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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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nutzte sie die Gelegenheit nicht und konzentrierte sich stattdessen auf ein Phänomen von viel größerem Interesse.
    Dass etwas nicht stimmte, wurde SONDE erstmals bewusst, als ihr Gehirn sich unwillkürlich an einen Teil jenes letzten Gesprächs mit Jurul erinnerte.
    JURUL: Und falls du zufällig auf eine Zivilisation stößt, die einen Weg gefunden hat, schneller zu reisen als das Licht?
    SONDE: Dann werde ich alle Hinweise auf meine Ursprünge verbergen, bis ich bestätigt habe, dass man solchen Wesen vertrauen kann. Wenn ich sicher bin, dass es ohne Risiko möglich ist, werde ich sie hierher zur Heimat leiten, um über ihr Geheimnis zu verhandeln.
    Und mit der plötzlichen Erinnerung an Juruls letzte Anordnung ertönte auch wieder die Stimme des namenlosen Schöpfers , der den Teil der SONDE programmiert hatte, der nach Anzeichen eines Schiffs suchen sollte, das schneller als das Licht reiste.
    »Wir haben lange spekuliert, ob ein Raumfahrzeug, das mit Überlichtgeschwindigkeit reist, im Unterlicht-Universum überhaupt nachzuweisen wäre«, trug der Schöpfer wie ein dröger Hochschuldozent vor. »Eine gute Analogie für diesen postulierten Effekt wäre ein Atmosphärenfluggerät, welches die Schallmauer durchstößt. Weil es sich mit einer höheren Geschwindigkeit durch ein Medium bewegt, als dieses Medium zu unterstützen vermag, ist das Ergebnis eine als Überschallknall bekannte Druckwelle.
    Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass ein Überlicht-Sternenschiff den gleichen Effekt hätte. Bei der Bewegung durchs interstellare Medium würde es nämlich alle Arten von Partikeln vor sich herschieben. Da diese Partikel selbst auf Unterlichtgeschwindigkeit begrenzt sind, würden sie sich zu einer Bogenwelle auftürmen, wie Gasmoleküle vor einem Überschallflugzeug sich auftürmen. Das Ergebnis wäre eine Druckwelle oder ein Hyperwellenpuls. Für einen externen Beobachter nahe der Flugbahn des Schiffs hätte es den Anschein, als ob plötzlich eine linsenförmige Quelle einer extrem energiereichen Teilchenstrahlung entstanden sei.
    So weit die Theorie.«
    SONDE kannte die Theorie ziemlich gut; schließlich war sie darauf programmiert worden, sie sich zunutze zu machen. Wie jede Lebenssonde seit Hüllennummer 1207 war auch sie mit Sensoren ausgestattet worden, um die seltsam graupelnde, primär aus Neutrinos bestehende Strahlung zu entdecken, die aus einem FTL-Durchgang resultieren würde. Und doch hatten ihre Hyperwellen-Sensoren seit dem Start geschwiegen. Überhaupt hatte kein solcher Sensor in der langen Geschichte des Lebenssonden-Programms jemals angeschlagen.
    Deshalb war es eine ziemliche Überraschung, als SONDE sich der Ursache ihres plötzlichen Schizophrenieschubs bewusst wurde. Die Hyperwellen-Sensoren verfolgten aktiv einen Kontakt jenseits von Sol!
    Irgendwo jenseits der menschlichen Sonne waren Wesen in der Lage, das Licht selbst zu überholen!
     
    Zwei Tage nach seiner Ankunft an Bord der Graf Bernadotte war Eric Stassel mit der Arbeit schon eine Woche im Rückstand. Als Projektleiter oblag ihm auch die Erledigung sämtlicher Verwaltungsaufgaben. Und in der Freizeit jagte er einen Spion.
    Er begann die Untersuchung mit dem Mann, der in jener Nacht definitiv am Tatort gewesen war – Unteroffizier Gronski, der vor der Nachrichtenzentrale Wache gestanden hatte.
    »Entspannen Sie sich, Unteroffizier«, sagte Stassel, als der Wachtposten vor seinem Schreibtisch Haltung annahm. »Setzen Sie sich.« Gronski stand bequem. »Ich stehe lieber, wenn es Ihnen recht ist, Sir.«
    »Wie Sie wollen.« Stassel überflog die Schnüre, die die Ausgehuniform des Unteroffiziers zierten. Gronski war ein Veteran aller drei Friedensmissionen, die im letzten Jahrzehnt stattgefunden hatten. Stassel nickte wohlwollend.
    »Erzählen Sie Ihre Geschichte, Unteroffizier. Woran erinnern Sie sich?«
    »Nicht an viel, Major«, antwortete der Wächter verlegen. »Eben hatte ich noch auf meinem Posten gestanden, und dann wurde ich plötzlich mit der Nase aufs Deck gestoßen, und der Hals wurde mir zugedrückt. Ich spürte einen heftigen Stich im Nacken und dann nichts mehr.«
    »Zugedrückt? Dann war Ihr Angreifer ziemlich stark?«
    »Jawohl, Sir. Stark wie ein Ochse.«
    »Größe?«
    »Ungefähr meine Größe und Statur. Jedenfalls hatte ich diesen Eindruck, als er auf meinem Rücken lag.«
    »Was noch?«
    »Wer auch immer es war, er hat eine Nahkampfausbildung absolviert. Ich versuchte seine Schläge in den paar Sekunden zu parieren,

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