Lebenselixier
einen Idioten, weil er zuließ, dass sie ihm in den
Rücken fielen.
Überhebliche Bastarde! Lukas bewegte sich scheinbar sorglos zwischen seinen Gegnern. Dabei achtete
er auf jede Nuance ihrer Körpersprache. Diese Sterblichen mussten zumindest
eine Ahnung davon haben, welche Kräfte in einem Bluttrinker steckten. Dennoch
unterschätzten sie ihn. Wahrscheinlich verglichen sie ihn mit den Kindern, die
sie ermordet hatten. Was erklärte, weshalb zunächst nur zwei Männer ihn
angriffen.
Nach menschlichen Maßstäben agierten sie erstaunlich schnell und synchron. Sie
waren geübte Kämpfer und sicher wäre es kaum einem einzelnen Sterblichen
gelungen, ihre Attacke abzuwehren.
Für Lukas Sinne verging eine deutlich messbare Zeitspanne zwischen dem
verräterischen Zucken in den Augen des Menschen vor ihm und dem Moment, als er
sein Gewicht seitlich nach vorn verlagerte und den Arm mit dem riesigen
Jagdmesser hob. Lukas tauchte unter der erhobenen Rechten, mit der der Gegner
ihn täuschen wollte, weg. Stattdessen packte er das linke Handgelenk des Angreifers,
indem die Klinge eines kleineren, aber nicht weniger gefährlichen Springmessers
aufblitzte. Mühelos nutzte Lukas den Schwung des Gegners und schleuderte ihn
dem zweiten Sterblichen entgegen. Der wich seinem Komplizen aus, mit einer
Eleganz, die man seiner massigen Gestalt kaum zugetraut hätte. Dennoch
erwischte Lukas das Bein des Sterblichen am Fußgelenk, bevor dieser einen Tritt
anbringen konnte. Er drehte das Gelenk um, bis sein Gegner aufschrie und
verstummte, als sein Kopf gegen die Wand krachte.
Das Rumpeln, das Lukas hinter sich hörte, stellte klar, dass Jans Timing
perfekt war. Die beiden Skins, die versucht hatten ihm in den Rücken zu fallen,
flogen gleichzeitig mit seinen Kandidaten durch die Luft. Mit gebleckten Zähnen
wartete Lukas darauf, dass seine Gegner sich wieder aufrappelten. Der
Tätowierte grinste nicht mehr. Er begriff, dass er Lukas unterschätzt hatte.
Hannah drängte
sich verängstigt gegen die Wand des Abstellraums, zur Rechten der Tür. Dort
würde jeder, der hereinkam, sie zuerst sehen. Dann sollte sie Kreischen so laut
sie es vermochte. Jede Sekunde Ablenkung konnte helfen.
Tony bezweifelte, ob Hannah in der Lage sein würde, bei ihrem Plan
mitzuspielen. Thomas setzte dagegen, dass sie sich kaum verstellen musste. Ihre
Furcht war echt, und das aus gutem Grund. Wie auch immer der Kampf, der dort
draußen im Gange war, enden mochte, Hannahs Schicksal war ungewiss.
Tony und er
gingen hinter der Tür in Stellung. Gepolter und Geschrei, das von draußen
hereindrang, ließ hoffen, dass es Jäger waren, die sie bald befreien würden.
Doch sie konnten nicht sicher sein, wer am Ende diese Tür öffnete. Ihr
Verteidigungsplan war nicht besonders ausgefeilt, aber die kurzen Bretter, die
sie aus dem leeren Einbauregal herausgerissen hatten, waren die einzig
erreichbaren Waffen. Also verharrten sie mit den erhobenen Holzlatten, den
Blick gebannt auf den Türknauf gerichtet.
Lukas entwaffnete
die Männer und ließ die Sterblichen noch ein paar Mal gegen die Wände fliegen.
Er forderte sie auf, sich zu ergeben, doch offensichtlich brachten sie nicht
genug Verstand auf, um zu erkennen, wann sie aufgeben sollten. Ihre zunehmende
Wut verhinderte, dass sie ihre Verletzungen spürten und die Schmerzen ihre
Kampfkraft einschränkten. Doch gleichzeitig wurden sie unkonzentrierter und
Lukas verlor den Spaß an diesem Spiel.
Lukas Gegner
rutschten grade keuchend an gegenüberliegenden Wänden hinunter. Er fing Jans
Blick ein. Der Bluttrinker wirkte so genervt, wie Lukas sich fühlte. Wie lange
mussten sie noch darauf achten, diesen Dreckskerlen nicht weh zu tun?
„Es liegt an diesem Penner.“ Jan deutete mit dem Kinn zu Mister Tarnschädel. Er
gab sich keine Mühe mehr leise zu sprechen. Seine beiden Kontrahenten waren in
einem Knäuel in der Flurecke gelandet und würden ein paar Sekunden brauchen, um
ihre geschundenen Gliedmaßen zu entwirren.
Lukas schnaubte. Jan hatte recht. Der Tätowierte war der Anführer der Vier. Er
war der Typ, der sich niemals ergab. Und die anderen hatten, so verrückt es
auch sein mochte, immer noch mehr Angst vor diesem Kerl als vor ihnen.
Wie erwartet war
es Mister Tarnschädel, der als Erster wieder in die Vertikale kam. Er schaffte
das, indem er sich an seinem Kumpel hochzog, den er dann von sich stieß. Dem
Burschen gaben die Knie nach und er ging erneut zu Boden. Der Muskelprotz zog
ein weiteres, bisher
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