwerk zu legen. Wie sollte er weiterleben,
mit dieser Schuld? Ein Gedanke suchte ihn heim, der ihm bisher noch gar nicht
gekommen war. Mit allem, was er wusste, konnte Walser ihn unmöglich am leben
lassen. Nicht, wenn er ihn nicht mehr als Verbündeten betrachtete. Sollte er
doch zur Polizei gehen?
    „Tatsächlich
wundere ich mich, dass sie nicht gleich Kontakt zu mir aufgenommen haben.“
Jägers volltönende Stimme forderte Vincentes Aufmerksamkeit. Der Mann hatte
sich auf der Kante eines Tisches, auf dem Prospekte auslagen, niedergelassen
und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das wäre doch viel naheliegender gewesen, als den Zugang durch die Krypta mit
Gewalt aufzubrechen, nicht wahr?“
Vincente sah sich von den dunklen, durchdringenden Augen förmlich
durchleuchtet. Sein Kopf fühlte sich gänzlich leer an.
Jägers Gesicht verzog sich missbilligend. Seine Augen glitzerten kalt.
Unwillkürlich trat der Priester zurück, als der wesentlich massigere Mann
aufstand und auf ihn zu kam.
Vincente stieß gegen eine Tischkante. Sein Kopf summte und er fühlte sich
unfähig, dem intensiven Blick seines Gegenübers auszuweichen.
Jäger blieb unmittelbar vor ihm stehen. Er hob die Hand und legte sie dem
Priester auf die Stirn.
„Vater Vincente, was haben sie in den Katakomben gesucht?“
Der Ton dieser Frage klang eindeutig zu autoritär, um noch als höflich
durchzugehen. Doch Vincente war unfähig sich zu bewegen. Scham und Angst
bäumten sich auf, gegen das plötzliche, unbezwingbare Bedürfnis wahrheitsgemäß
zu antworten.
„Sie werden mich für geistesgestört halten, Herr Jäger, wenn ich Ihnen das
sage.“ Jägers Augen kannten keine Gnade. Sie schienen sich in Vincentes Hirn

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