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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Nur Danilo hörte das
unwillkürliche, zischende Geräusch, das aus seiner Kehle drang. Lionel presste
die Lippen aufeinander, um seine reflexartig ausgefahrenen Fänge zu verbergen.
„Reiß dich zusammen“, riet Danny seinem Kumpel.
„Du hast gut reden. Ich hab seit vier Tagen nicht getrunken. Wenn dieser
Holzkopf nicht bald auftaucht, mach ich mich selbst auf den Weg.“
„Warte noch einen Moment. Normalerweise ist Paolo zuverlässig.“
„Wie kommt es eigentlich, dass ein Italiener sich so gut in Amsterdam auskennt?“,
fragte Lionel, um sich von seinem Durst abzulenken.
Danilo zuckte die Schultern. „Er treibt sich in den Ferien ständig hier rum.
Das tun viele. Allerdings kann er mir heute mit seinem Geprotze gestohlen
bleiben. Diesmal hab ich die spannendere Story zu erzählen. Und meine ist sogar
wahr!“
Lionel winkte ab. „Also, ich hab von diesen Warlocks noch nie was gehört.“
Seine Worte gingen im allgemeinen Lärm der Menschenmenge unter. Etwas anderes
fesselte Danilos Aufmerksamkeit.
War da eben ein Schrei gewesen? Paolos Stimme?
Über das Stimmengewirr der Menschen wäre es auch für einen erwachsenen
Bluttrinker schwer, einen in weiter Entfernung ausgestoßenen Ruf zu
unterscheiden. Er versuchte die Richtung auszumachen - und erkannte erst jetzt
die telepathische Verbindung.
Ein weiterer Ruf hallte in seinen Hirnwindungen wider. Danilo blinzelte. Seine
Fähigkeiten ließen es üblicherweise nicht zu, geistigen Kontakt zu fernen Artgenossen
aufzunehmen. Es musste die schiere Energie hinter dem geistigen Ausbruch sein,
die ihn erreichte. Und nicht nur das. Was Danny auffing und was ihm, in dieser
schwülen Nacht, eine Gänsehaut über den Körper laufen ließ, war von Zorn und
Angst durchdrungen. Er hatte niemals solches Entsetzen empfunden. Und er hoffte
inständig, nie in die Situation zu geraten, etwas Derartiges zu fühlen!
    „Danny! Bist du
bekifft, oder was?“
Lionel schüttelte ihn an der Schulter. Der junge Bluttrinker klang panisch.
Kein Wunder. Danilo hatte eine ganze Weile völlig reglos vor sich hingestarrt.
Der Geruch von Angst, der plötzlich in der Luft hing, ging von ihm selbst aus.
Lionel musste glauben, er hätte so etwas wie einen Anfall.
„Danny, sag was!“
„Verdammt!“ Danilo sprang unvermittelt von seinem Stuhl auf. Er drängte sich so
überhastet durch die Menschenmenge, dass mehr als ein Sterblicher hinter ihm
her schimpfte. Lionel folgte ihm wesentlich bedachter und bewegte sich
praktisch unbemerkt durch die dicht gedrängten Nachtschwärmer. Zwei Mal rief er
seinen Freund an, doch als der nicht hörte, folgte er ihm einfach weiter, bis
sie in weniger bevölkerte Nebenstraßen gelangten. Dort erwischte er Danilo am
Ellbogen. „Spinnst du? Wo willst du hin?“
„Da ist was passiert!“ Danilo schien außer sich. „Da ist was Furchtbares
passiert!“ Er rannte weiter.
Lionel strengte sich an, nicht den Anschluss zu verlieren. Die Gegend, in der
sie sich jetzt bewegten, wirkte entschieden unangenehm. Die Erdgeschosse waren
dunkel, denn viele der Läden standen leer. Selbst das Licht der Laternen schien
trüber. Doch ihre Vampirsinne funktionierten in der Dunkelheit ohnehin am
besten und vor sterblichen Kriminellen fürchteten die beiden sich nicht.
Dennoch lag etwas Bedrohliches in der Luft.
Lionel bog kurz hinter Danilo um eine letzte Straßenecke und blickte in einen
lichtlosen, nach vor sich hingammelndem Abfall stinkenden Hinterhof.
    In der
hintersten, dunkelsten Ecke, halb von ein paar überlaufenden Mülltonnen
verborgen, lagen die grotesk verkrümmten Körper zweier Frauen.
Wie von einer Schnur gezogen bewegte Danilo sich auf die leblosen Gestalten zu.
Er wusste einfach, dass dies die beiden Freundinnen waren, von denen Paolo
gesprochen hatte, die er zu ihrem Treffen in der Kneipe hatte mitbringen
wollen.
Er besah sich die Leichen, denn darum handelte es sich eindeutig, obwohl die
Körper noch warm waren und noch immer dünne Blutrinnsale aus den tiefen
Schnittwunden in ihren Kehlen sickerten. Eine der Frauen war rothaarig, die
andere dunkel, genauso wie Paolo angekündigt hatte. Von dem Italiener selbst
entdeckte er keine Spur. Nicht während der Duft der erstarrenden Blutlachen zum
Schneiden dick in der Luft hing.
Danilo drehte sich um und sah, wie Lionel am Durchgang zum Hof stehen blieb und
sich die Nase zu hielt. Der Geruch war betäubend.
„Verdammt, Danny! Lass uns verschwinden, bevor die Polizei auftaucht!“
Danilo schüttelte entschlossen den

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