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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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ihre
Befreier zu erkennen. Eine weitere verlorene Seele. Menschlich gesehen eine
Tragödie, sicher. Doch durchaus nützlich für ihn und seine Forschungen. Er
brauchte dringend eine zweite Versuchsperson, um seine Ergebnisse mit diesem
Thomas zu bestätigen. Erst dann konnte er daran denken, Menschen mit Serum aus dem
kannibalischen Blut zu behandeln. Außerdem musste er feststellen, ob es
geschlechtsspezifische Unterschiede gab. Schließlich würden die Käufer seines
Anti-Aging-Serums überwiegend weiblich sein.
    Doch jetzt musste
er zuerst sehen, welchen Schaden Hannah in seiner Abwesenheit angerichtet
hatte.
    „Ihr drei“,
schnauzte er die Männer, die aus seinem Lieferwagen kletterten an. „Seht euch
hinten um!“ Und die Besatzung von Charles Fahrzeug: „Ihr geht durchs
Treppenhaus rein. Du kommst mit mir, Charles. Der Rest kümmert sich um die
Gefangene.“
     
    Hannah führte
Thomas zu der Feuertreppe, die auf der von der Straße abgewandten Seite lag.
Sie konnte kaum fassen, dass Thomas da runter wollte. Es handelte sich um eine
eng gewendelte Stahlkonstruktion. Die Stufen bestanden aus Gitterrosten. Um die
Treppe überhaupt zu erreichen, mussten sie über die Brüstung des Flurfensters
klettern.
    Thomas eilte die
schmalen Stufen hinab, so schnell seine wackeligen Beine mitspielten,
gleichzeitig bemüht, so wenig Lärm wie möglich zu machen.
Hannah tappte zögerlich hinter ihm her und versuchte krampfhaft, den weit
entfernten Pflasterbelag zu ignorieren, der durch die Gitterstufen erschreckend
sichtbar blieb. Die ganze Konstruktion vibrierte unter ihrer beider Schritten.
Ihre Hände umklammerten das dünne Metallrohr des Geländers, bis ihre Knöchel
weiß hervortraten. Dritter Stock, Zweiter, Erster … endlich! Ihre Knie
zitterten noch immer, als sie festen Boden unter den Füßen spürte.
    Thomas blickte
sich auf der Treppe ein paar Mal prüfend nach Hannah um. Er schalt sich einen
Narren. Sie hatte sich diesen Verbrechern nicht nur aus freiem Willen
angeschlossen, sondern aus Überzeugung. Und daran hatte sich im Grunde nicht
viel geändert. Es gab absolut keinen Grund, weshalb er sich für sie verantwortlich
fühlen sollte. Dennoch wartete er, bis sie ebenfalls unten angelangt war,
raunte ihr ein knappes: „Und jetzt lauf!“ zu und spurtete los.
Das wuchernde Buschwerk an der hinteren Grundstücksgrenze versprach relative
Sicherheit. Von oben hatte er einen leidlichen Überblick über die Areale der
benachbarten Firmen gewonnen. Wenn es ihm gelang, den Sichtschutz der Hecken zu
erreichen, bevor jemand ihre Flucht bemerkte, rechnete er sich gute Chancen aus
zu entkommen.
Instinktiv wusste er, es kam auf Sekunden an. Er rannte an der Hausfront
entlang, auf die Gebäudeecke zu - und erschrak heftig.
Zwei bullige, glatzköpfige Gestalten bogen um die Ecke und starrten ihn einen
Herzschlag lang verblüfft an.
    Ohne eine Sekunde
nachzudenken, wechselte Thomas die Richtung, schlug einen Haken wie ein Hase
und rannte quer über den dunklen Hof. Das Wissen, dass er um sein Leben lief,
mobilisierte seine Reserven. Doch kein Mensch, gleich wie motiviert, war
schneller als eine Schusswaffe. Nicht einmal wenn es sich um ein sehr eigentümliches,
offenbar selbst zusammengebasteltes Gebilde handelte.
Der metallisch blitzende Gegenstand erschien in der Hand des dritten Skinheads,
der seinen beiden Kumpanen um die Gebäudeecke gefolgt war. Das Ding erinnerte
an eine Armbrust, nur wesentlich kleiner. Der Kahlkopf hielt es mit einer Hand,
als zielte er mit einer Pistole. Und er drückte ab, obgleich er von dem sich
schnell entfernenden Flüchtling nur einen Umriss erkennen konnte.
Das blitzende Geschoss zischte fast lautlos durch die Luft und traf Thomas
seitlich in den Rücken, knapp unterhalb des Schulterblattes. Stechender Schmerz
nahm ihm den Atem. Dennoch stolperte er weiter. Panisch tasteten seine Hände
nach der Stelle.
Der Schütze stieß einen wütenden Fluch aus. Der Schuss saß ungünstig. Bei einem
Bluttrinker hätte es nicht gewirkt, nicht so weit von der Wirbelsäule entfernt.
    Thomas fühlte,
wie ihn die Kräfte verließen. Mit Knien so weich wie Pudding schaffte er noch
einen Schritt, tastete nach dem Pfeil, den er bei jeder Bewegung spürte.
Unmöglich, das Ding, das dort aus seinem Rücken ragte, zu erreichen. Seine
Beine gaben nach, er kippte kraftlos vornüber, konnte nicht vermeiden, dass
seine Wange über den rauen Asphalt schrammte.
Er hörte die Rufe seiner Verfolger, als sie aus

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