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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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zu
verstecken.“
Seine Augen bohrten sich in die Ihren. Es musste eine optische Täuschung sein,
ausgelöst von der Glut im Kamin, die seine Iris orangerot aufleuchten ließ.
    Ohne es richtig
bemerkt zu haben, war sie ihm immer näher gekommen. Jetzt saß sie so nah neben
ihm, wie es möglich war, ohne ihn zu berühren.
Sie atmete den Geruch ein, den sein Körper verströmte. Da war der vertraute
Duft ihres Gefährten, vermischt mit einem harzigen, rauchigen Unterton. Oder
war es der Rauch des Feuerholzes, der ihr in die Nase stieg? Je länger sie die
verzerrten Züge vor sich sah, umso stärker schien die verbliebene Ähnlichkeit
mit Lukas in den Vordergrund zu treten.
„Sag mir deine Wahrheit“, forderte sie ihn auf. „Dann überlege ich mir, ob ich
dir glaube oder nicht.“
Er grinste ungeniert, weil die Falle hinter ihr zuschnappte.
„Es gibt einen wesentlich schnelleren Weg schwanger zu werden, als das hier.“
Die Ketten rasselten, als er daran zog. „Das ist der Weg für Feiglinge, und es
kann Jahrhunderte dauern, bis es mal rein zufällig klappt. Glaubst du
vielleicht, die Alten Götter lassen sich anketten, bevor sie ihre Frauen
nehmen? Es ist bekannt, dass die wesentlich weniger Probleme haben, Nachwuchs
zu zeugen.
Das hier funktioniert nicht, weil es nicht die richtige Stellung ist. Die
Chance, dass du schwanger wirst, steht ein paar Tausend zu eins, wenn du auf
mir sitzt. Wenn du mir aber die Möglichkeit gibst, meinem Trieb nachzugeben und
dich von hinten zu nehmen, steht sie hundert zu eins. Ich sage, das ist ein
Argument. Ich weiß ja nicht, wie du das siehst?“
    Tony hatte nicht
die leiseste Ahnung. Sie wusste, Lukas wollte sie schützen, es ihr leichter
machen. Und sie wusste, er tat das, weil er sie liebte. Dabei übersah er
womöglich, dass beschützt zu werden, nicht in jeder Situation in ihrem
Interesse lag.
Von Nora wusste Tony, dass die Entbindung für eine Gefährtin bei Weitem nicht
so schmerzhaft und langwierig und vor allem nicht so risikoreich war, wie für
eine Sterbliche. Sie konnte in jedem Fall auf eine unkomplizierte und schnelle
Geburt hoffen. Vielleicht war es ja nur fair, wenn sie für diesen Vorteil den
Preis einer nicht ganz so erfreulichen Empfängnis zahlte?
Ebenso mochte es sein, dass Lukas Transformation sie anlog. Womöglich brachte
es gar keinen Vorteil, wenn sie ihn freiließ, und er wollte nur besser auf
seine Kosten kommen.
    Letztendlich ging
es um Kontrolle.
Im Moment lag die Kontrolle bei ihr. Sie konnte entscheiden, ob sie mit diesem
Wesen kopulieren wollte - denn darauf würde es wohl hinauslaufen - oder ob sie
sich nicht doch noch entschied, es sein zu lassen. So gesehen war sie sehr
dankbar für die Ketten. Sie hatte eine Weile gebraucht, um sich an den Anblick
und das merkwürdige Gefühl der Fremdheit zu gewöhnen. Im Augenblick empfand sie
keine Furcht mehr. Jedenfalls nicht vor diesem Wesen an sich.
Sie hatte durchaus verstanden, dass diese Erscheinungsform ihres Gefährten
nicht in der Lage war, zu lieben und kein moralisches Empfinden aufbrachte.
Aber das erschien ihr inzwischen eher traurig als furchterregend. Und Lukas,
der diese gefühllose Existenz als Teil seiner selbst wahrnahm, litt sogar in
seinem Normalzustand darunter.
    Tony kniete sich
neben der Transformation auf das Bett. Die gelben Augen starrten unverwandt auf
ihre Brüste, ihre Scham. Der Ausdruck tiefer Gier steigerte sich noch, wuchs
ins Unermessliche, als Tony ein Bein über seinen Bauch schwang und sich
rittlings auf seiner Brust niederließ. Sie fühlte seine Muskeln unter sich
zucken, während sie sich vorbeugte, ihre Arme ausbreitete, bis sie fast in
Reichweite seiner Hände waren. Krallenbewehrte Finger krümmten sich
erwartungsvoll. Keuchende Atemzüge drangen aus seinem Mund, während er den Kopf
hob, ihre Schulter zu erreichen versuchte.
Tony schloss die Augen, während sie sich nach vorne sinken ließ – und keuchte,
versuchte reflexartig sich zurückzuziehen, doch das ging nicht mehr. Die Finger
umklammerten ihre Unterarme, die Krallen durchdrangen schmerzhaft die zarte
Haut auf der Innenseite. Die Reißzähne gruben sich tief in ihren Nacken und
Tony konnte fühlen, dass die dünneren, unteren Zähne einen Strom heißer
Flüssigkeit verströmten.
Sie fühlte sich gefangen in dieser Haltung, wie eine Katze, die man am Nacken
gepackt hatte. Keinen Muskel vermochte sie zu rühren. Mühsam rang sie ihre
Panik nieder. Das hast du doch gewusst , hielt sie sich vor. Es

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