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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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nur ein Schrank. Darin verstauten
die Putzleute, die regelmäßig die Treppe und den Aufzug reinigten, ihre
Gerätschaften. Tony zerrte am Türknauf. Eine Sekunde lang glaubte sie, ihr Herz
müsste aussetzen, als sie dachte, er könnte verschlossen sein. Endlich drehte
sich der Knopf. Vorsichtig schob sie Schrubber und Eimer zur Seite. Es gelang
ihr, die Tür an dem Putzlappen, der dahinter an einem Haken zum Trocknen hing,
zuzuziehen.
Tony erstarrte. Noch immer näherten sich die Schritte, wurden lauter. Sie hatte
sich in ihrer Panik verschätzt. Die Männer legten noch zwei Treppen zurück,
bevor sie, völlig verkrampft, mit zusammengekniffenen Augen, hörte, wie sie an
ihrem Versteck vorbei polterten. Sie presste den Rücken der Hand, mit der sie
ihre Schuhe festhielt, gegen den Mund, aus Angst, die Eindringlinge könnten
ihren keuchenden Atem hören.
     
    Knapp drei
Kilometer entfernt, in Johanns Arbeitszimmer, war der Alarm ein fiependes
Geräusch. Im Abstand von Sekunden drang der aufdringliche Ton aus den
Lautsprechern von Johanns PC. Sean, einer der englischen Jäger, unterbrach
seinen Bericht.
    „Was ist das“,
erkundigte sich Arnes Stimme. Auf Johanns Bildschirm verdeckte ein orangeroter
Balken mit einer Warnmeldung das Gesicht des Jägers.
„Die Alarmanlage für das Tunnelsystem“, informierte Johann seine weit
entfernten Zuhörer. „Nein, Moment. Der Alarm wurde in einem Gebäude ausgelöst.“
Das Geräusch signalisierte zunächst nur, dass irgendwo im Stadtgebiet ein
gesicherter Eingang verletzt worden war. Erst nachdem Johann ein Passwort
eingab baute sich quälend langsam ein Plan der Innenstadt Klarenbergs auf.
Lukas war längst aufgesprungen und spähte über Johanns Schulter. Sein erster
Gedanke galt seiner Gefährtin, was nichts mit Vorahnung zu tun hatte. Es war
eine biologische Notwendigkeit.
Lukas brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde, um zu erkennen, in welchem
Gebäude der Alarm ausgelöst worden war. Die Sekunde war noch immer nicht
vorbei, als er die Tür des Büros aufgerissen und den Flur durchquert hatte. Er
stürmte die Treppe hinunter, zu der Stahltür, die den Keller seines
Elternhauses von Klarenbergs Unterwelt trennte.
Johanns Verstand benötigte nur einen Augenblick länger als die aufgepeitschten
Instinkte seines Sohnes. Er folgte Lukas, ohne zu zögern. Die Fragen seiner
verblüfften Gesprächspartner hörte niemand mehr.
     
    Tony ließ den
Putzlappen lockerer. Die Schranktür klaffte einen winzigen Spalt weit auf. So
konnte sie den Platz vor der Wohnungstür sehen.
Mindestens vier Männer waren aus der Fahrstuhlkabine getreten und gesellten
sich zu den fünf oder sechs anderen, die über die Treppe herauf gekommen waren.
Sie erblickte Muskelshirts, schwere Springerstiefel und bartlose Gesichter
unter rasierten Schädeln.
    Tony zog so heftig
an dem Putzlappen, dass sie ihn in ihrem Schrecken beinahe vom Haken gerissen
hätte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag: Diese Männer waren nicht
hier, um das Penthouse auszurauben.
Sie hätte nicht zu sagen vermocht, woher diese Gewissheit kam, aber sie hatte
keinerlei Zweifel. Diese Kerle wollten sie, Tony Lemberg, Gefährtin eines
Bluttrinkers!
    Das dumpfe
Murmeln tiefer Stimmen drang an ihr Ohr. Tony verstand kein Wort. Kratzende und
schabende Geräusche kündeten davon, dass sich jemand oben am Türschloss zu
schaffen machte. Dann erklang ein harscher Befehlston, gefolgt von einem lauten
Knall. Splitter flogen in alle Richtungen, da ging auch schon wieder der Alarm
los. Das schrille Kreischen ließ ihre Ohren klingeln. Die derben Flüche übertönte
es dennoch nicht ganz.
    Das war ihre
Chance! Wenn die Kerle sie in der Wohnung nicht antrafen, würden sie nach ihr
suchen!
Sie ließ die Tür aufklappen, huschte hinaus und drückte sie hinter sich ins
Schloss. So schnell und gleichzeitig so lautlos sie konnte wuselte Tony die
Treppe hinab. Sie befand sich bereits zwei Stockwerke tiefer, als
Pistolenschüsse von den Wänden widerhallten. Der Alarm verstummte abrupt. Die
Eindringlinge hatten die Schalttafel zerstört.
Tony eilte weiter. Das Patschen ihrer nackten Füße erschien ihr in der
plötzlichen Stille unvorstellbar laut. Sie vernahm das Rufen und Fluchen der
Männer weit über sich und betete, dass niemand sie bemerkte. Erleichtert
erreichte sie das Erdgeschoss.
    Hektisch drückte
Tony die Klinke der Tür herunter, die auf die Straße führte, aber das Schloss
rührte sich nicht. Nachdem der Alarm ausgelöst worden

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