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Lebenslang Ist Nicht Genug

Titel: Lebenslang Ist Nicht Genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Mördern seiner Tochter war? Gail würde es ihm gleich tun.
    Jack war beim Frühstück ungewöhnlich gesprächig, vielleicht weil er spürte, daß sie mit ihren Gedanken woanders war.
    »Gestern hatte ich einen deutschen Schäferhund in der Praxis. Eine unvorstellbar ulkige Geschichte! Das Tier war angeblich als
Wachhund abgerichtet, aber es war einer der sanftesten Hunde, der mir je untergekommen ist. Unvorstellbar, daß der jemandem was zuleide tun könnte.«
    »Na, und was war so lustig?« fragte Jennifer lächelnd, bereit, sich über seine Geschichte zu amüsieren.
    Gail sah ihren Mann über den Tisch hinweg an und versuchte, ein interessiertes Gesicht zu machen, doch in Gedanken saß sie bereits hinter dem Steuer ihres Wagens.
    »Tja, anscheinend ist jemand bei den Besitzern des Hundes eingebrochen. Alle schliefen. Der Hund war unten im Flur, wo er seinen Schlafplatz hatte. Alles blieb ruhig. Aber als Mr. und Mrs. Simpson am nächsten Morgen hinunterkamen, hatte man ihnen das halbe Haus ausgeräumt. Und der verdammte Köter saß da und wedelte mit dem Schwanz. Er hatte die ganze Nacht keinen Laut von sich gegeben. Nicht ein einziges Mal gebellt. Die Einbrecher hatten in aller Seelenruhe absahnen können. Na, die Simpsons riefen die Polizei, und die kam auch gleich. Und stellt euch vor, der Hund hat einen Polizisten gebissen!«
    Jennifer quietschte vor Vergnügen.
    Gail blickte Jack unverwandt freundlich an, zeigte aber sonst keinerlei Reaktion.
    »Mom, das ist ′ne lustige Geschichte, findest du nicht auch?« fragte Jennifer.
    »Was?« Gail schrak auf und kehrte in die Realität zurück. »Entschuldigt, aber ich war nicht bei der Sache. Ich hab’ die Pointe nicht mitgekriegt.«
    Jack schüttelte den Kopf. »Es war nichts Wichtiges.«
    »Kommt ziemlich oft vor in letzter Zeit, daß du nicht bei der Sache bist«, maulte Jennifer.
    »Tut mir leid«, sagte Gail aufrichtig. »Erzähl die Geschichte noch mal, Jack. Ich möchte sie gern hören, bestimmt.«
    Gehorsam wiederholte Jack den bescheidenen Witz, und Gail konzentrierte sich fest aufs Zuhören. Doch jetzt fehlte seiner Erzählung die Spontaneität, und als er geendet hatte, lachte niemand.
»Wahrscheinlich hättest du dabeisein müssen«, meinte Jack, unverhohlene Enttäuschung in der Stimme.
    »Nein«, widersprach Gail matt, »es war eine sehr gute Geschichte. Der Hund hat den Polizisten gebissen. Das ist wirklich lustig.«
    »Ich muß gehen.« Jennifers Stimme verriet ihren Ärger. Sie stand auf, beugte sich vor und küßte ihre Mutter auf die Stirn. »Bis später.«
    »Wiedersehen, Baby«, sagte Gail. »Gib gut auf dich acht.«
    Jennifer, die schon auf dem Weg nach draußen war, blieb an der Küchentür stehen. »Ich bin kein Baby, Mom«, sagte sie bedächtig.
    »Nein, natürlich nicht«, bestätigte Gail. »Was sollte denn das heißen?« wandte sie sich an Jack, sobald die Haustür hinter ihrer Tochter ins Schloß gefallen war.
    »Jennifer behauptet, du behandeltest sie neuerdings wie ein kleines Kind.«
    »Wie ein kleines Kind? Bloß weil ich >Baby< zu ihr sage? Es ist ein Kosewort, weiter nichts. Das weißt du doch. Und sie weiß es auch. Ich hab’ sie schon immer >Baby< gerufen oder >Spatz< und...«
    »Das war vorher. Sie hatte nichts dagegen, daß du sie >Baby< nanntest, solange sie das Gefühl hatte, du behandelst sie wie eine Erwachsene.«
    »Sie ist aber nicht erwachsen. Sie ist doch erst sechzehn.«
    Jack zuckte die Achseln. »Ich will nicht mit dir streiten. Du hast mich gefragt, was mit Jennifer los ist.«
    »Was noch? Offenbar hat sie dir gründlich ihr Herz ausgeschüttet.«
    »Das ist alles.«
    »Jack...«
    »Sie ist ein bißchen verletzt, weil du nicht mehr Interesse für ihre Arbeit bei ihrem Vater gezeigt hast. Sie sagt, sie hätte verschiedene Male versucht, dir von ihren Erlebnissen mit Mark zu
erzählen, aber du würdest buchstäblich wegtreten, wenn sie mitten drin ist. Sie hat Angst, du seist böse auf sie.«
    »Warum sollte ich ihr böse sein?«
    »Sie denkt, es paßt dir vielleicht nicht, daß sie für Mark arbeitet.«
    »Das ist doch albern. Sie müßte wissen, daß mir das nichts ausmacht.«
    »Außerdem hat sie Angst, du könntest ihr böse sein wegen der Sache mit Cindy, von der sie dir erzählt hat, daß sie gemein zu ihr gewesen ist...«
    Auf einmal verlor Gail die Geduld. »Das ist lächerlich. Sie weiß, was ich davon halte. Wir haben es besprochen. Ich hab’ ihr gesagt...«
    »Dann sag’s ihr eben noch mal. Sie braucht

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