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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Standhaftigkeit belohnen und ihr einen
Weg zeigen, ihre Schwester zu retten. Daran musste sie glauben!
    Auf dem
Bildschirm verschwand der Sprecher im Anzug, der die Nachrichten aus aller Welt
vorgelesen hatte. Stattdessen kommentierte ein jüngerer Mann in Freizeitkleidung
die Sportergebnisse. Hannahs Blick wanderte über die verstreuten Stapel
auseinandergerissener Zeitungen, die in Walsers ansonsten sehr ordentlichem
Raum jedes Möbelstück bedeckten. Natürlich wusste sie, wonach die Männer gesucht
hatten.
    Walser und Cross
hatten lange diskutiert, an welchem Ort es möglich war, eine Vampirleiche
unbemerkt dem Sonnenlicht auszusetzen. Kein Kunstlicht und keine
Fensterscheiben sollten das Ergebnis des Experiments verfälschen.
Doch kaum hatten Helmuts Leute die Überreste auf einem uneinsehbaren Flachdach
deponiert, tauchten entschlossene, kompetent auftretende Männer auf. Sie
sicherten Spuren, fotografierten und packten den Körper in einen Leichensack.
Dabei verfuhren sie ebenso effizient wie unauffällig. Kein Anwohner und kein
Passant schien sie auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Sie verschwanden, bevor die
Sonne aufging. Und mit ihnen jede Spur der Leiche. Kein Sonnenstrahl hatte den
Vampir berührt.
    Hannah verstand
von den Nachrichten nur hin und wieder ein paar Worte. Kaum genug, um zu
erkennen, worum es ging. Doch schließlich war von Hoch- und Tiefdruckgebieten
die Rede. Dazwischen würde kaum über geköpfte Tote berichtet werden.
Der erste Werbespot flimmerte über den Bildschirm.
„Und Sie haben wirklich gesehen, wie die Leiche abtransportiert wurde? Ich
meine, Sie sind absolut sicher, dass sie sich nicht einfach sehr rasch zersetzt
hat?“, vergewisserte sich Vincente.
Helmut begann sich aufzuplustern, doch Walser antwortete schneller.
„Die Sonne war noch nicht mal aufgegangen“, schnauzte der Professor den
Priester an, „so viel steht fest, verdammt noch mal!“
Erschrocken über den Fluch schnappte Hannah nach Luft. Walser sah zur Tür.
„Ach, Sie sind das. Entschuldigen Sie, Hannah.“
Sie rang sich ein beschwichtigendes Lächeln ab. Die Gesellschaft dieser
brutalen Schläger tat ihnen allen nicht gut.
„Jemand hat die Kreatur fortgeschafft.“ Tief atmend zwang der Wissenschaftler
sich zur Ruhe. „Ich gebe zu, das Ausbleiben jeder Nachricht beunruhigt mich
fast noch mehr. Die Polizei kann unmöglich so schnell herausgefunden haben,
womit sie es zu tun hat. Nicht bei einem bloßen Kadaver.“
„Das würde aber erklären, warum sie nichts öffentlich verlauten lassen. Die
niederländischen Behörden haben kein Interesse daran, eine Panik auszulösen“,
gab Cross zu bedenken.
„Ist doch scheißegal“, tönte Helmut. „Die Presse macht keinen Mucks. Das ist
die Hauptsache.“
„Niemand soll von diesen Kreaturen erfahren, bevor ich meine Forschungen
beendet habe.“ Walsers stechender Blick traf den alternden Schläger. Der zuckte
zurück, wie unter einem Schlag. „Niemand! Schon gar nicht die Polizei.“
„Vielleicht war es ja jemand anders“, warf Hannah zögernd ein.
Walsers verächtliches Schnauben brachte sie zum Schweigen. Es war sinnlos, dem
Professor zu widersprechen, wenn er sich in einer solchen Stimmung befand.
„Aber was, wenn es diese Jäger tatsächlich gibt? Und wenn sie es waren, die die
Leiche fortgeschafft haben?“, fragte Vincente.
Diesmal war es Walser, der dem Blick des Priesters auswich.

 
     
09
    Klebrige Schwüle
hing zwischen den Backsteinfassaden. Die Luft war schwer von der Witterung
hunderter Menschen, die sich in den Straßen, den Cafés, Bars und Restaurants
drängten. Danilo Francés lehnte sich in seinem Korbstuhl zurück. Er saß an
einem Tischchen vor einer Cocktailbar. Vor ihm lösten sich die Eiswürfel in
irgendeinem knallbunten Getränk auf. Er wusste nicht genau, was es war, hatte
es nur bestellt, um nicht unnötig aufzufallen.
Neben ihm saß ein anderer Bluttrinker. Lionel, ein Schulkamerad, war erst am vergangenen
Morgen in Amsterdam eingetroffen. Die Burgschüler kamen aus aller Herren Länder.
Jeremias ermutigte seine Schützlinge, sich in den Ferien gegenseitig zu
besuchen.
    „Paolo lässt sich
Zeit“, klagte Lionel. „So viele Menschen machen mich echt durstig.“
„Warte, bis du siehst, was am Wochenende abgeht.“
Am Nachbartisch schob eine in ein hauchdünnes Sommerkleid gehüllte Frau ihren
Stuhl zurück – soweit das überhaupt möglich war – und stand auf. Dabei drückte
sie ihre prallen Pobacken beinahe in Lionels Gesicht.

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