Lebensstrahlen
eine der blinkenden Stützsäulen und fragte: »Was soll das hier, Monsieur Bigot?«
»Es ist wegen der Hochspannung nötig«, beeilte sich der Franzose zu erklären. »Für jemand, der mit der Apparatur nicht genau vertraut ist, wäre es gefährlich, diesen Raum zu betreten.«
»Ich will aber unsere Proben selbst in den Apparat legen«, widersprach Spranger und beharrte darauf, obwohl Kelly es ihm auszureden versuchte und auf Mr. Hartford als ihren zuverlässigen Experten hinwies.
Nur schwer vermochte Monsieur Bigot auch seine Überraschung zu verbergen, als Spranger die Bleiplättchen zum Vorschein brachte, die er von Eisenlohr bekommen hatte, und erst nach langem Hin und Her kam man zu einer Einigung.
Gut, Mr. Spranger sollte bei abgeschaltetem Strom seine Proben einlegen und auch wieder herausnehmen. Doch während die Röhre mit Hochspannung arbeitete, dürfe er sich unmöglich in dem abgesperrten Raum aufhalten, entschied Monsieur Bigot schließlich, und auf Kellys Zureden gab sich Spranger damit zufrieden. Nach den Anweisungen Bigots legte er eins der Plättchen in die Apparatur und ließ sich dann neben Kelly auf einen Sessel nieder, während Bigot den Strom einschaltete und danach zu Mr. Hartford zurückkehrte.
Eine Viertelstunde hindurch mußte nach den Angaben Bigots die Strahlung auf das Blei wirken. Keinen Blick ließ Spranger während der Zeit von Hartford und Bigot. Etwas spärlich dünkte ihm dabei die Beleuchtung des Raumes.
»Die fünfzehn Minuten sind um!« rief er jetzt. Sofort ging Bigot zur Wand, um den Strom abzuschalten. Unmittelbar danach stürzte Spranger zu der Elektronenbank hin und zog das Bleiplättchen aus dem Apparat. Goldig hell blinkte es in der Mitte der kleinen grauen Scheibe. Noch während er draufstarrte, trat Kelly zu ihm, fragte: »Ist es gelungen, Spranger?« sah dann schärfer hin und nahm ihm das Scheibchen aus den Händen, in dem Augenblick, als auch Bigot von der Schaltwand zurückkam.
»Sehen Sie nur, Monsieur Bigot!« stieß Kelly erregt hervor.
Der Franzose schien nicht überrascht zu sein. »Ich habe diesen Fortschritt erwartet, Mister Kelly«, sagte er ruhig. »Wir haben Fortschritte in der Beherrschung der Strahlung gemacht.
Die Umwandlung erfolgt jetzt konzentrierter und tiefergehend.
Ich denke, Sie können mit dem Ergebnis zufrieden sein.«
Spranger hatte das Plättchen wieder an sich genommen. War das wirklich dasselbe Stück, das er vorhin in den Apparat gelegt hatte? Er griff in die Tasche, zog eins der anderen Bleiplättchen heraus, hielt es daneben, verglich. Genau stimmten sie nach Größe und Dicke überein.
Trotzdem wollte er sich noch nicht zufriedengeben und verlangte einen zweiten Versuch.
»Wie Sie wünschen, Mister Spranger«, sagte Bigot mit unerschütterlicher Ruhe, und noch einmal wiederholte sich das gleiche Schauspiel.
»Sind Sie jetzt überzeugt, Sie ungläubiger Thomas?« fragte ihn Kelly.
Unwillkürlich kam Spranger eine Ermahnung Brucks in Erinnerung: »Lassen Sie sich den Versuch wenigstens dreimal vorführen«, hatte der Doktor gesagt.
»Hallo, Spranger! Wie denken Sie über die Sache?« fragte ihn sein Partner.
»Aller guten Dinge sind drei, Kelly!« Spranger zog ein neues Bleiplättchen aus der Tasche. Kelly schüttelte unwillig den Kopf. Die Hartnäckigkeit Sprangers ärgerte ihn, und er bemühte sich, sie ihm auszureden. Dabei wandten die beiden Amerikaner für kurze Zeit Bigot und Hartford den Rücken zu und bemerkten nicht, daß sie miteinander flüsterten.
»Wir können den Versuch jetzt wiederholen«, klang die Stimme Bigots zwischen die Worte Kellys. Der wollte noch etwas sagen, aber Spranger unterbrach ihn:
»All right, Monsieur Bigot, noch ein drittes Mal, dann werden wir unsere Entschlüsse fassen.«
Zum dritten Male ging der Versuch vonstatten und verlief ebenso wie bei den beiden vorangegangenen Malen.
»Wünschen die Herren noch einen vierten Versuch«, fragte Bigot geschmeidig.
»Danke, Monsieur Bigot! Was wir jetzt haben, genügt uns.
Ich muß die Angelegenheit nun mit Mister Kelly besprechen.
Wir könnten dann vielleicht morgen zur Besprechung eines Vorvertrages zusammenkommen.«
Obwohl Spranger die Worte in einem freundschaftlichen Ton sprach, konnte Bigot seine Enttäuschung nur mit Mühe verbergen. Er hatte nach den gelungenen Versuchen einen schnellen Abschluß erwartet. Kaum hatten die beiden Inhaber der Firma Kelly and Company das Haus verlassen, als er Hartford gegenüber seinem Unmut Luft
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