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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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war, ließen sich alle
Türen nur noch mit Eingabe eines Zahlencodes öffnen. Frustriert schlug sie mit
der Faust auf das kleine Eingabefeld. Selbst wenn Tony alle Ruhe und Zeit der
Welt gehabt hätte - nach den Monaten in Amsterdam war der Code vollständig aus
ihrem Kopf verdunstet.
    Die Schließanlage
hatte angezeigt, dass die Eindringlinge durch die Garage ins Haus gekommen
waren. Wahrscheinlich hatten sie die kleine Tür neben dem Rolltor aufgebrochen.
Tony eilte weiter, in den Keller hinab. Augenblicke später stand sie zögernd
vor der Brandschutztür zur Garage. Was, wenn dahinter weitere Verbrecher
lauerten?
Es half nichts. Wenn sie das Gebäude verlassen wollte, musste sie hier durch.
Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Gleißendes Sonnenlicht schlug ihr
entgegen. Das Rolltor stand offen.
Tony schob die Tür weiter auf und erblickte Arnes Volvo. Die Motorhaube war
geöffnet und Tony hörte tropfende Geräusche. Irgendeine Flüssigkeit sammelte
sich in einer Pfütze unter dem Motorblock.
Sie hätte das Auto ohnehin nicht benutzen können. Dahinter stand quer, sodass
er den Fahrweg blockierte, ein schwarzer Van mit stark getönten Scheiben.
Sie öffnete die Tür nur so weit, wie es nötig war, um sich hindurchzuzwängen.
Der Betonboden der Tiefgarage fühlte sich grob und schmutzig unter ihren bloßen
Füßen an. Sie wagte nicht, lange genug stehen zu bleiben, um ihre Schuhe
anzuziehen. Sie befand sich grade auf halbem Weg zwischen der Tür und der
Rampe, die zur Straße hinaufführte.
„Hey!“
Die Stimme klang empört hinter der Motorhaube hervor. Tony erschrak bis ins
Mark, aber sie verschwendete keine Zeit damit sich umzudrehen. Sie rannte die
verbliebenen Meter bis zur Rampe, hetzte die Schräge hinauf. Die in der
Sommerhitze wabernde Straße lag nur wenige Meter entfernt.
Ein harter, gnadenloser Schlag in den Nacken ließ sie durch seine bloße Wucht
nach vorne taumeln. Viel zu schnell kam die raue, schmutzige Betonfläche auf
sie zu. Sie dachte noch, dass sie ihr Gesicht schützen wollte. Bevor sie auf
der Rampe aufschlug, verlor sie das Bewusstsein.
     
    Lukas hetzte mit
wahnwitziger Geschwindigkeit durch die unterirdischen Gänge. Sein Tempo
überforderte in dieser Enge selbst die überlegene Koordination eines
Bluttrinkers. Er schrammte gegen Felswände und vermauerten Bruchstein, doch
Prellungen und Schürfwunden zählten nicht.
Kaum hatte er das Labyrinth betreten, kam zu seinen eigenen Befürchtungen die
Wahrnehmung nackter Angst hinzu. Dieses Gefühl der Bedrohung ging von Tony aus.
Ihre Panik fuhr wie Messer in seine Eingeweide. Einige Meter hinter sich spürte
er die Präsenz seines Vaters und empfand Dankbarkeit. Johann folgte ihm, würde
ihm helfen, was auch immer nötig war.
Theoretisch wäre es ihm möglich gewesen, sich auf Tony zu konzentrieren, um
genauer zu erfahren, was sie so ängstigte. Aber dazu hätte er anhalten oder
zumindest seine Geschwindigkeit verringern müssen. Was nicht infrage kam. Es
ging um Sekunden, das sagte ihm sein Instinkt. Und in diesen Augenblicken hatte
er sich seinen Instinkten vollständig ergeben. Tonys Not zog ihn zu ihr, als
würde ein zum Zerreißen gespanntes Gummiseil sie verbinden.
    Die letzten
Meter, bevor Lukas den Ausgang durch die Abstellkammer erreichte, waren die
längsten seines bisherigen Lebens.
Keine Zeit, das Schloss zu öffnen. Er hob nur die Arme vors Gesicht, bevor er
mit der Wucht einer Dampfwalze durch die Tür aus Alupaneelen preschte. Sein
Schwung trug ihn noch weiter. Er spürte nicht, dass er sich mehrere Brüche
zuzog und die Unterarme an scharfkantigen Metallteilen aufriss. Die einfache
Holztür der Kammer sprang aus ihrem Rahmen, als er mit der Schulter auch sie
aufsprengte und in die erbarmungslose Glut der Nachmittagssonne hinaus
taumelte.
Er nahm das Trommelfeuer der UV-Strahlung kaum wahr. Nicht einmal als es seine
Netzhaut versengte, obwohl er fast blind zur Rampe stolperte. Er wusste nur,
dass Tony noch vor wenigen Augenblicken hier gewesen sein musste.
Er hockte auf allen vieren auf der Rampe, atmete den Duft der wenigen
Blutspritzer seiner Gefährtin ein. Mit den schwindenden Resten seines
Augenlichtes starrte er auf die mit türkisfarbenen Zebrastreifen bedruckten
Stoffschuhe, die auf der Rampe zurückgeblieben waren. Dann rissen starke Arme ihn
hoch, schleiften ihn zurück in eine ihn gnädig einhüllende Dunkelheit.

 
     
34
    „Okay!“ Thomas
spannte unwillkürlich jeden einzelnen Muskel an. „Ziehen

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