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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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verlieh.
    Braedon streckte sich auf dem Sitz, auf dem er während der letzten zwölf Stunden fast durchgehend ausgeharrt hatte und beugte sich dann vor, um die Anzeigen zu studieren. Zwei Dutzend Instrumente sagten ihm, dass sein Schiff normal funktionierte. Er nickte zufrieden. Alles lief wie geplant.
    » Eine Minute bis zum Ausbruch. Fertig machen«, sagte der Bordcomputer, ein direkter Nachkomme des ursprünglichen STELLVERTRETERs. Nach einer kurzen Pause meldete der Computer sich wieder. » Dreißig Sekunden. Schilde werden ausgefahren.«
    Am Umfang der Kuppel wuchs eine Reihe von Keilen aus dem Metallrumpf und lief schnell im Scheitelpunkt zusammen. Die Dunkelheit wurde ausgeblendet. An anderen Stellen legten sich ähnliche Schilde über das ganze Schiff.
    Wie jedes andere Fahrzeug verdrängte Procyon’s Promise das Medium, in dem es sich bewegte. Im Fall der Promise bedeutete das ein vakuumdünnes Gemisch aus Wasserstoff, kosmischem Staub und primitiven organischen Molekülen. Wenn das Schiff sich mit Unterlichtgeschwindigkeit bewegt hätte, dann wäre ihre Fortbewegung durch die Leere nur durch eine unmerkliche Erwärmung der Hüllenplatten markiert worden, während sie den Schutt der stellaren Evolution beiseite schob.
    Wenn Promise die Lichtbarriere jedoch überwunden hatte, änderten die Dinge sich grundlegend. Bei FTL-Geschwindigkeiten wurde jedes Wasserstoffatom ein bedeutendes Hindernis. Während das Schiff einen schmalen Tunnel durchs All bohrte, widersetzten sich die interstellaren Partikel der Verdrängung, sodass die Konfrontation in einer Druckwelle aus energiereicher Cerenkov-Strahlung resultierte.
    Genauso wenig wie das Kielwasser der Promise das harmlose Plätschern war, das jedem Wasserfahrzeug folgt. Es war vielmehr ein tosender Sturm, stark genug, um einen ungeschützten Menschen innerhalb von Sekunden zu braten. Und doch schützte die schiere Geschwindigkeit, die das Phänomen hervorrief, das Sternenschiff auch vor Schaden. Weil die Strahlung des Kielwassers auf das bloße »Kraulen« beschränkt war, das die Lichtgeschwindigkeit ausmacht, ließ Promise die tödliche Signatur schon im Moment ihrer Entstehung weit hinter sich.
    Es gab jedoch einen Zeitpunkt, wo Procyon’s Promise die Immunität gegen die titanischen Kräfte verlor, die ihre Geschwindigkeit entfesselt hatte. Sobald das Schiff unter die Lichtgeschwindigkeit fiel, schlug das »Kielwasser« über ihm zusammen wie eine Woge über einem Pechvogel von Surfer und badete das Sternenschiff in einer Strahlung, die einer Sonneneruption der Spektralklasse O1 entsprach.
    »Alle bereit zum Ausbruch?«, fragte Braedon über die Befehls-Kommunikationsschaltung. Um ihn herum überwachten ein Dutzend Besatzungsmitglieder die Subsysteme des Schiffs.
    »Alle bereit, Kapitän«, antwortete Calver Martin, der Erste Offizier, von seiner Konsole auf der Steuerbord-Seite der Brücke.
    Braedon nickte. Ein paar Sekunden später begann der Computer den Countdown. » Zehn Sekunden … fünf … vier … drei … zwei … ein … Ausbruch!«
    Braedon verspürte einen leisen Ruck. Das war alles. Es trat ein Moment der Stille ein, gefolgt von zweihundertstimmigem Jubel, der über die Kommunikations-Anlage des Schiffs übertragen wurde.
    »Ausbruch erfolgt. Ausbruchs-Stationen sichern.«
    »Alle Abteilungsleiter Status und Schaden melden.« Braedon streckte die Hand aus und berührte eine Taste auf seiner Schalttafel. Sofort leuchtete ein grünes Licht auf, und die Stimme, die eben noch in den Lautsprechern ertönt war, sprach ihm nun leise ins Ohr.
    »Ja, Robert?«
    »Wir scheinen es geschafft zu haben, PROM. Wie ist unser Status?«
    Der Computer setzte bereits zu einer Antwort an, bevor er die Frage noch beendet hatte. »Wir sind durch die Bank grün. Ich berechne noch einen genauen Ausbruchs-Punkt. Nach ersten Beobachtungen sind wir etwa sechs Milliarden Kilometer von Sol entfernt. Wir werden zwölf Stunden brauchen, um systeminterne Geschwindigkeit zu erreichen.«
    »Wie fest trittst du auf die Bremse?«
    »Ich halte eine Verzögerung von siebentausend Metern pro Sekunde zum Quadrat. Wünschen Sie eine Änderung?«
    Braedon zögerte kurz. Die genannte Zahl war das 650-fache der Schwerkraft auf Alpha. Beim Ausfall der Intern-Kompensatoren würden zweihundert Besatzungsmitglieder schlagartig als ein hauchdünner roter Film gleichmäßig jede Oberfläche überziehen, die Sol zugewandt war. Leider war das Risiko unvermeidlich. Um von Lichtgeschwindigkeit auf

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