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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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dass ich die
Ketten nicht aufmachen werde. Nicht mal, wenn die Hölle zufrieren sollte.“
    Lukas sah ihr
prüfend in die Augen, während sie dieses Versprechen abgab. Aber Tony meinte es
ernst. Warum sollte sie sich nicht an ihr Wort halten?
Lukas nickte zufrieden, blickte wieder zur Decke.
„Du hast dieses Bild gesehen, mit den Zähnen und den Krallen?“
Das war eigentlich keine Frage. Sie würde es niemals vergessen.
„Die Klauen und die zusätzlichen Zähne haben einen bestimmten Zweck.“ Er
spreizte seine Finger. „Die Krallen an den Daumen und am kleinen Finger sind
breiter und stärker als die anderen. Sie haben die Aufgabe, dich festzuhalten.
Das würde normalerweise ziemlich weh tun. Aber da sind noch die Krallen an den
anderen Fingern. Die sind dünner, genauso wie das untere Paar Zähne, die mir
wachsen werden. Wenn sie in deine Haut dringen, geben sie verschiedene Stoffe
ab. Einige wirken wie Schmerzmittel, andere sind Hormone. Die sind
unverzichtbar, wenn du empfangen willst. Wenn du …“ Lukas stockte. Seine Stimme
klang noch gepresster als zuvor, als er schließlich fortfuhr. „Wenn du die
Vereinigung wirklich durchziehen willst, darfst du dem nicht ausweichen. Du
musst zulassen, dass die Transformation dich in die Schulter beißt. Und du
musst deine Unterarme in ihre Hände legen. Wenn du das nicht tust, wäre die …
wäre die Kopulation extrem schmerzhaft.
Das muss dir klar sein, Tony! Das wird nicht schön.“
Tony nickte, um einen entschlossenen, wissenden Ausdruck bemüht.
„Die Dornen, die aus meinem Schwanz wachsen, geben auch Schmerzmittel ab, aber
die würden vielleicht nicht schnell genug wirken. Für alle Fälle solltest du
ein paar Minuten warten, damit die betäubenden Stoffe sich in deinem Kreislauf
verteilt haben, bevor du … es eindringen lässt!“
Lukas Stimme bebte merklich. Er hatte sich bereit erklärt, sie seinem
schlimmsten Albtraum auszuliefern. Tony glaubte nicht an Albträume. Sie
streichelte sein Gesicht, blickte in seine Augen, die voller Besorgnis auf ihr
ruhten.
Er fürchtet , wenn ich diese Seite von ihm gesehen habe, könnte ich
ihn nicht mehr lieben! Die Erkenntnis spülte wie eine warme Woge über sie hinweg. In tiefer
Überzeugung beugte sie sich über ihn und küsste ihn leidenschaftlich. „Nichts
auf dieser Welt, nichts im Himmel oder in der Hölle, könnte mich dazu bringen,
dich weniger zu lieben. Das musst du wissen, Lukas! Und jetzt tu es einfach!“
Er atmete ein paar Mal durch, zwang seine Muskeln zu entspannen, bis es ihm
gelang, ein charmantes Grinsen aufzusetzen.
„Vergiss nicht, Tony: Wie sehr es auch weint, wie sehr es auch bettelt, du
darfst es auf keinen Fall nach Mitternacht füttern.“

 
     
31
    Lukas schloss die
Augen. Eine Weile geschah nichts. Er lag nur ruhig da. Tony überlegte schon,
dass es vielleicht gar nicht funktionieren würde, als ein krampfhaftes
Schaudern, wie schwerer Schüttelfrost, jeden seiner Muskeln erbeben ließ. Eine
Sekunde später riss er die Augen auf und schrie gellend seinen Schmerz hinaus.
Tony hatte sich vorgestellt, ihn im Arm zu halten, während die Veränderung vor
sich ging. Sie wusste ja, dass die Verwandlung schmerzhaft sein würde. Doch
damit hatte sie nicht gerechnet!
Sie hatte geglaubt, die Klauen würden aus seinen Fingern gleiten, wie seine
Fangzähne aus dem Oberkiefer. Leicht und geschmeidig, wie die Krallen einer
Katze. Wie hätte sie ahnen können, dass seine Fingerkuppen aufplatzen würden,
wie reife Beeren? Dass sie mit Blut bespritzt würde, und dass seine Schreie von
den Wänden widerhallten, als zöge man ihm bei lebendigem Leib die Haut ab.
    Tony floh aus dem
Bett und beobachtete, vor Entsetzen keuchend, die Qual, die Lukas Gesicht zu
einer Teufelsfratze verzerrte. Ewigkeiten schienen zu vergehen, während Lukas
schrie und an den Fesseln zerrte. In Wahrheit konnten es wohl nur Minuten sein,
bis die Qual schwand - und die Fratze zurückließ.
    Seine
Gesichtsknochen hatten sich verformt. Die ebenmäßigen Züge wurden von dicken
Wülsten und hervortretenden Spitzen entstellt. Die Haut über seinen Wangen und
um seine Augen war dunkel verfärbt. Ebenso in seinen Armbeugen, am Hals und in
den Achselhöhlen. Gleichzeitig traten Muskelwülste hervor wie Skulpturen. Die
Adern zeichneten sich blau unter der Haut ab.
Er lag reglos, die Augen geschlossen. Tony zögerte minutenlang, bevor sie sich
näher wagte und ihr Blick tiefer wanderte. Seine Bauchmuskeln wölbten sich,
schienen vor

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