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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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unten befand. Die zusammengestückelte Einrichtung ebenso wie die
feuchten Wände. Alles wirkte wie der Traum eines fanatischen Gothicanhängers.
Nur, dass sehr schnell ein Albtraum daraus werden konnte.
Lukas musterte die in schwarze Klamotten und klobige Schuhe gehüllten, bleichen
Gestalten. Alkohol und verschiedenste Drogen wurden in Mengen konsumiert. Die
Bluttrinker nahmen die berauschenden Substanzen über das Blut ihrer Wirte auf.
Unter diesen Bedingungen kam schnell jede Kontrolle abhanden, wie viel den
einzelnen Sterblichen entzogen wurde.
Üblicherweise wurden Menschen, die sich als professionelle Blutwirte
betätigten, von strengen Gesetzen geschützt, deren Einhaltung die Jäger
konsequent durchsetzten. Doch dies war eine schwer fassbare Grauzone. Diese
Wirte, überwiegend junge Frauen, betrachteten sich als Freunde, Angehörige,
Geliebte der hier hausenden Bluttrinker. Eine Interpretation, die auf schwachen
Füßen stand, wenn, wie Lukas beobachten konnte, mehrere Vampire sich über
dieselbe Sterbliche hermachten.
Es war einer jener frustrierenden Fälle, in denen es fast unmöglich war, eine
Handhabe zu finden. Solange nicht eines dieser Mädchen mit Bisswunden in der
Notaufnahme oder gar dem Leichenschauhaus auftauchte, waren den Jägern die
Hände gebunden.
    Der Rausschmeißer
führte Lukas zu einer Stahltür. Der Entfernung nach mussten sie sich bereits
unter dem Nachbargebäude befinden. Er bedeutete Lukas hindurchzugehen und
machte sich wortlos davon. Die Tür fiel schwer hinter Lukas ins Schloss und
sperrte das trübselige Wummern der Musik aus.
Auch hier war alles in Schwarz gehalten, doch die Luft schien trockener.
Spiegel an den Wänden fingen das Licht von Kerzenleuchtern ein und
vervielfältigten es. Den Mittelpunkt des Raumes bildete eine eigenwillige
Kombination aus Bett und Sofa, mit schwarzen Bezügen und Kissen bedeckt. Darauf
lümmelte Rhen, in Lederhose und offenstehendes Piratenhemd gekleidet, das seine
muskulöse Brust zur Geltung brachte. Um ihn herum rekelte sich eine ganze
Gruppe Frauen, die alle den Eindruck machten, als seien sie betrunken, zugekifft
oder beides. In schwarze Spitze, Brokat oder Leder gehüllt, mit schauerlich
weiß geschminkten Gesichtern und rabenschwarz gefärbten Haaren, lagen sie dem
jungen Bluttrinker im wahrsten Sinne zu Füssen.
    „Lukas!“ Rhen
erhob sich geschmeidig von seinem Lager und vollführte eine raumgreifende
Geste. „Willkommen in meinem Refugium.“
„Hallo Rhen. Wirklich eindrucksvoll.“
Lukas grinste spöttisch. Der Anführer der Warlocks musterte ihn forschend.
„Ich würde gern glauben, dass du nur zufällig in der Nähe warst. Aber das kommt
mir wenig wahrscheinlich vor. Also“, Rhen wies auf eine Gruppe abgewetzter
Ledersessel vor dem ungenutzten Kamin. „was führt dich hierher?“
    Lukas setzte sich
und beschloss offen zu reden. „Sagt dir der Name Finn Monahan etwas?“
„Ja, sicher. Er hängt oft hier rum. Netter Bursche, sehr talentiert. Ein
bisschen unbeherrscht, aber das legt sich mit der Zeit. Sag mir die Wahrheit.
Hat der alte Cornelius die Jäger beauftragt, seinen Ableger vor meinem Einfluss
zu bewahren?“
„Nein, dafür sind wir nicht zuständig. Wir haben Finn gestern gefunden. Seinen
Kopf ein paar Meter vom Rest von ihm entfernt.“
Das Aufflackern von ungläubigem Schmerz in Rhens dunklen Augen entging Lukas
nicht. Der Warlock trat vor den Kamin und wandte seinem Besucher den Rücken zu.
Lukas schwieg, ließ Rhen die Zeit, die er brauchte, um seine Fassung
wiederzufinden.
„Finn war wie einer von uns“, erklärte Rhen schließlich. „Tatsächlich wollte
ich ihn aufnehmen, in ein paar Tagen, wenn er sechzehn geworden wäre. Es
wundert mich allerdings, dass du davon weißt.“
„Finns Mutter hat so etwas angedeutet.“
„Verstehe.“ Rhen klang bitter. „Sie glaubt, ich hätte ihn umgebracht?“
„Nicht direkt. Sie denkt, dass Finn sich irgendeinem gefährlichen Ritual
unterziehen musste, um von euch akzeptiert zu werden.“
Rhen grunzte verärgert. „Ein Ritual, bei dem wir dem Anwärter den Kopf
abreißen? Was ist das für ein Blödsinn? Bedeutet, dass du hier bist, dass Arne
das auch glaubt?“
„Die Sache ist viel komplizierter. Du stehst nicht offiziell unter Verdacht.
Wäre das der Fall, hätte Arne mich nicht allein geschickt. Finn ist nicht erst
durch die Enthauptung gestorben.“
Rhen erstarrte verblüfft.
„Wann war er zum letzten Mal hier?“
Der Warlock zuckte die Schultern. „Kurz,

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