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Lebensstrahlen

Titel: Lebensstrahlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Gelegenheit, die Sache sofort auszuprobieren.
    Freilich hatte er Bigot Verschwiegenheit gelobt. Nun, ein unverfänglicher Vorwand würde sich leicht finden lassen.
    »Wo haben Sie so lange gesteckt?« fragte ihn Spranger, als er gegen Abend in das Hotel zurückkam.
    »War eine schwere Sitzung! Zwei Stunden habe ich auf dem Marterstuhl aushalten müssen. Vier neue Plomben hat mir der Dentist gemacht! Kommen Sie her, sehen Sie sich die Sache mal an!« Er riß den Mund auf.
    »Offen gesagt, mein Geschmack ist’s nicht. Ich hätte Porzellan vorgezogen. Ich finde es zu auffallend. Der Mann hat Ihnen ja ein kleines Goldbergwerk in Ihre Zähne gepflastert!« meinte Spranger.
    »Es ist Gold aus dem Laboratorium von Bigot, das dazu benutzt wurde«, sagte Kelly.
    »Gold von Bigot?« Spranger sah ihn mißtrauisch an. »Ob das gerade klug von Ihnen war? Ich weiß nicht, Kelly …!«
    »Was wollen Sie, Spranger? Der Dentist war entzückt von dem Gold. Er hätte brennend gern mehr davon gehabt. Fragte mich, ob ich ihm nicht etwas besorgen könnte.«
    »Sie haben es hoffentlich abgelehnt?«
    »Selbstverständlich! Ich denke gar nicht daran. Den Rest habe ich wieder mitgenommen. Da, hier ist er.« Er reichte Spranger das Röhrchen, in dem sich noch gut eine Messerspitze jenes Goldpulvers befand. »Falls Sie auch einmal Bedarf haben.
    Ich kann es Ihnen nur empfehlen.«
    »Danke schön, Kelly! Vielleicht werde ich einmal Gebrauch davon machen«, sagte Spranger und nahm das Gläschen an sich.
    *

»Na, Holthoff, wie steht’s bei Ihnen?« fragte Eisenlohr seinen Assistenten.
    Dr. Holthoff machte einen überarbeiteten Eindruck.
    »Wir sind bei der Probe Nummer einhundertachtzig, Herr Eisenlohr.«
    »Also Aussicht, daß Sie mit der Geschichte bald zu Ende kommen. Ich verstehe nicht, warum Braun sich darauf versteift, alle diese Proben durchzuarbeiten.«
    »Ich habe es zuerst auch nicht recht einsehen wollen, Herr Eisenlohr. Aber nach den letzten Beobachtungen bereue ich die Arbeit nicht mehr. Gerade die Proben, die wir zuletzt vornahmen, zeigen ganz eigenartige, von den früheren abweichende Erscheinungen.«
    Eisenlohr wurde neugierig. »Abweichend, Herr Holthoff? Es muß doch immer dasselbe sein: Molekularbewegungen – amöboide Bewegungen – Amöben und im günstigsten Falle vollständige Zellen.«
    »Ich habe es auch geglaubt, Herr Eisenlohr, bis wir zu dieser Probe Nummer einhundertachtzig kamen.«
    »Ist es da anders gewesen, Holthoff?«
    »Es kam anders. Es entstanden natürlich auch Zellen. Aber sie blieben nicht isoliert. Sie fügten sich zu größeren Gebilden zusammen. Es entstanden Zellenkolonien, aus denen man die Formen gewisser Urtiere herauslesen könnte.«
    »Wo haben Sie die Probe, Holthoff?«
    »Braun hat sie unten im Brutschrank.«
    »Die Probe Nummer einhundertachtzig muß aufgehoben werden. Die wollen wir uns später selber vornehmen. In ein paar Tagen muß Braun doch mit seinem Kram fertig sein.«
    Damit verließ Eisenlohr das Laboratorium und ging in Brucks Zimmer.
    Er fand ihn in die Lektüre einer französischen Zeitung vertieft, warf einen Blick darauf und meinte leichthin: »Was sagen Sie dazu, Bruck? Sprangers Partner ist dem Schwindler doch mit fünfzigtausend Doller auf den Leim gegangen. Trotz einer telegrafischen Warnung von hier. Man sollte es kaum für möglich halten!«
    »Fünfzigtausend, Herr Eisenlohr? In der Zeitung steht etwas von einer Million!«
    »Stimmt nicht, Bruck. So naiv ist Mister Kelly denn doch nicht gewesen. Aber auch fünfzigtausend sind schmerzlich.«
    Brucks Gedanken liefen im Wirbel durcheinander. Von einer Million schrieb die Zeitung; von einer Million hatte auch Bigot zu ihm gesprochen. Wie war das, wenn’s nur fünfzigtausend waren? Würde Bigot denn noch neunhundertfünfzigtausend für sich allein abziehen dürfen, bevor er einen Dollar an ihn, Bruck, auszahlte?
    Würde der Franzose überhaupt noch etwas von den Amerikanern bekommen, nachdem die Zeitungen den Schwindel an die große Glocke gehängt hatten?
    Immer zweifelhafter erschien ihm der Wert jenes Vertrages und der Wechsel Bigots, die er in seiner Brieftasche trug.
    Die Stimme Eisenlohrs gab seinen Gedanken eine andere Richtung.
    »Kommen Sie mit, Bruck! Wir wollen zusammen an den Teich gehen. Mal sehen, was es da gibt.«
    Gefolgt von Bruck ging Eisenlohr erst in sein eigenes Zimmer und schaltete dort die Hochspannungsleitung nach dem Teich hin aus. Dann griff er nach seiner Reisetasche und machte sich mit dem

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